gewinnen

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gewinnen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich gewinne
du gewinnst
er, sie, es gewinnt
Präteritum ich gewann
Konjunktiv II ich gewönne
gewänne
Imperativ Singular gewinn!
Plural gewinnt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
gewonnen haben
Alle weiteren Formen: Flexion:gewinnen
[2] Er hat einen Boxkampf gewonnen.
[2] Der Mann in gelb gewinnt eine Etappe bei der Tour de France.

Worttrennung:

ge·win·nen, Präteritum: ge·wann, Partizip II: ge·won·nen

Aussprache:

IPA: [ɡəˈvɪnən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild gewinnen (Info), Lautsprecherbild gewinnen (Info), Lautsprecherbild gewinnen (Österreich) (Info)
Reime: -ɪnən

Bedeutungen:

[1] transitiv: einen Wettkampf, einen Wettstreit, ein Streitgespräch oder Ähnliches zu seinem Vorteil und Nutzen entscheiden
[2] intransitiv: in einem Kampf, Wettstreit oder Ähnlichem als Sieger beziehungsweise Siegerin hervorgehen
[3] transitiv: Geld oder einen Sachwert bei einem Handel, einem Spiel oder Ähnlichem als Preis erhalten
[4] intransitiv: diesen unter [3] beschriebenen, finanziellen oder materiellen Gewinn einbringen, erbringen
[5] intransitiv: durch eigenen Aufwand, Einsatz, eigene Bemühung (und günstige Umstände) etwas Erstrebenswertes beziehungsweise Wünschenswertes erlangen
[6] transitiv, gehoben: zu einem bestimmten Ort (mühsam) gelangen
[7] transitiv: jemanden veranlassen, an etwas teilzunehmen, mitzuwirken oder sich für etwas zu verwenden, sich um etwas zu bemühen; jemanden wohlgesinnt, wohlwollend beeindrucken
[8] intransitiv: sich zu seinen Gunsten verändern
[9] intransitiv: eine Zunahme von etwas (Angestrebtem) erreichen
[10] transitiv: zumeist mineralische Rohstoffanreicherungen aus dem Erdinnern heraufholen, um diese (industriell) weiterzuverarbeiten; eine natürliche Rohstofflagerstätte (industriell) ausbeuten
[11] transitiv: etwas aus einem Naturerzeugnis entstehen lassen, hervorbringen, produzieren

Herkunft:

bezeugt im Mittelhochdeutschen gewinnen, welches auf das Althochdeutsche giwinnan „zu etwas gelangen; erlangen“ zurückgeht; dieses wiederum entstammt dem althochdeutschen Verb winnan – ursprünglich „umherziehen; nach etwas suchen“, später „kämpfen; sich anstrengen; erlangen“; ebenso belegt im Germanischen gawennan „erlangen“, im Gotischen gawinnanerleiden, leiden“, im Altsächsischen giwinnan „erlangen“ sowie im Angelsächsischen gewinnan[Quellen fehlen]
Derivation (Ableitung) des veralteten, verschwundenen Verbs winnen mit dem Präfix ge-

Synonyme:

[3] umgangssprachlich: abkassieren, einheimsen, einsacken, einstecken, einstreichen
[8] profitieren

Sinnverwandte Wörter:

[7] einnehmen
[9] zunehmen
[10] exploitieren

Gegenwörter:

[1–5, 7, 9] verlieren

Oberbegriffe:

[2, 3, 5] konkurrieren
[3, 5] empfangen
[7] überreden
[9] stärken, vergrößern
[11] erzeugen, herstellen

Unterbegriffe:

[1] erkämpfen, erringen, erobern, schlagen
[2, 3, 5] abhängen, auftrumpfen, ausstechen, bezwingen, durchsetzen, siegen, triumphieren, übertreffen, überwinden
[5] einbringen, (bildlich) herausholen, (bildlich) herausschlagen, verschaffen
[7] erobern, werben
[10] abbauen, ausbeuten, destillieren, fördern
[11] ernten

Beispiele:

[1] „Mit Aufregung gewinnt man die Prozesse nicht, laß auch meine praktischen Erfahrungen ein wenig gelten, so wie ich deine, selbst wenn sie mich überraschen, immer und auch jetzt sehr achte.“[1]
[1] „Das eine zu gewinnen, ohne das andere zu verlieren, scheint die Maxime der Polinnen zu sein.“[2]
[2] Er gewann gegen den Titelverteidiger.
[2] Möge der Bessere gewinnen!
[3] „Wer in la Lotería gewinnt, hat das große Los gezogen: eine unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die USA.“[3]
[4] Jedes siebte Los gewinnt.
[5] „»Nun ja, ich bin dir nicht fein genug, ich kenne die Subtilitäten deiner Sprache nicht, ich weiß nicht, was man in englischer oder französischer Sprache den Frauen sagen muß, um sie zu trösten. Ein anderer hätte die Kunst besser verstanden dein Vertrauen zu gewinnen, und vielleicht wäre es ihm gelungen, dein Herz, das gegen mich kalt und verschlossen bleibt, zu beruhigen. […]«“[4]
[6] „Die Sonne begann zu sinken – die Brigg wollte noch mit dem Wind, der gegen Abend gewöhnlich vom Lande strich, Golden Gate passieren und das offene Meer gewinnen.[5]
[7] „Und obgleich das alles, so wie hernach die Pfänderlösung, auf sie selbst berechnet war, so ging doch von der andern Seite niemand, besonders kein Mann, er mochte von einer Art sein, von welcher er wollte, ganz leer aus; ja es glückte ihr, einige ältere Personen von Bedeutung ganz für sich zu gewinnen, indem sie ihre eben einfallenden Geburts- und Namenstage ausgeforscht hatte und besonders feierte.“[6]
[7] „Es soll nicht leicht gewesen sein, die sonst so gefügigen Leute für die Kunst zu gewinnen.[7]
[7] „Die Initiatoren, Werber Oliver Anhuth und Logopak-Unternehmer Chris Hastings-Long, konnten den Iren gemeinsam mit anderen Künstlern wie der Band Alphaville für das Konzert gewinnen.[8]
[8] Durch eine helle Wandfarbe gewinnt ihr Raum an Weite.
[9] „Mehreren Wellen gleich hebt und senkt sich der Boden unter dem Mahnmal, während gegenläufig dazu die Betonquader von den Rändern zum Zentrum hin an Höhe gewinnen, wodurch die Anlage eine geradezu wogende Anmutung erhält.“[9]
[10] „Wer bergfreie Bodenschätze aufsuchen will, bedarf der Erlaubnis, wer bergfreie Bodenschätze gewinnen will, der Bewilligung oder des Bergwerkseigentums.“[10]
[11] „Aus 100 kg Altholz lässt sich 65-75 kg schadstoffarmes Öl gewinnen, das als Treibstoff oder als Basis für Chemierohstoffe genutzt werden kann.“[11]

Redewendungen:

[1] veraltet: es über sich gewinnen, etwas zu tun: sich überwinden, etwas zu tun
[1] bildlich: (mit etwas oder jemandem) keinen Krieg gewinnen können: (mit etwas oder jemandem) keinen Erfolg haben
[2] veraltet; von Verehrern über deren angebetete Dame: den Hof gewinnen: in besonders galanter Weise, die Gunst einer edlen Frau erringen
[3] salopp: Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen!: Damit erreicht man rein gar nichts!
[3] salopp: Du hast wohl den Führerschein im Lotto gewonnen!: Ausruf, der den Ärger über die (vermeintlich) dilettantische Fahrweise eines Anderen ausdrückt
[5] Boden gewinnen oder an Boden gewinnen: sich ausbreiten; zunehmen
[5] bildlich: die Oberhand gewinnen: sich als der Stärkere erweisen, sich gegen etwas oder jemanden durchsetzen
[5] umgangssprachlich: mit etwas keine Reichtümer gewinnen: an etwas ist nichts zu verdienen
[5] wie gewonnen, so zerronnen
[6] das Freie gewinnen: auf freies Gelände gelangen
[6] bildlich, salopp: Land gewinnen oder an Land gewinnen: weggehen
[8, 9] Frisch gewagt ist halb gewonnen: wer etwas mutig angeht, kann sich sicher sein, etwas zu erreichen
[8, 9] Wer wagt, gewinnt: wer bereit ist, etwas (riskant) einzusetzen, hat Aussicht auf einen Gewinn

Sprichwörter:

[3, 5] wie gewonnen, so zerronnen
[8, 9] wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einen Boxkampf gewinnen, den Krieg gewinnen, eine Schlacht gewinnen, einen Prozess gewinnen, ein Rennen (eindeutig, klar, überlegen) gewinnen, eine Wette gewinnen, gegen jemanden gewinnen
[2] (bei, in einem Spiel) klar gewinnen, haushoch gewinnen (Lautsprecherbild Audio (Info)), nur knapp gewinnen, nach Punkten gewinnen
[3] einen Pokal gewinnen, einen Preis gewinnen (Lautsprecherbild Audio (Info)); (einen bestimmten Geldbetrag) in der Lotterie gewinnen, (bestimmte Sachpreise) bei einer Tombola gewinnen; noch nie gewonnen haben
[5] einen Ruf gewinnen, einen Vorsprung gewinnen, Zeit gewinnen; jemandes Herz gewinnen, jemandes Liebe gewinnen, jemandes Vertrauen gewinnen; die Herrschaft über jemanden gewinnen; Abstand von etwas gewinnen, an Klarheit gewinnen, Klarheit über etwas gewinnen, Einblick in die Verhältnisse gewinnen; durch etwas eine besondere Bedeutung gewinnen; gehoben: den Eindruck gewinnen, dass …; gehoben: es gewinnt den Anschein, als ob …
[6] das offene Meer gewinnen, das weite Meer gewinnen, das Ufer zu gewinnen versuchen
[7] jemanden für einen Plan gewinnen, jemanden für ein Unterfangen gewinnen; jemanden als Kunde gewinnen, jemanden zum Freund gewinnen
[9] an Sicherheit gewinnen; über Flugkörper: an Höhe gewinnen, über Fahrzeuge: an Fahrt gewinnen
[10] Eisen gewinnen, Erze gewinnen, Kohle gewinnen, Schiefer gewinnen
[11] Saft aus reifen Früchten gewinnen, Zucker aus Rüben gewinnen; Energie gewinnen, Strom gewinnen

Wortbildungen:

[1–3] Gewinner, Gewinnerin
[1–3, 8, 9] Gewinn
[1, 2, 5, 6, 10, 11] gewinnbar
[7] gewinnend
[10, 11] Gewinnung
abgewinnen, liebgewinnen, wiedergewinnen, zugewinnen, zurückgewinnen
stark veraltet: angewinnen, aufgewinnen, ausgewinnen, eingewinnen, fürgewinnen, nachgewinnen, vorabgewinnen, vorgewinnen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „gewinnen
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „gewinnen
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalgewinnen
[1] The Free Dictionary „gewinnen
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Quellen:

  1. Wikisource-Quellentext „Franz Kafka: Der Process, 6. Kapitel“.
  2. Radek Knapp: Gebrauchsanweisung für Polen. 5. Auflage. Piper, München, Zürich 2011, ISBN 978-3-423-492-27536-1, Seite 102.
  3. Knut Henkel: Granma bleibt allein zu Haus. In: taz.de. 2. Januar 2008, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 22. November 2013).
  4. Wikisource-Quellentext „George Sand: Indiana“.
  5. John Retcliffe → WP: Historische Romane & Abenteuergeschichten. Volk in Folter. e-artnow, 2017, ISBN 9788027203604 (zitiert nach Google Books).
  6. Wikisource; Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandschaften, Seite 378
  7. Wikisource; Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise, Albert Langen Verlag, München 1912, Seite 11
  8. Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatt, 'Archiv', Bob Geldof: Die Reeperbahn ist für mich eine Pilgerstätte, 10.12.2007
  9. Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeine, 'Feuilleton', Das Holocaust-Mahnmal: Wider alle Erwartungen, 04.05.2005
  10. § 6 BBergG. Abgerufen am 27. November 2013.
  11. Internetportal des DBU, 'Presse', Bio-Öl, eingesehen am 27.04.2008

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: gerinnen, gesinnen