Galerie

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Dieser Eintrag war in der 44. Woche
des Jahres 2008 das Wort der Woche.

Galerie (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Galerie die Galerien
Genitiv der Galerie der Galerien
Dativ der Galerie den Galerien
Akkusativ die Galerie die Galerien
[1] eine Galerie im Thomas Jefferson Building
[3] eine Holländerwindmühle mit Galerie
[11] Galerie Franz' I. im Schloss Fontainebleau
[10] Galerie auf der Gotthardstraße
[14] eine Galerie in Southport

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

Gallerie, Galerei

Worttrennung:

Ga·le·rie, Plural: Ga·le·ri·en

Aussprache:

IPA: [ɡaləˈʁiː]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Galerie (Info)
Reime: -iː

Bedeutungen:

[1] Architektur: nach einer Seite geöffneter Laufgang an oder in Gebäuden
[2] Architektur: Gang, der im Obergeschoss eines Gebäudes (zum Beispiel eines Schlosses) an der dem Innenhof zugewandten Seite einmal rundherum verläuft
[3] Architektur: balkonähnlicher Umgang, der an der Außenseite von Bauernhäusern und teilweise auch bei Windmühlen angebracht ist
[4] Empore in Sälen und Kirchen
[5] der oberste Rang im Theater
[6] das auf der Galerie5 versammelte Publikum
[7] historisch: Gang in einer Befestigungsanlage, in den Schießscharten eingelassen sind
[8] Seemannssprache: bei alten Segelschiffen vorhandener Rundgang, der um das Heck herumläuft
[9] Schiffbau: ein Ausbau am Schiffsheck
[10] besonders österreichisch und schweizerisch: Tunnel, der sich an einem Berghang befindet und in Richtung des Tales fensterartige Öffnungen hat
[11] Architektur: Gang, der mehrere Räume miteinander verbindet oder der in Schlössern für Festivitäten und das Zurschaustellen von Kunstwerken verwendet wird
[12] Abkürzung für Gemäldegalerie
[13] Verkaufslokal einer Kunsthandlung oder auch die Kunsthandlung selbst
[14] Ladenpassage, die mit Glas überdeckt ist
[15] Webseiten zur Präsentation von Fotos
[16] scherzhaft: stattliche Anzahl von gleichen Dingen, die jemand besitzt
[17] Bergbau: ein Stollen
[18] Höhlenforschung: langgestreckter Raum innerhalb einer Höhle
[19] Militär: langer und schmaler Graben, der überdeckt ist
[20] Orientteppich, der die Form eines Läufers aufweist
[21] österreichisch: Verbrechertum, Unterwelt

Herkunft:

Das seit dem 16. Jahrhundert verbreitete Wort ist eine Entlehnung des italienischen Wortes galleria oder des französischen Wortes galerie (Säulengang). (Die Bedeutung Gemäldesammlung ist eine Metonymie zu den in jenen Säulengängen aufgehängten Bildern.) Weiterhin geht Galerie vermutlich auf das mittellateinische galilea (Vorhalle einer Kirche) zurück, dessen zweites L zu R dissimiliert wurde. Das mittellateinische galilea wiederum stammt von der in Palästina befindlichen Provinz Galiläa ab, welche im Neuen Testament mit dem Heidentum in Verbindung gebracht wird und somit in Rom die Bezeichnung für den den Ungetauften zugedachten Platz während des Gottesdienstes war.[1]
[21] Die Bedeutung leitet sich von den von Kriminellen in einer Kartei gesammelten Fotos ab, die dort wie in einer Gemäldegalerie angeordnet waren.[2]

Synonyme:

[10] Schutzgalerie

Gegenwörter:

[5] Parkett

Oberbegriffe:

[1–3, 7, 8, 11] Gang
[10] Tunnel
[14] Ladenpassage
[15] Internet, Internetseite
[18] Höhle
[19] Graben
[20] Teppich

Unterbegriffe:

[1] Arkaden, Bogengang, Laubengang
Ahnengalerie, Bildergalerie, Bogengalerie, Flash-Galerie, Flüstergalerie, Fotogalerie, lGemäldegalerie, Holzgalerie, Kunstgalerie, Onlinegalerie, PHP-Galerie, Produzentengalerie, Schutzgalerie, Seitengalerie, Spiegelgalerie, Stehgalerie, Webgalerie

Beispiele:

[1] Man steigt die Scala dei Giganti hinan und ist nun auf der Galerie, deren Säulen den ersten Stock umziehn.[3]
[2] Als wir einmal mit der Klasse einen Ausflug in ein Schloss machten, glaubte meine Freundin, ein Gespenst auf der Galerie im ersten Stock gesehen zu haben.
[3] Noch lange winkten uns unsere Gastgeber von der Galerie aus zu, als wir davonfuhren.
[1–3, 11, 14] Im Trend liegen jetzt große Glasflächen in der Hausfassade selbst, die eine Außenwand komplett transparent machen, einen Giebel von Kopf bis Fuß durchsichtig werden lassen oder dem Wohnbereich mit Galerie eine Lichtinsel verschaffen.[4]
[4] Die technisch beispielhaft durchgeführte Restaurierung der Galerie im südlichen Louvre-Flügel stützte sich ganz auf die Arbeit von Felix Duban, der den unfertigen und heruntergekommenen Saal ab 1848 überholte.[5]
[5] Die Glocke des Regisseurs ertönte. Allmählich nahm das Publikum seine Plätze ein, wobei das Getrampel auf der Galerie, das Geplauder im Parkett, das Rufen der Apfelsinenjungen die Musik übertönte - und endlich kamen auch die blasierten Leute in den Logen zur Ruhe und warteten.[6]
[5] Die Galerie war wie üblich voll besetzt.
[6] Diese Aussagen sind nur für die Galerie und dienen dazu, sich zu profilieren.[7]
[7]
[8]
[9] In diesem Augenblick erschien Admiral George Ascue auf der Galerie seines Schiffes.[8]
[10]
[12] In unserer Stadt gibt es eine große Galerie mit berühmten Meistern.
[12] „Der Kunsthistoriker und Kunsthändler Hildebrand Gurlitt hatte nach dem Krieg in Düsseldorf eine Galerie und war dort 1948 Leiter des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen geworden.“[9]
[13] All das in einer Stadt, die schon im Alltag mit junger Kunst in mehr als dreihundert Galerien verwöhnt ist, von den Museen ganz zu schweigen.[10]
[14] In Flensburg gibt es nun auch endlich eine Galerie in der Innenstadt.
[15] Viele Online-Communities bieten ihren Mitgliedern eigene Blogs, Gästebücher und Galerien.
[16] Meine Cousine besitzt eine ganze Galerie potthässlicher Porzellanäffchen.
[17] Der Abbau in der flachen Mulde erfolgte nicht mehr mittels vieler Galerien, denn nun wurden sternförmige Schrapperfelder angelegt.[11]
[18]
[19] Wir mussten lange in der Galerie ausharren.
[20] Vor dem alten Bücherregal im Arbeitszimmer liegt eine Galerie.
[21] „Die Gaunersprache der Wiener »Galerie«“[12]

Redewendungen:

[5] für die Galerie spielen

Wortbildungen:

Galerieholländer, Galeriewald, Galerist

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–8, 10–14, 16, 20, 21] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, Seite 593 f.
[1–5, 7, 10, 12, 14, 15, 17, 18, 21] Wikipedia-Artikel „Galerie
[1, 4, 5, 7, 8, 2, 12, 17] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Galerie
[1, 5, 8, 16, 19] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Galerie
[?] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGalerie

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 326
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, S.593
  3. Fontante, Theodor: Italienreise Oktober/November 1875, Briefe, Projekt Gutenberg-DE
  4. Oliver Gerst: Häuser mit viel Glasfläche. 17. April 2011, abgerufen am 11. Januar 2018.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Louvre: Die Nacht kommt als Diana, 27.11.2004
  6. Bang, Herman: Die vier Teufel, Projekt Gutenberg-DE
  7. sueddeutsche.de, Disziplinlos beim Disziplinfanatiker, 30.03.2008
  8. Smidt,Heinrich: Seeschlachten und Abenteuer berühmter Seehelden, Projekt Gutenberg-DE
  9. Yves Buchheim, unter Mitarbeit von Franz Kotteder: Buchheim. Künstler, Sammler, Despot: Das Leben meines Vaters. Heyne, München 2018, ISBN 978-3-453-20197-2, Seite 212.
  10. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Armory Show: Alle Nervosität ist verflogen, 29.03.2008
  11. Das Bergwerk Gonzen - Eine Einführung
  12. Julian M. Burnadz, Franz Meinert: Die Gaunersprache der Wiener »Galerie«, Schmidt-Römhild, Lübeck 1966

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Galaxie
Anagramme: agilere