Kriegsverbrechen

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Kriegsverbrechen (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Kriegsverbrechen die Kriegsverbrechen
Genitiv des Kriegsverbrechens der Kriegsverbrechen
Dativ dem Kriegsverbrechen den Kriegsverbrechen
Akkusativ das Kriegsverbrechen die Kriegsverbrechen
[1] Strafprozess vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg vom 20.11.1945 bis 1.10.1946 gegen führende Personen (Hauptkriegsverbrecher) des faschistischen Deutschlands wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden und gegen die Menschlichkeit

Worttrennung:

Kriegs·ver·bre·chen, Plural: Kriegs·ver·bre·chen

Aussprache:

IPA: [ˈkʁiːksfɛɐ̯ˌbʁɛçn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Kriegsverbrechen (Info)

Bedeutungen:

[1] während eines Kriegs/bewaffneten Konflikts begangene Handlungen, die gegen das Völkerrecht, die Genfer Konventionen oder die Haager Landkriegsordnung verstoßen: als solche Handlungen gelten unter anderem die gezielte Tötung von Zivilisten, Zerstörung von Wasser- und Elektrizitätswerken, Aushungern der Zivilbevölkerung, Behinderung humanitärer Hilfe, Flächenbombardements, Angriff und Bombardierung unverteidigter Städte, Wohnungen oder Gebäude, Einsatz biologischer oder chemischer Waffen, die Tötung von Gefangenen, Geiselerschießungen, die Ausplünderung besetzter Gebiete oder der systematische Raub von Kulturgütern sowie Völkermord oder andere Massentötungen (Demozide)

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Krieg und Verbrechen sowie dem Fugenelement -s

Sinnverwandte Wörter:

[1] Kriegsgräuel

Oberbegriffe:

[1] Krieg, Verbrechen
[1] Menschenrecht, Völkerrecht

Beispiele:

[1] Ein Angriff auf eine sanitätsdienstliche Einrichtung oder auf Sanitätsfahrzeuge ist ein Kriegsverbrechen.
[1] „Wenn Angehörige der US-Streitkräfte also tatsächlich an der Beseitigung dieser Gefangenen beteiligt waren, wenn sie, wie viele Zeugen behaupten, an der Spitze der Befehlskette standen, wenn sie zusahen, wie hunderte bei Massenerschießungen hingerichtet wurden, dann haben sie sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht, die einen eklatanten Bruch der Genfer Konventionen darstellen.“[1]
[1] „Zu Beginn der siebenstündigen Debatte hatten die Abgeordneten bereits mit Zwei-Drittel-Mehrheit in der Verfassung festgeschrieben, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen künftig nicht mehr verjähren und die Täter nicht amnestiert werden können.“[2]
[1] „Gerade in den ländlichen Regionen um Gjakova gab es besonders viele Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung.“[3]
[1] „Die Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo will eine einheitliche Datenbasis über Fälle von Kriegsverbrechen anlegen. Landesweit werden von Gerichten nach Angaben der Tageszeitung ‚Dnevni avaz‘ zur Zeit 1.649 Fälle geführt, mit denen 10.567 Personen erfasst sind, die der Kriegsverbrechen verdächtigt werden.“[4]
[1] „Dort sind schon bisher 3749 identifizierte Opfer dieses größten Kriegsverbrechens in Europa seit 1945 beigesetzt.“[5]
[1] „Scheich Muhammad Abu Hanifa, einer der Anführer der Shabaab in Somalia, lastet die Verantwortung für Kriegsverbrechen einzig der Regierung und ihren Verbündeten an.“[6]
[1] „‚Es wäre die erste Verurteilung eines Minderjährigen wegen eines Kriegsverbrechens und ein peinlicher Präzendenzfall‘, erklärte Coomaraswamy.“[7]
[1] „Hält man sich an die (noch fragile) Norm der internationalen Schutzverantwortung (Responsibility to Protect), die sich seit dem Genozid 1994 an den Tutsi in Ruanda herausgebildet hat, so ist ein Militäreingriff in einem Staat in vier Fällen legitim: um einen Genozid, ein Kriegsverbrechen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder eine ethnische Säuberung zu verhindern. Allerdings: nur als letztes Mittel.“[8]
[1] „Von Anfang an gab es Vorwürfe wegen Kriegsverbrechen an beide Seiten.“[9]
[1] „Diskussionen über die schrecklichsten Untaten, die Menschen anderen Menschen angetan haben, werden zukünftig nicht mehr offen geführt werden dürfen. Seit in der Europäischen Union Ende 2010 ein Rahmenbeschluss zur Kriminalisierung von Völkermordleugnung und Verharmlosung von Kriegsverbrechen in alle nationalen Gesetzeswerke Eingang gefunden hat, wird (abweichende) Meinung darüber zur Straftat. Ein einmal per Gerichtsbeschluss festgestellter Völkermord darf nicht mehr in Frage gestellt werden. Zweifel an juristisch verordneter historischer Wahrheit wird strafrechtlich verfolgt.“[10]
[1] „Im Antrag ist davon die Rede, dass der ‚Vernichtungskrieg in Namibia 1904 – 1908 ein Kriegsverbrechen und Völkermord‘ gewesen sei.“[11]
[1] „Wenige Tage, nachdem ein Uno-Bericht zu den Ergebnissen kam, dass das Assad-Regime systematisch Zivilisten bombardiert, seine Kämpfer regelmäßig Zivilisten vergewaltigen und die Kriegsverbrechen des Assad-Regimes bei weitem die Kriegsverbrechen übersteigen, die die Rebellen begangen haben, hat US-Präsident Barack Obama dem syrischen Regime quasi einen Freibrief ausgestellt: Assad kann sich nun gewiss sein, dass ihm kein direkter Militäreingriff des Westens droht - solange er keine biologischen oder chemischen Waffen einsetzt.“[12]
[1] „Sie mögen den Gerichten entgehen, aber aus unserer Sicht sind Sie beide ungeheurer Kriegsverbrechen, der Plünderung und des Mordes schuldig; einschließlich der Ermordung Tausender junger Amerikaner, deren Zukunft Sie gestohlen haben.“[13]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Kriegsverbrechen ahnden, aufarbeiten, begehen, verüben, vorwerfen; jemanden der Kriegsverbrechen anklagen, beschuldigen, bezichtigen; an Kriegsverbrechen beteiligt, sich an Kriegsverbrechen beteiligen; jemanden wegen Kriegsverbrechen suchen, verhaften, verurteilen, vor Gericht stellen; jemand ist der Kriegsverbrechen schuldig, hat sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht; sich für Kriegsverbrechen verantworten, jemand ist für Kriegsverbrechen verantwortlich
[1] angebliche, etwaige, mögliche, mutmaßliche Kriegsverbrechen; (massenhaft, systematisch, zahlreich) begangene, verübte Kriegsverbrechen; gravierende, massive, schlimmste, schwerste, ungeheure Kriegsverbrechen

Wortbildungen:

[1] Kriegsverbrecher (→ Kriegsverbrecherin, Kriegsverbrecherprozess, Kriegsverbrechertribunal, kriegsverbrecherisch)

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 5. Band Impu–Leim, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04783-6, DNB 965408787, Seite 2284.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1021.
[1] Duden online „Kriegsverbrechen
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Kriegsverbrechen“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Kriegsverbrechen
[1] Wikipedia-Artikel „Kriegsverbrechen
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Kriegsverbrechen
[*] The Free Dictionary „Kriegsverbrechen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKriegsverbrechen

Quellen:

  1. Jamie Doran: Dokumente eines Kriegsverbrechens. IM NORDEN AFGHANISTANS WURDEN HUNDERTE VON KRIEGSGEFANGENEN GETÖTET. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 6852, 13. September 2002 (übersetzt von Sigrid Ruschmeier), ISSN 1434-2561, Seite 1, 12–13 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  2. „In beide Richtungen“. Parlament hebt Amnestiegesetze auf / Ermittlungen auch gegen Ex-Montoneros. In: Argentinisches Tageblatt Online. Nummer 31.419, 114. Jahrgang, 16. August 2003 (PDF, URL, abgerufen am 3. August 2013).
  3. Ingeborg Rechenmacher (Interviewerin), Monika Rechenmacher (Interviewte): „Medica Kosova“ bringt neue Hoffnung. In: Der Vinschger Online. Nummer 14/06, 12. Juli 2006 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  4. Bosnien verdächtigt 10.567 des Kriegsverbrechens. In: Kleine Zeitung Online. 20. Juli 2009 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  5. Thomas Brey, dpa: Srebrenica bleibt ein Tal der Tränen. Auch 15 Jahre nach dem Völkermord herrscht in dem bosnischen Gebirgsort Trostlosigkeit. In: GrenzEcho Online. 9. Juli 2010 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  6. Felix Kühn: »Das ist alles Propaganda!«. Somalischer Shabaab-Führer Abu Hanifa im Interview. In: zenith – Zeitschrift für den Orient. Onlineausgabe. 22. Juli 2010, ISSN 1439-9660 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  7. UNO: Weniger Kindersoldaten - mehr Kinder-Häftlinge. In: Liechtensteiner Volksblatt Online. 14. September 2010 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  8. Yves Wegelin: Militärintervention in Libyen: Der Krieg als erstes Mittel. In: WOZ Online. Nummer 12/2011, 24. März 2011 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  9. Bürgerkrieg in Sri Lanka: Brutale Bilder als Belege für Kriegsverbrechen. In: L’essentiel Online. 16. Juni 2011 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  10. Buchtipp zum Wochenende: Verordnete Wahrheit, bestrafte Gesinnung. In: MiGAZIN – Migration in Germany. 27. Januar 2012 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  11. Stefan Fischer: Verwirrend und bedenklich. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 26. März 2012, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  12. Raniah Salloum: Syrien: Assad schürt Terror in den Nachbarländern. In: Spiegel Online. 23. August 2012, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  13. Sebastian Fischer: Zehnter Jahrestag der Invasion: Sterbender Irak-Veteran klagt Bush an. In: Spiegel Online. 22. März 2013, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 3. August 2013).