Gefahr

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Gefahr (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Gefahr die Gefahren
Genitiv der Gefahr der Gefahren
Dativ der Gefahr den Gefahren
Akkusativ die Gefahr die Gefahren
[1] Verkehrszeichen für Gefahr
[1] Gefahren im Straßenverkehr durch kurvige Straßen, Serpentinen, Steinschlag, Schnee und Eis
[1] Gefahr einer biologischen Verseuchung

Worttrennung:

Ge·fahr, Plural: Ge·fah·ren

Aussprache:

IPA: [ɡəˈfaːɐ̯]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Gefahr (Info), Lautsprecherbild Gefahr (Österreich) (Info)
Reime: -aːɐ̯

Bedeutungen:

[1] die Möglichkeit, dass Schaden oder eine Verletzung entsteht

Herkunft:

Dem heutigen Substantiv Gefahr ist das mittelhochdeutsche gevāre → gmh ‚Hinterlist, Betrug‘ vorausgegangen.[1][2] Bei dieser seit dem 15. Jahrhundert bezeugten Form[2] handelt es sich um eine verstärkende Präfixbildung zum althochdeutschen fāra → goh ‚Hinterhalt, Nachstellung, Hinterlist‘ aus dem 9. Jahrhundert sowie zum mittelhochdeutschen vāre → gmh ‚Nachstellung, Hinterlist, Falschheit, Betrug, Gefahr, Furcht‘[1]. Hierher gehören außerdem das bis ins 18. Jahrhundert vorkommende neuhochdeutsche Fahr, das altsächsische fār → gem, fāra → gemAufruhr, Nachstellung‘, das mittelniederdeutsche vāre → gml, das mittelniederländische vāre → dum, vaer → dum, das altenglische fǣr → ang, das englische fear → enFurcht‘ und schließlich das altnordische fār → nonFeindschaft, Gefahr, Schaden‘.[1] All diese Formen sind vermutlich gemeinsam mit dem altgriechischen Substantiv πεῖρα (peira→ grc ‚Erfahrung, Versuch‘, dem altgriechischen Verb πειρᾶν (peiran→ grc ‚versuchen‘, dem lateinischen Verb experīrī → laprüfen, versuchen‘ und dem lateinischen Substantiv perīculum → la ‚Gefahr, Probe, Prozess, Versuch’ auf die indoeuropäische Wurzel *per- → ine in der Bedeutung ‚Gefahr, probieren, riskieren, versuchen‘ zurückzuführen.[1] Die heutige Bedeutung ‚drohendes Unheil‘ dürfte ausgehend von einer Ursprungsbedeutung ‚hinterlistiger Versuch‘ über ‚Nachstellung‘ entstanden sein.[1]

Synonyme:

[1] Bedrohung, Bedrängnis, Gefährdung, Gefährlichkeit, Risiko, Unsicherheit

Gegenwörter:

[1] Sicherheit

Oberbegriffe:

[1] Unheil

Unterbegriffe:

[1] Abstiegsgefahr, Absturzgefahr, AIDS-Gefahr, Anschlagsgefahr, Ansteckungsgefahr, Aquaplaninggefahr, Blitzgefahr, Brandgefahr, Bruchgefahr, Eigengefahr, Einsturzgefahr, Erkältungsgefahr, Erstickungsgefahr, Erdbebengefahr, Explosionsgefahr, Feuergefahr, Fluchtgefahr, Frostgefahr, Gesundheitsgefahr, Gewittergefahr, Glatteisgefahr, Glättegefahr, Hauptgefahr, Hochwassergefahr, Infektionsgefahr, Inflationsgefahr, Insolvenzgefahr, Krebsgefahr, Kriegsgefahr, Lawinengefahr, Lebensgefahr, Naturgefahr, Regenbogengefahr, Rückfallgefahr, Rückschlagsgefahr, Rutschgefahr, Selbstmordgefahr, Seuchengefahr, Sicherheitsgefahr, Staugefahr, Steinschlaggefahr, Sturzgefahr, Suchtgefahr, Suizidgefahr, Tiergefahr, Terrorgefahr, Terrorismusgefahr, Todesgefahr, Torgefahr, Überflutungsgefahr, Überhitzungsgefahr, Überschwemmungsgefahr, Übertragungsgefahr, Unfallgefahr, Verdunkelungsgefahr (Verdunklungsgefahr), Vereisungsgefahr, Vergiftungsgefahr, Verkehrsgefahr, Verletzungsgefahr, Verwechslungsgefahr, Virengefahr, Waldbrandgefahr, Wiederholungsgefahr

Beispiele:

[1] Viele fürchten die Gefahr der Atomkraftwerke.
[1] Die größte Gefahr im Leben ist, daß man zu vorsichtig wird. (Alfred Adler)
[1] „Bald kennen die Steuermänner die Strömungen und Gefahren auf der Fahrt zwischen Nordeuropa und Island besser, ist die Route weniger risikoreich als zuvor.“[3]
[1] „Zu oft werden die Gefahren beim Bergsteigen von Laien unterschätzt, sagt Ernst Vogt, Leiter der Bergsteigerredaktion beim Bayerischen Rundfunk.“[4]
[1] „Stellt Wagemut eine Initiativkraft dar, die befähigt, trotz Bedrohung und Angst ein Wagnis einzugehen, so äußert sich in der Tapferkeit eine Dulderkraft, die es ermöglicht, die Gefahren standhaft durchzustehen.“[5]
[1] „Katzenliebhaber werden es nicht gerne hören, aber zu den bedeutendsten Gefahren für den Vogelbestand zählen heute Hauskatzen.“[6]

Redewendungen:

auf eigene Gefahr
der Gefahr ins Auge sehen - mutig/tapfer sein
es ist Gefahr in Verzug - ein Unheil droht, eine Gefahr besteht
Gefahr laufen

Sprichwörter:

wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um - Wer aus eigenem Antrieb eine Gefährdung in Kauf nimmt, muss sich nicht wundern, wenn ihm ein Schaden daraus entsteht

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine Gefahr abwehren, eine Gefahr abwenden, sich einer Gefahr aussetzen, eine Gefahr bannen, sich in Gefahr begeben, Gefahren bergen, eine Gefahr beseitigen, jemanden/etwas in Gefahr bringen, eine Gefahr für jemanden/etwas darstellen, eine Gefahr droht für jemanden/etwas, eine Gefahr eindämmen, einer Gefahr entgegentreten, einer Gefahr entgehen, die Gefahr erhöhen, eine Gefahr erkennen, einer Gefahr erliegen, eine Gefahr fürchten, eine Gefahr heraufbeschwören, eine Gefahr herunterspielen, Gefahr laufen (, dass etwas passiert), eine Gefahr meiden, eine Gefahr mindern, eine Gefahr in Kauf nehmen, eine Gefahr sehen, in Gefahr schweben, eine Gefahr umgehen, eine Gefahr unterschätzen, eine Gefahr verharmlosen, eine Gefahr vermeiden, eine Gefahr verringern, einer Gefahr vorbeugen, eine Gefahr wittern
[1] eine abstrakte Gefahr, eine sich abzeichnende Gefahr, eine akute Gefahr sein, eine allgegenwärtige Gefahr darstellen, eine von etwas/jemandem ausgehende Gefahr sein, eine augenscheinliche Gefahr sein, außer Gefahr sein, eine bekannte Gefahr, eine viel beschworene Gefahr sein, eine besondere Gefahr sein, eine drohende Gefahr, eine echte Gefahr sein, auf eigene Gefahr, die eigentliche Gefahr, eine erhebliche Gefahr sein, in erhöhter Gefahr sein, eine erkennbare Gefahr sein, in ernster Gefahr sein, eine ernsthafte Gefahr sein, eine gebannte Gefahr, die gegenwärtigen Gefahren, figurativ: die gelbe Gefahr (= die Chinesen), gesundheitliche Gefahren, eine stellt (nur) eine geringe Gefahr dar, in großer Gefahr sein, in Gefahr sein, eine kalkulierbare Gefahr, (nur) eine kleine Gefahr sein, die kommunistische Gefahr, eine konkrete Gefahr sein, etwas stellt eine latente Gefahr dar, die lauernden Gefahren, die möglichen Gefahren, eine naheliegende Gefahr, ohne Gefahr sein, eine potentielle Gefahr sein, eine potenzielle Gefahr sein, eine reale Gefahr darstellen, eine riesengroße Gefahr sein, eine riesige Gefahr sein, eine sichtbare Gefahr, eine ständige Gefahr sein, die tatsächlichen Gefahren, die terroristischen Gefahren, eine tödliche Gefahr sein, eine unmittelbare Gefahr sein, etwas ist eine unterschätzte Gefahr, etwas ist eine unübersehbare Gefahr, die damit verbundenen Gefahren, eine vermeintliche Gefahr sein, eine wachsende Gefahr sein, die wirklichen Gefahren, die äußeren Gefahren, übertriebene Gefahren
[1] Biologie, Medizin: die Gefahr der Ansteckung, die Gefahr des Ausbruchs (einer Epidemie, Seuche, eines Vulkans), die Gefahr der Ausbreitung von … (Cholera, Malaria, Typhus, …), die Gefahren der Gentechnik, etwas ist eine Gefahr für die Gesundheits, die Gefahr einer Infektion, die Gefahren des Rauchens, die Gefahr eines Rückfalls, die Gefahr von Seuchen, die Gefahr der Übertragung (einer Krankheit)
[1] Militär, Polizei, Sicherheit: die Gefahr eines Angriffs, die Gefahr eines Anschlags, die Gefahr eines Atomkrieges, die Gefahr eines Bürgerkrieges, die Gefahr einer Destabilisierung, die Gefahr einer Eskalation, die Gefahr einer Explosion, die Gefahr eines Konflikts, die Gefahr einer Konfrontation, die Gefahr eines Krieges, die Gefahr eines Terroranschlages, die Gefahren des Terrorismus
[1] Wirtschaft: etwas ist eine Gefahr für die Arbeitsplätze, Gefahren für den Aufschwung darstellen, die Gefahr einer Deflation, die Gefahr der Inflations, eine Gefahr für die Konjunktur, Gefahren für die Preisstabilität, die Gefahr einer Rezession, die Gefahr eines Verlustes, eine Gefahr für die Weltwirtschaft, figurativ: die Gefahr einer Überhitzung (der Wirtschaft), die Gefahr der Übernahme (einer Firma, eines Unternehmens)
[1] Recht: Gefahr im Verzug, Gefahr in Verzug
[1] die Abwendung von Gefahr, etwas ist eine Gefahr für die Allgemeinheit , im Angesicht der Gefahr, etwas ist eine Gefahr für die Anwohner, im Augenblick der Gefahr, das Ausmaß der Gefahr, die Bekämpfung der Gefahr, die Beseitigung der Gefahr, etwas ist eine Gefahr für die Bevölkerung, etwas ist eine Gefahr für die Demokratie, die Eindämmung der Gefahr, das Erkennen einer Gefahr, etwas ist eine Gefahr für die Freiheit, etwas ist eine Gefahr für die Gesellschaft, etwas ist eine Gefahr für den Frieden, eine Gefahr für das Grundwasser, eine Gefahr für Leib und Leben, eine Gefahr für die Menschheit, die Gefahr des Missbrauchs von …, eine Gefahr für die Pressefreiheit, eine Gefahr für den Rechtsstaat, die Gefahr eines Rückschlags, die Gefahr des Scheiterns, die Gefahr einer Spaltung, eine Gefahr im Straßenverkehr sein, eine Gefahr für die Umwelt, die Gefahr der Unterschätzung von jemandem/etwas, die Gefahr der Verbreitung von … (Atomwaffen, Kinderpornografie, Massenvernichtungswaffen, Seuchen, …), die Verharmlosung einer Gefahr, eine Gefahr für den Weltfrieden, die Gefahr des Zusammenbruchs, eine Gefahr für den Zusammenhalt (der Gesellschaft), die Gefahr eines Zusammenstoßes (von Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen), die Übertreibung einer Gefahr
[1] auf die Gefahr hin, dass…

Wortbildungen:

Adjektive: gefahrdrohend, gefahrenscheu, gefahrenträchtig, gefahrenumwittert, gefährlich, gefahrlos, gefahrverkündend, gefahrvoll, ungefährlich
Substantive: Gefahrenabwehr, Gefahrenbereich, Gefahrenfeuer, Gefahrengebiet, Gefahrengemeinschaft, Gefahrengelde, Gefahrengrenze, Gefahrenherd, Gefahrenklasse, Gefahrenlage, Gefahrenmoment, Gefahrenpotenzial, Gefahrenpunkt, Gefahrenquelle, Gefahrensignal, Gefahrensituation, Gefahrenstelle, Gefahrensymbol, Gefahrenzone, Gefahrenzulage, Gefahrgut, Gefahrstelle
Verb: gefährden

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Gefahr
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Gefahr
[1] Goethe-Wörterbuch „Gefahr
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gefahr
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGefahr

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „Gefahr“, Seite 408.
  2. 2,0 2,1 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, „Gefahr“, Seite 337.
  3. Johannes Schneider: Die Siedler der Eisinsel. In: GeoEpoche: Die Wikinger. Nummer Heft 53, 2012, Seite 102-112, Zitat Seite 107.
  4. Liane von Billerbeck: Der wichtigste Muskel beim Klettern ist das Gehirn. Abgerufen am 14. Februar 2020.
  5. Siegbert A. Warwitz: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten.. Schneider, Baltmannsweiler 2016, ISBN 978-3-8340-1620-1, Seite 42.
  6. Christoph Jehle: Energiewende: Sind Windräder der Vögel schlimmster Feind? telepolis.de, Heise Medien GmbH & Co. KG, Hannover, Deutschland, 31. Oktober 2023, abgerufen am 2. November 2023.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: gewahr, Gefach, Gefährt