Kanton

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Kanton (Deutsch)

Substantiv, m

Singular Plural
Nominativ der Kanton die Kantone
Genitiv des Kantons der Kantone
Dativ dem Kanton den Kantonen
Akkusativ den Kanton die Kantone

Worttrennung:

Kan·ton, Plural: Kan·to·ne

Aussprache:

IPA: [kanˈtoːn], Schweiz: [ˈkɑnton]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Kanton (Info), Schweiz:
Reime: -oːn

Bedeutungen:

[1] allgemein: eine politische Verwaltungseinheit
[2] Schweiz: Gliedstaat in der Schweiz, ähnlich den Staaten der USA oder Bundesländern in Deutschland
[3] Luxemburg: administrative Einheit
[4] Belgien: Bezirk, Region
[5] Ecuador: zweithöchste Verwaltungseinheit nach Provinz
[6] Bosnien-Herzegowina: Gliedstaaten der Föderation
[7] Frankreich: Untergliederung eines Départements
[8] Preußen: Wehrverwaltungsbezirk
[9] Heiliges Römisches Reich: regionaler Zusammenschluss der Reichsritter
[10] Bolivien und El Salvador: Untergliederung einer Gemeinde (municipio)
[11] Niederlande: die Eingangsinstanz der Gerichtsbarkeit in den Niederlanden

Herkunft:

Die erste bekannte Verwendung findet sich 1475 in einer Akte von Freiburg im Üechtland, siehe Quelle [11]. Das Wort stammt über französisch canton → frBezirk‘ von italienisch cantoneLandesteil‘, einer Vergrößerungsform von cantoEcke, Winkel“, seinerseits von canthus → la ‚eiserner Radreifen‘; letztlich wohl aus dem Keltischen.[1][2][3][4][5] Vergleiche Kante.

Verkleinerungsformen:

Kantönlein

Oberbegriffe:

[2] Gliedstaat
[3–8] Verwaltungseinheit, Bezirk

Unterbegriffe:

[2] Halbkanton, Urkanton
[2] Aargau, Appenzell, Basel, Bern, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, Wallis, Zug, Zürich

Beispiele:

[1] Manche Staaten sind in Kantone gegliedert.
[2] Die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden werden auch als „Urkantone“ bezeichnet.
[3] Der Kanton Mersch hat keine Grenze mit einem anderen Staat.
[4] Im belgischen Kanton Eupen spricht man deutsch.
[5] Ein Kanton besteht aus mehreren Gemeinden.
[6] Sarajevo ist ein Kanton.
[7] Ein Arrondissement hat mehrere Kantone.
[8] Friedrich Wilhelm I. begründete 1733 das Einteilungssystem nach Kantonen.
[9] Zu den Ritterkantonen gehörte zum Beispiel auch der Kanton Odenwald.
[10] Der Kanton Padcaya liegt in Bolivien.
[11] Jede „rechtbank“ der Niederlande besteht aus vier Sektoren, den Sektoren Kanton, Zivilrecht, Strafrecht und Verwaltungsrecht.[6]

Wortbildungen:

kantonal, Kantonalwahl, Kantonspolizei, Kantonshoheit
indirekt: Kantönliland
[2] Kantonsapotheker, Kantonsarzt, Kantonsblatt, Kantonschemiker, Kantonsgericht, Kantonshauptort, Kantonshauptstadt, Kantonsparlament, Kantonspolizei, Kantonsrat, Kantonsregierung, Kantonsschule, Kantonsspital, Kantonssteuer, Kantonsstraße, Kantonsverfassung
[2] kantonsweit

Übersetzungen

[2] Wikipedia-Artikel „Kanton (Schweiz)
[3] Wikipedia-Artikel „Kantone im Großherzogtum Luxemburg
[4] Wikipedia-Artikel „Kanton (Belgien)
[5] Wikipedia-Artikel „Kanton (Ecuador)
[6] Wikipedia-Artikel „Kanton (Föderation Bosnien-Herzegowina)
[7] Wikipedia-Artikel „Kanton (Frankreich)
[8] Wikipedia-Artikel „Kanton (Preußen)
[9] Wikipedia-Artikel „Reichsritterschaft
[10] Wikipedia-Artikel „Kanton (Bolivien)
[11] Historische Lexikon der Schweiz [1]
[2, 4, 7, 8] Duden online „Kanton

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 388.
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 Seite 467.
  3. Walther von Wartburg: Französisches Etymologisches Wörterbuch, 2. Band. Leipzig/Berlin 1940, Seite 227–234.
  4. Manlio Cortelazzo, Paolo Zolli: Dizionario Etimologico della Lingua Italiana. Bologna 1999, Seite 288.
  5. Christoph Landolt: Kanton. Wortgeschichte vom 22. August 2019, herausgegeben von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
  6. Europäisches Justitielles Netz

Substantiv, n, Toponym

Singular Plural
Nominativ (das) Kanton
Genitiv (des Kanton)
(des Kantons)

Kantons
Dativ (dem) Kanton
Akkusativ (das) Kanton

Anmerkung zum Artikelgebrauch:

Der Artikel wird gebraucht, wenn „Kanton“ in einer bestimmten Qualität, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder Zeitabschnitt als Subjekt oder Objekt im Satz steht. Ansonsten, also normalerweise, wird kein Artikel verwendet.

Worttrennung:

Kan·ton, Plural: selten: Kan·tons

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:
Reime: -oːn
[1, 2] IPA: [ˈkantɔn]
[1, 2] Hörbeispiele:
[3] IPA: []
[3] Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] Stadt in China, chinesischer Name „Guangzhou“
[2] seltener: Provinz Chinas, chinesischer Name „Guangdong“
[3] unbewohnte Insel von Kiribati

Herkunft:

[1] von [2] übertragen
[2] Verballhornung des chinesischen Namens, traditionell: 廣東, vereinfacht: 广东( Pinyin: Guǎngdōng, Kantonesisch: gwong2 dung1) = weiter Osten
[3]

Oberbegriffe:

[1] Metropole, Großstadt, Stadt, Siedlung, Ortschaft, Ort
[2] Provinz, Verwaltungseinheit
[3] Insel

Beispiele:

[1] Kanton ist eine große Stadt.
[2] Kanton liegt in Südchina.
[3] Das Kanton im Pazifik ist unbewohnt.
[1–3] Insgesamt gibt es drei Kantons.

Wortbildungen:

Kantonese, Kantonesin, kantonesisch (Kantonesisch)

Übersetzungen

[1] Wikipedia-Artikel „Guangzhou
[2] Wikipedia-Artikel „Guangdong
[3] Wikipedia-Artikel „Kanton (Insel)
[1] Duden online „Kanton

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Karton