scheren

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des Jahres 2009 das Wort der Woche.

scheren (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb, unregelmäßig, regelmäßig[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich schere
du scherst
er, sie, es schert
Präteritum ich schor
scherte
Konjunktiv II ich schöre
scherte
Imperativ Singular schere!
Plural schert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschoren
geschert
haben
Alle weiteren Formen: Flexion:scheren
[1] Ein Schaf wird geschoren.

Anmerkung:

Dieses Verb wird noch immer stark, aber auch schon schwach konjugiert.
In festen Wendungen wird entweder nur die starke oder nur die schwache Form angewendet:
  • Ich habe ihm das Fell geschoren.
  • Sie wurden über einen Kamm geschert.
  • bairisch: Diese Leute sind lauter geschert.

Worttrennung:

sche·ren, Präteritum: schor, scher·te, Partizip II: ge·scho·ren, ge·schert

Aussprache:

IPA: [ˈʃeːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild scheren (Info), Lautsprecherbild scheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

[1] etwas mit einer Schere oder ähnlichem Gerät entfernen, etwas mit einer Schere oder ähnlichem Gerät von etwas befreien
[2] Haare mit einer Schere oder ähnlichem Gerät sehr dicht an der Haut wegschneiden
[3] etwas durch das Scheren[2] hervorbringen
[4] Textilindustrie: die Oberfläche von etwas ausgleichen, indem übermäßig hochstehende Fasern abgeschnitten werden
[5] etwas (insbesondere Bäume, Büsche und Hecken) mithilfe des Schneidens kürzen und wie gewünscht formen
[6] Gerberei: etwas vom Fleisch befreien
[7] umgangssprachlich, eher selten, früher besonders in Bezug auf Wirte: jemanden betrügen
[8] veraltete Bedeutung: das Handwerk des Barbiers ausüben

Herkunft:

Vorformen von scheren waren das althochdeutsche starke Verb skeranschneiden, scheren‘ und das mittelhochdeutsche schernabschneiden, durch Scheren der Tonsur zum Mönch machen, belästigen, quälen, abteilen, ordnen‘. Hierzu gehören auch die folgenden verwandten Formen aus anderen germanischen Sprachen: das mittelniederdeutsche schēren, das mittelniederländische scheren, das altenglische sceran → ang, das englische shear → enmähen, scheren‘,[1] das altfriesische skera,[2] weiterhin das altnordische skera → nonschlachten, schneiden‘ und das schwedische skära → sv. Außergermanische Verwandte sind das altindische कृणाति (kṛṇā́ti) → saWurzel कॄ (kṝ-) → sa – ‚er/sie/es verletzt, tötet‘ und उत्कीर्ण (utkīrṇa-) → saausgeschnitten, eingeritzt‘, daneben das altgriechische κείρειν (keirein→ grcabschneiden‘, das litauische skirti → lttrennen, scheiden‘, das lateinische caro → laFleisch‘, das altirische scaraim oder scraimtrenne[1] oder scaraid ‚trennt, teilt, schneidet ab‘.[2] Auch das umbrische kartu (er soll schneiden) ohne das anlautende s gehört hierher.[2] Alle diese Formen lassen sich nun entweder auf die urindogermanische Wurzel *(s)ker(ə)- ‚schneiden‘[1] oder *sek- (schneiden)[2] zurückführen.

Synonyme:

[1] kahlschneiden
[6] entfleischen

Sinnverwandte Wörter:

[1] rasieren, schneiden
[2] stutzen

Unterbegriffe:

[1] abscheren, bescheren, glattscheren, kahlscheren

Beispiele:

[1] Die Schafe müssen geschoren werden.
[1] Heute schert ihr endlich die Wiese.
[1] Scher dir doch mal den Bart, Roderich!
[2] Dem kleinen Jungen wurden wegen Läusebefalls die Haare geschoren.
[3] Der Frisör hat meinem Mann unlängst beinahe eine Glatze geschoren.
[4] In dieser Abteilung scheren wir den Samt.
[5] Der Gärtner schert heute alle Büsche im Park viereckig.
[7] Beim Skat schoren wir für gewöhnlich den dritten Mann, bis irgendwann keiner mehr mit uns spielen wollte.
[7] Hast du dich schon wieder vom Wirte scheren lassen?
[8] Bei seinem Lehrmeister hat Kurt gelernt, tadellos zu scheren.

Redewendungen:

alle über einen Kamm scheren, alles über einen Kamm scheren
sein Schäfchen scheren
seinen Weizen scheren

Wortbildungen:

Schere, Schermesser, Schur

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–7] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „1scheren“, Seite 1369
[1, 3, 5, 8] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „scheren
[1, 4] Wikipedia-Artikel „scheren
[2, 5, 7] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „scheren
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalscheren

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „1scheren“, Seite 1193
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, „1scheren“, Seite 799

Verb, überwiegend regelmäßig[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich schere
du scherst
er, sie, es schert
schiert
Präteritum ich scherte
Konjunktiv II ich scherte
Imperativ Singular schere!
Plural schert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:scheren

Anmerkung:

In den in diesem Abschnitt angegebenen Bedeutungen wird das Verb in fast allen Formen nur schwach konjugiert. Die Gegenwartsform schiert ist veraltend

Worttrennung:

sche·ren, Präteritum: scher·te, Partizip II: ge·schert

Aussprache:

IPA: [ˈʃeːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild scheren (Info), Lautsprecherbild scheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

[1] reflexiv: sich um etwas kümmern, sich mit etwas oder jemandem befassen
[2] transitiv, umgangssprachlich, zumeist verneint oder in Frageform verwendet: jemanden interessieren, jemanden kümmern

Herkunft:

Dieses Verb geht vermutlich auf die Bedeutungen belästigen und quälen des im ersten Abschnitt des Eintrags bereits erwähnten mittelhochdeutschen schern zurück. Möglich ist weiterhin, dass das Verb scheren im Sinne von ‚sich an einen anderen Ort begeben‘ (siehe nächsten Abschnitt) Einfluss genommen hat.[1] Restlose Klarheit lässt sich in dieser Frage nicht erreichen.

Synonyme:

[2] interessieren, kümmern

Sinnverwandte Wörter:

[1] (sich) bemühen, kümmern

Beispiele:

[1] Darum musst du dich überhaupt nicht scheren.
[1] Ludmilla hat sich nie um irgendwelche Vorschriften geschert.
[1] Du scherst dich einen Teufel um uns und unsere Not!
[2] Was schert es mich, dass du die Klasse wiederholen musst?
[2] Es scherte ihn nicht, was aus seiner Exfrau wurde.
[2] Was die Leute zu ihrem Lebenswandel sagen, schert Ilka nicht.

Redewendungen:

jemanden den Teufel scheren
sich den Teufel um etwas scheren
sich einen feuchten Kehricht um etwas scheren

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] sich nicht um etwas/jemanden scheren, sich einen Dreck/Scheißdreck um etwas/jemanden scheren, sich einen Teufel um etwas/jemanden scheren

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „scheren
[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „2scheren“, Seite 1369
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalscheren

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „1scheren“, Seite 1193

Verb, regelmäßig[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich schere
du scherst
er, sie, es schert
Präteritum ich scherte
Konjunktiv II ich scherte
Imperativ Singular schere!
Plural schert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschert haben, sein
Alle weiteren Formen: Flexion:scheren

Anmerkung:

In den in diesem Abschnitt angegebenen Bedeutungen wird das Verb nur schwach konjugiert.

Worttrennung:

sche·ren, Präteritum: scher·te, Partizip II: ge·schert

Aussprache:

IPA: [ˈʃeːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild scheren (Info), Lautsprecherbild scheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

[1] reflexiv, Hilfsverb haben, häufig im Imperativ: sich (schnellstens) an einen bestimmten Ort begeben
[2] Hilfsverb sein, Seemannssprache, in Bezug auf Schiffe: die Fahrspur seitlich verlassen, wenn Wasser schräg anströmt
[3] Hilfsverb haben, Seemannssprache: ein- oder ausscheren

Herkunft:

es ist nicht sicher, woher dieses schwache Verb stammt. Möglicherweise lässt es sich an das althochdeutsche skerōnmutwillig sein, sich ausruhen‘ anschließen. Außerhalb der germanischen Sprachen könnte eine Verbindung zum altindischen किरति (kiráti) → saWurzel कॄ (kṝ-) → sa– ‚gießt aus, wirft‘, zum altgriechischen σκαίρειν (skairein→ grcspringen, hüpfen‘, zum altslawischen skorъ, außerdem zum russischen скорый (skoryj→ ruflink, schnell‘ und zum litauischen skėrys → ltHeuschrecke‘ bestehen. Ursprung könnte die indoeuropäische Wurzel *(s)ker(ə)- ‚springen, schwingen‘ sein.[1]

Synonyme:

[1] (sich) begeben

Sinnverwandte Wörter:

[1] (sich) entfernen, fortmachen, trollen, verschwinden, weggehen

Unterbegriffe:

[1] ausscheren, einscheren, fortscheren, herscheren, hinausscheren, wegscheren

Beispiele:

[1] Scher dich zum Teufel!
[1] Du sollst dich jetzt ins Bett scheren!
[1] Er hat sich endlich an die Arbeit geschert.

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „scheren
[1–3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „4scheren“, Seite 1369
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalscheren

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „2scheren“, Seite 1193

Verb, regelmäßig[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich schere
du scherst
er, sie, es schert
Präteritum ich scherte
Konjunktiv II ich scherte
Imperativ Singular schere!
Plural schert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:scheren
[3] Zwei Spieler scheren einen Gegenspieler

Worttrennung:

sche·ren, Präteritum: scher·te, Partizip II: ge·schert

Aussprache:

IPA: [ˈʃeːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild scheren (Info), Lautsprecherbild scheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

[1] Turnen: am Seitpferd eine Schere machen
[2] transitiv, Gymnastik: auf dem Bauch oder dem Rücken liegend die gestreckten Beine kreuzen
[3] transitiv, Basketball: einen Spieler mithilfe zweier anderer Spieler von hinten und von vorne decken
[4] transitiv, fachsprachlich: Unebenheiten durch Glattschleifen beseitigen

Herkunft:

Dieses Verb ist vom Substantiv Schere abgeleitet.[1]

Beispiele:

[2] Und jetzt schere noch einmal deine Beine.
[3] Ihr müsst eure Gegner besser scheren.
[4] Die Strömung schert den Untergrund.

Wortbildungen:

abscheren

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „3scheren“, Seite 1369
[2, 4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „scheren

Verb, unregelmäßig[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich schere
du scherst
er, sie, es schert
Präteritum ich schor
Konjunktiv II ich schöre
Imperativ Singular schere!
Plural schert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschoren haben
Alle weiteren Formen: Flexion:scheren

Worttrennung:

sche·ren, Präteritum: schor, Partizip II: ge·scho·ren

Aussprache:

IPA: [ˈʃeːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild scheren (Info), Lautsprecherbild scheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

[1] transitiv, Seemannssprache: etwas durch etwas hindurchziehen

Herkunft:

Dieses Verb entstand als Ableitung von schirren.[2]

Synonyme:

[1] einscheren

Beispiele:

[1] Das Tau wird durch den Block geschoren.

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „3scheren“, Seite 1369

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, unter „1Schere“, Seite 799
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „3scheren“, Seite 1369

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: Rechens, reschen