Stamm

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Stamm (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Stamm die Stämme
Genitiv des Stamms
des Stammes
der Stämme
Dativ dem Stamm
dem Stamme
den Stämmen
Akkusativ den Stamm die Stämme
[1] Stamm eines Baumes

Worttrennung:

Stamm, Plural: Stäm·me

Aussprache:

IPA: [ʃtam]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Stamm (Info)
Reime: -am

Bedeutungen:

[1] Botanik: Teil des Baumes zwischen Wurzel und Krone
[2] Ethnologie: größere Gruppe von Menschen mit ethnischen Gemeinsamkeiten
[3] Biologie: Element der biologischen Taxonomie
[4] kleine bearbeitbare Gruppe niederer Lebewesen
[5] Militär, Wirtschaft: personelle Grundlage, personeller Bestand bei Betrieben, beim Militär, in der Seefahrt und anderen Organisationen oder Zusammenschlüssen
[6] Grammatik: einfache oder komplexe Grundform der Flexion eines Wortes (Wortstamm)
[7] Semantik: Grundwort einer Wortfamilie

Abkürzungen:

St.

Herkunft:

von indogermanisch: *sta → ine-stehen“ über germanisch *stamna → gem und althochdeutsch stam → goh. Das Wort ist seit der Zeit um 800 belegt.[1]

Synonyme:

[1] Baumstamm
[2] Ethnie, Familie, Geschlecht, Sippe
[3] Phylum
[4] Kultur, Linie, Zuchtlinie
[5] Ausgangsbestand, Belegschaft, Bestand, Grundlage, Grundstock, Haus, Kader, Kern, Kompetenzteam, Stammpersonal
[6] Grundmorphem, Wortstamm

Gegenwörter:

[1] Ast, Krone, Zweig
[1, 6] Wurzel
[5] Wechselbestand, Reserve
[6] Wortwurzel

Oberbegriffe:

[1] Sprossachse
[6, 7] Wort

Unterbegriffe:

[1] Eichenstamm, Fichtenstamm, Halbstamm, Hochstamm, Kiefernstamm
[1] übertragen: Gehirnstamm, Hirnstamm, Sprachstamm
[2] Beduinenstamm, Berberstamm, Eskimostamm, Hirtenstamm, Indianerstamm, Jägerstamm, Kannibalenstamm, Mannesstamm, Negerstamm, Nomadenstamm, Tuareg-Stamm, Turkstamm, Völkerstamm, Volksstamm
[4] Bakterienstamm, Virenstamm
[5] Kundenstamm, Personalstamm, Wählerstamm
[6] Adjektivstamm, Anwendungsstamm (Web), Perfektstamm, Pluralstamm, Präsensstamm, Präteritumstamm, Substantivstamm, Verbstamm

Beispiele:

[1] Max klettert schnell den Stamm hinauf.
[2] Ehemals lebte in Nordamerika eine Vielzahl von Stämmen, die zu den Indianern zählten.
[2] „Schockierend war an der Schreckensnachricht der Name des Anführers, der die Römer in die tödliche Falle geführt hatte: Arminius vom germanischen Stamm der Cherusker, die mit etwa 200000 Menschen zwischen Elbe, Weser und Harz siedelten.“[2]
[2] „Die Stämme leben also keineswegs isoliert, sondern schließen Allianzen miteinander und stellen große Armeen auf.“[3]
[2] „Der ganze Stamm war aufgebrochen.“[4]
[2] „Zwischen den Marianen und Samoa lebten zahlreiche Stämme mit verschiedenen Sprachen, andersartigen Kulturen und ungleichen Herrschaftssystemen.“[5]
[3] Die Insekten gehören zum Stamm der Gliederfüßer.
[4] Bei Bakterien, die im Hochsicherheitslabor gehalten werden müssen, reicht ein einziger Stamm für den nomenklatorischen Typus aus.
[5] Diesen Auftrag arbeiten wir nur mit dem Stamm unserer Leute ab.
[6] Der Stamm ist die Grundform eines Wortes, die flektiert werden kann.
[6] „Die Flexion der Tempora und ihrer Modi kommt dadurch zustande, daß an den jeweiligen Stamm die Personalendungen treten.“[6]
[6] „Präfixe und Verbpartikeln lassen sich als Bestandteile von Stämmen in der Regel identifizieren, Suffixe aber durchaus nicht immer.“[7]
[6] „In Ansehung des Gebrauchs der Wörter Wurzel (radix) und Stamm, Stammwort herrscht bey den Grammatikern keine Consequenz. […] Der richtigere Sprachgebrauch ergibt sich schon aus dem jenen Ausdrücken zum Gunde liegenden Bilde (vergl. Schmitthenner Ursprachlehre §.48). Sowie aus der dem Auge verborgenen Wurzel des Baumes der sichtbare Stamm, aus diesem die Aeste und Sprossen hervorgehen, so wird man mit dem Worte Wurzel der Wörter nichts anderes als das oft unbekannte und problematische, häufig als Wort gar nicht vorkommende, nur durch Combination erforschte Urelement derselben bezeichnen dürfen, welches auch im Hebräischen meistens einsilbig ist (s. no. 2 des §.), unter Stamm, Stammwort aber die aus der Wurzel hervorgegangenen dreybuchstaben Wörter, sowohl Verba als Nomina, verstehen.“[8]
[7] Zur Wortfamilie mit dem Grundwort/Stamm „Tisch“ gehören Ausdrücke wie „Tisch“, „auftischen“, „Nachtisch“.

Redewendungen:

vom Stamme Nimm sein

Sprichwörter:

der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Adjektiv: dicker Stamm, hohler Stamm, knorriger Stamm, morscher Stamm, mächtiger Stamm
[1] mit Verb: einen Stamm abtransportieren, einen Stamm durchsägen, einen Stamm hinaufklettern, einen Stamm zerteilen
[2] mit Adjektiv: germanische Stämme, indigener Stamm (Lautsprecherbild Audio (Info)), kleiner Stamm, paschtunische Stämme, primitive Stämme, rivalisierende Stämme, slawische Stämme, verfeindete Stämme
[2] mit Verb: einem Stamm angehören
[4] mit Adjektiv: resistenter Stamm

Wortbildungen:

Adjektiv: stämmig
Substantive: Stammbaum, Stammbuch, Stammeltern, Stammessen, Stammform, Stammkneipe, Stammkunde, Stammlokal, Stammpublikum, Stammrolle, Stammspieler, Stammstelle, Stammtisch, Stammzelle
[2] Stammesangehöriger, Stammesfehde, Stammesgebiet, Stammesgenosse, Stammesinteresse, Stammeskrieg, Stammesmitglied, Stammesname, Stammesrat, Stammesverband
[6] Stammbetonung
Verb: stammen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–6] Wikipedia-Artikel „Stamm
[3] Wikipedia-Artikel „Stamm (Systematik)
[6] Wikipedia-Artikel „Wortstamm
[1–6] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Stamm
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalStamm
[1–3, 5, 6] The Free Dictionary „Stamm
[1–6] Duden online „Stamm
[6, 7] Hadumod Bußmann (Herausgeber): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0., Stichwort: „Stamm“.

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03358-4, Stichwort „Stamm“
  2. Uwe Klußmann: Rebell gegen Rom. In: Norbert F. Pötzl, Johannes Saltzwedel (Herausgeber): Die Germanen. Geschichte und Mythos. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013, ISBN 978-3-421-04616-1, Seite 118-131, Zitat Seite 118.
  3. Martin Paetsch: Der Tod aus dem Norden. In: GeoEpoche: Die Wikinger. Nummer Heft 53, 2012, Seite 24-35, Zitat Seite 27.
  4. François Garde: Was mit dem weißen Wilden geschah. Roman. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66304-8, Seite 110. Französisches Original „Ce qu'il advint du sauvage blanc“ 2012. weißen Wilden im Titel kursiv.
  5. Joachim Mohr: Kokosnüsse und Kannibalen. In: SPIEGEL GESCHICHTE. Nummer Heft 1, 2016, Seite 84-87, Zitat Seite 85.
  6. Richard von Kienle: Historische Laut- und Formenlehre des Deutschen. 2., durchgesehene Auflage. Niemeyer, Tübingen 1969, Seite 278.
  7. Peter Eisenberg: Anglizismen im Deutschen. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Herausgeber): Reichtum und Armut der deutschen Sprache. Erster Bericht zur Lage der deutschen Sprache. de Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-033462-3, Seite 57–119, Zitat Seite 88.
  8. Wilhelm Gesenius: Hebräisches Elementarbuch. Erster Theil. Hebräische Grammatik. Eilfte Auflage. Halle, 1834, Seite 64.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: stramm, stumm