Geist

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Geist (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ der Geist die Geister die Geiste
Genitiv des Geistes
des Geists
der Geister der Geiste
Dativ dem Geist
dem Geiste
den Geistern den Geisten
Akkusativ den Geist die Geister die Geiste
[1] Robert Fludd: Geist und Bewusstsein, 17. Jahrhundert
[3] Balinesischer Tänzer vor einem Barong, dem König der guten Geister in löwenartiger Gestalt
[4] Schatten eines Geistes

Worttrennung:

Geist, Plural: Geis·ter

Aussprache:

IPA: [ɡaɪ̯st]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Geist (Info), Lautsprecherbild Geist (Österreich) (Info)
Reime: -aɪ̯st

Bedeutungen:

  • Plural 1:
[1] das Denken als Bestandteil der Individualität
[a] unter Einschluss des Fühlens
[b] im Gegensatz zum Gefühlsleben (Seele)
[2] die hinter einer Handlung oder einem Werk stehende Grundidee
[3] göttliches Wesen, übernatürliches Wesen
[4] auf Erden wandelnde Seele eines Toten
  • Plural 2:
[5] alkoholhaltiges Getränk

Herkunft:

von der indogermanischen Wurzel *gheis- mit der Bedeutung „erschaudern, aufgebracht sein, er- oder aufgeregt sein“, im weiteren auch: „erschreckt, ergriffen, entsetzt sein, sich fürchten“; ursprünglich wohl zur Bezeichnung der besonderen, oft intensiven und ggf. dann auch länger andauernden, heute als gefühlsmäßig bezeichneter Mitreaktionen bei (insbesondere Angst-)Träumen, Visionen, „Gesichten“ oder anderen Trancephänomenen, vgl. die Standardformel bei der Schilderung von Engelserscheinungen im Neuen Testament: Fürchte dich nicht!.
Im Laufe der Zeit Verschiebung der Bedeutung auf das Wahrgenommene selbst, das – wie heute gesagt werden kann – „geistig“ Erlebte, „das Geistige“ bei diesem Erleben bzw. die geistige „Erscheinung“ selbst, mit im weiteren Ausweitung der Wortbedeutung auch noch darauf, wie diese psychologischen Phänomene (Erscheinungen) auf naturnaher Grundlage bereits in prähistorischer Zeit aufgefasst wurden: als Weiterleben real Verstorbener als „Schatten“ (schattenhaft Erinnerte) oder „geistig vorgestellte Wesen“ bzw. kurz Geister in einer Unter- oder anderen, ebenfalls geistig vorgestellten „Welt“ usw.; s. Julian Jaynes Die Entstehung des Bewusstseins….[1]
[1, 2] „Das Hauptziel des Lehrens ist nicht, Bedeutungen zu erklären, sondern an die Tür des Geistes zu klopfen.“[2]

Synonyme:

[1a] Sinn, Persönlichkeit
[1b] Verstand, Intellekt, Kopf
[2] Essenz, Quintessenz
[4] Gespenst

Gegenwörter:

[1] Körper, Leib, Fleisch
[1b] Seele, Psyche, Instinkt
[2] Buchstaben, Wortlaut
[5] Brand, Wasser

Verkleinerungsformen:

Geistchen (Kleinschmetterling)

Oberbegriffe:

[3] Gottheit, Gott
[5] Schnaps, Spirituose

Unterbegriffe:

[1] Freigeist, Kampfgeist, Lebensgeister, Opfergeist, Oppositionsgeist, Plagegeist, Quälgeist, Schöngeist, Schöpfergeist, Schwarmgeist, Sportsgeist, Teamgeist, Ungeist, Unternehmungsgeist, Widerspruchsgeist
[2] Angriffsgeist, Flattergeist, Forschergeist, Kleingeist, Korpsgeist, Krämergeist, Pioniergeist, Unternehmergeist, Untertanengeist, Volksgeist, Weltgeist, Widerstandsgeist, Zeitgeist, Zunftgeist
[3] Heiliger Geist, Erdgeist, Feuergeist, Flaschengeist, Flussgeist, Katzengeist, Poltergeist, Rachegeist, Schlossgeist, Schutzgeist, Spukgeist, Waldgeist, Wassergeist
[5] Aprikosengeist, Himbeergeist, Holzgeist, Marillengeist, Obstgeist, Rosengeist, Salmiakgeist, Weingeist

Beispiele:

[1] Der menschliche Geist kann manche Dinge einfach nicht erfassen.
[1] „Er war ein Freigeist wie sie, doch in größter Heimlichkeit, denn in Salerno hatte niemand Geist; so lebte er mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter als guter Christ und fügte sich allen Vorurteilen seiner Landsleute.“[3]
[1] „Früher war viel Geist von beiden Seiten verschwendet worden, der zu keinem Resultat geführt hatte.“[4]
[1] „Aber auch der Geist ist stark und kann, wenn man will, wiederbelebt werden.“[5]
[2] Wir sind hier im Geiste der Versöhnung zusammengekommen.
[2] „Ferner verbot Trajan die Beachtung anonymer Denunziationen und schließlich endete das Reskript mit einem Bekenntnis, […]: Ein allzu inquisitorisches Verhalten seitens des Staates werde dem Geist der Epoche nicht gerecht.“[6]
[2] Dieses Gesetz widerspricht dem Geist unserer Verfassung.
[2] „Es ist eine Ehrenliste deutschen Geistes, deren Repräsentanten hier an den Pranger gestellt werden.“[7]
[3] Bevor sie einen Baum fällen, bitten sie den Geist des Baumes um Vergebung.
[3] „Die Unterhaltung drehte sich wie gewöhnlich um Geister, Gespenster und Vampire.“[8]
[3] „Mit dem Vorrücken der Grenze gegen den Ohio hinab erschien in den Niederlassungen zuweilen ein Mensch, den selbst die furchtlosen Ansiedler, bemalter Indianer und der Geister des Urwalds gewohnt, mit dunkler Scheu betrachteten.“[9]
[4] Der Geist der Ahnfrau kommt nicht zur Ruhe.
[5]

Redewendungen:

[1] da scheiden sich die Geister
[1] den Geist aufgeben
[1] der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
[1] jemandem auf den Geist gehen
[2] da zeigt sich, wes Geistes Kind du bist

Wortbildungen:

[1] geistarm, geistbildend, geistesabwesend, geistesarm, Geistesgabe, Geistesgegenwart, Geistesgeschichte, geistesgestört, Geistesgröße, Geisteshaltung, Geisteskraft, geisteskrank, Geisteskrankheit, Geisteskultur, Geistesleben, Geistesrichtung, Geistesriese, geistesschwach, geistesverwandt, Geisteswissenschaft, Geisteszustand, geistfeindlich, geistig, geistlos, geistreich, geistsprühend, geisttötend, geistvoll, kleingeistig
[3] Geisterbeschwörung, Geistergeschichte, Geisterglaube, Geisterhand, Geisterstunde, geistlich
[4] Geisterbahn, Geisterbahnhof, geisterbleich, Geisterfahrer, Geisterflotte, geisterhaft, Geisterhaus, geistern, Geisterschiff, Geisterstadt, Geistertrio

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 3] Wikipedia-Artikel „Geist
[1–5] Wikipedia-Artikel „Geist (Begriffsklärung)
[1, 4, 5] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Geist
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGeist

Quellen:

  1. Der Grosse Duden – Herkunftwörterbuch (Bd. 7) BI Mannheim 1963, Seite 206
  2. Rabindranath Tagore: Jivansmriti (Meine Lebenserinnerungen). transkript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2544-8, Seite 303
  3. Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens, herausgegeben und eingeleitet von Erich Loos, Band XI. Propyläen, Berlin 1985 (Neuausgabe) (übersetzt von Heinz von Sauter), Seite 344.
  4. Erich Maria Remarque: Station am Horizont. Roman. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, ISBN 978-3-462-05467-5, Seite 223. Zuerst als Fortsetzungsroman 1927/28.
  5. Henry Miller: Insomnia oder Die schönen Torheiten des Alters. Rowohlt, Reinbek 1977 (übersetzt von Katja Behrens), ISBN 3-499-14087-X, Seite keine Seitenzählung. Englisches Original New York 1974.
  6. Pedro Barceló: Kleine römische Geschichte. Sonderausgabe, 2., bibliographisch aktualisierte Auflage. Primus Verlag, Darmstadt 2012, ISBN 978-3534250967, Seite 92.
  7. Wilhelm von Sternburg: „Als wäre alles das letzte Mal“: Erich Maria Remarque. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, ISBN 3-462-02917-7, Seite 239. Eine Wortform korrigiert.
  8. Jan Graf Potocki: Die Handschrift von Saragossa oder Die Abenteuer in der Sierra Morena. Roman. Gerd Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt/Main 2003, Seite 165. Übersetzung von 1962 des teils französischen (1805-14), teils polnischen Originals (1847).
  9. Friedrich von Gagern: Der Marterpfahl. Novelle. Reclam, Stuttgart 1985, ISBN 3-15-006533-X, Seite 4. Zuerst 1925.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Deist, dreist, Eis, feist, Fleiß, Geiß, Heist, kreist, Leis, meist, preist, reiß, Scheiß, weiß, weist
Anagramme: siegt, steig, Steig, stieg, Teigs