Stier

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Stier (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Stier die Stiere
Genitiv des Stieres
des Stiers
der Stiere
Dativ dem Stier
dem Stiere
den Stieren
Akkusativ den Stier die Stiere
[1a] ein bereits mit Banderillas verletzter Stier während eines Stierkampfs

Worttrennung:

Stier, Plural: Stie·re

Aussprache:

IPA: [ʃtiːɐ̯]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Stier (Info), Lautsprecherbild Stier (Info)
Reime: -iːɐ̯

Bedeutungen:

[1]
[a] männliches Hausrind, das geschlechtsreif ist
[b] männliches Wildrind, das geschlechtsreif ist
[2] Astrologie:
[a] kein Plural: eines der zwölf Tierkreiszeichen (Sternzeichen), in dem nach westlicher Astrologie die Sonne vom 21. April bis zum 22. Mai steht
[b] eine im Zeitraum des unter [2a] beschriebenen Tierkreiszeichens geborene Person
[3] Astronomie, kein Plural: ein am nördlichen Sternhimmel befindliches Sternbild
[4] Heraldik: Wappentier in Gestalt des unter [1] beschriebenen Rindes

Abkürzungen:

[2a] ♉
[3] Tau

Herkunft:

seit dem 9. Jahrhundert bezeugt; Erbwort aus mittelhochdeutsch stier → gmh, welches aus althochdeutsch stior → goh hervorgegangen ist; dieses entstammt letztendlich der (nicht belegbaren, aber rekonstruierten) germanischen Wurzel *steura- m „Stier, Stierkalb“, die sich in gotisch 𐍃𐍄𐌹𐌿𐍂 (stiur) → got, wahrscheinlich (unsicher) in altnordisch stjórr → non sowie in altenglisch stēor → ang findet; daneben findet sich ebenfalls eine Variante ohne anlautendes s- in altnordisch þjórr → non; dieses vergleicht sich mit lateinisch taurus → la, altgriechisch ταῦρος (tauros→ grc, altkirchenslawisch туръ (turŭ) → cu „Stier“, litauisch tauras → ltAuerochse“, irisch tarb → ga, kymrisch (walisisch) tarw → cy (unklares *tarw- statt *taur-); die Form mit anlautendem s- könnte mit avestisch staora-Großvieh“ zusammenhängen; wegen lautähnlichem assyrisch šûru, hebräisch שׁוֹר‎ (CHA: šōr)  ‚Stier‘, phönizisch thōr „Stier“, aramäisch tōraʾ liegt wohl ein altes Lehnwort zugrunde, zu dem eine Variante mit s- unter Einfluss von einheimischen Wörtern gebildet wurde (althochdeutsch stiuri → gohstark, stattlich“, altindisch स्थविर (sthávira-) → sadick, derb“)[1]

Synonyme:

[1a] Bulle

Sinnverwandte Wörter:

[1a] Süddeutschland: Farre, Farren, Fasel; Schweiz: Muni

Gegenwörter:

[1a, 1b] Färse, Kalb, Kuh, Ochse
[2a] Widder, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische
[3] Liste der 87 weiteren Sternbilder siehe: Wikipedia-Artikel „Liste der 88 Sternbilder

Oberbegriffe:

[1] Wiederkäuer, Rind
[1a] Nutztier, Haustier
[1b] Wild, Großwild, Wildrind
[2a] Tierkreiszeichen, Sternzeichen
[3] Sternbild
[4] Wappentier

Unterbegriffe:

[1] Jungstier, Kampfstier, Zuchtstier

Beispiele:

[1a] „Für die kleine Mutterkuhhaltung wäre der Zukauf eines Stiers nicht wirtschaftlich. Meili mietet von der Vianco AG für Fr. 100.– pro Monat einen Stier zu, der drei bis vier Monate mit der Herde mitläuft. Eine saisonale Abkalbung ist bei diesem System von Vorteil, damit der Stier nicht zu lange in der Herde gehalten werden muss.“[2]
[1a] „Sogar ein Landwirt berichtete, daß ein Stier, nachdem er mit dem Bolzenschußapparat geschossen und an einem Hinterbein hochgezogen war, noch herzzerreißend gebrüllt hätte, während er bereits aufgeschnitten wurde.“[3]
[1a] „Ein Stier erscheint aus einer kleinen Tür und stürzt wütend in die Arena; dann bleibt er stehen und wendet sich nach rechts und nach links, als wolle er einen möglichen Gegner entdecken.“[4]
[1b] „Als Anpassung an das Waldleben besitzt der Wisent jedoch ein kürzeres Fell, ist hochbeiniger und hat eine weniger massige Brust. Und Stier wie Kuh tragen einen imposanten Bart.“[5]
[1b] „Der wilde Stier darf natürlich nicht mit dem Rind verwechselt werden, das den Ägyptern als Schlachtvieh diente.“[6]
[2a] „So hat z. B. Venus ihren Wohnsitz in dem Stier und der Waage, und ihre Exaltation in den Fischen, der Mond seine Exaltation in dem Stier.[7]
[2a] „‚Da der Stier ein feuriges Zeichen ist, müssen wir uns diesen Monat auf einige Reibereien einstellen‘, sagt die Veranstalterin Ute Klar-Herriger.“[8]
[2b] „‚Mein Sohn ist Stier‘, verkündet etwa eine Mutter stolz, ‚er wird später mal beständig und treu sein und außerdem gut mit Geld umgehen können.‘“[9]
[2b] „Eingehend auf das Sternzeichen der neuen Schulleiterin - sie ist Stier - verriet das Stadtoberhaupt, dass es ganz liebe Tiere seien, die aber viel Energie haben.“[10]
[3] „Mars bewegt sich ostwärts im Stier und hält sich im März in der Nähe von Aldebaran auf.“[11]
[3] „Aldebaran im Sternbild Stier hieß ad-Dabaran. Das bedeutet der Nachfolgende - denn der Stern scheint den Plejaden zu folgen.“[12]
[4] „Es ist die erste Limousine von Lamborghini, wobei der Begriff natürlich für die Marke mit dem Stier im Wappen viel zu profan ist.“[13]

Redewendungen:

[1] brüllen wie ein Stier
[1] wie ein Stier auf jemanden losgehen
[1] den Stier bei den Hörnern packen, den Stier bei den Hörnern fassen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] ein gereizter Stier, ein starker Stier, ein wütender Stier
[2a] im Zeichen des Stieres geboren sein
[2b] jemand ist Stier (vom Sternzeichen)

Wortbildungen:

[1] stieren, Stierfleisch, Stiergefecht, Stierhatz, Stierkalb, Stierkampf, Stierkampfarena, Stierkämpfer, Stierkult, Stierlauf, Stierrennen, Stierspiel, Stiertreiben
Stierenauge, Stierhoden, stierköpfig, Stiernacken, stiernackig

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1a–3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1616
[1a–4] Wikipedia-Artikel „Stier
[1a, 2a, 3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Stier
[1a, 2a, 2b] The Free Dictionary „Stier
[1a, 3] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalStier
[1a, 2a, 4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Stier

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 884
  2. Online-Ausgabe des Magazins »bioaktuell«, Mutterkuhhaltung ohne Abtrennung der Absetzer, 04/09. Seite 8
  3. www.tierschutznews.ch, Das Brüllen der Rinder, 27.09.2009
  4. Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens, herausgegeben und eingeleitet von Erich Loos, Band XI. Propyläen, Berlin 1985 (Neuausgabe) (übersetzt von Heinz von Sauter), Seite 113.
  5. Online-Ausgabe der NZZ Folio, Von Tieren -- Die Rückkehr des Ur-Sohns, 03/07
  6. Christian Jacq: Die Welt der Hieroglyphen. Rowohlt, Berlin 1999 (übersetzt von Theresa Maria Bullinger, Ingeborg Schmutte), ISBN 3-87134-365-X, Seite 102. Französisches Original 1994.
  7. Allgemeine Literatur-Zeitung, Geschichte, Numero 596, 22. December 1796. In: Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1796, Vierter Band, Jena & Leipzig 1796. Seite 710
  8. Online-Ausgabe der Berliner Zeitung, Wenn der Mond im Stier steht, wird es unruhig, 31.03.1999
  9. Online-Ausgabe des Magazins »Der Spiegel«, Esoterik - Sterne als Erzieher, 22.02.1999
  10. Online-Ausgabe der Allgemeine Zeitung, „Schönster Job von Vorhelm“, 27.11.2009
  11. Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Sternenhimmel im März - Mars im Stier, Saturn im Krebs, 01.03.2006
  12. Online-Ausgabe der Berliner Zeitung, Kleine Astrokunde - Wie die Sterne zu ihren Namen kamen, 16.02.2010
  13. Online-Ausgabe des Magazins »Focus«, Lamborghini Estoque - Stier für vier, 02.10.2008

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Ster, stier, Tier, Zier
Anagramme: Ersti, reist, Riste, Tiers