Individuum

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Individuum (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Individuum die Individuen
Genitiv des Individuums der Individuen
Dativ dem Individuum den Individuen
Akkusativ das Individuum die Individuen

Anmerkung:

Der Begriff „Individuum“ steht in der abendländischen Philosophie bedeutungsmäßig in einem gewissen konträren Spannungsverhältnis zu dem eher christlich geprägten Begriff der „Person“. Mit „Individuum“ wird das einzelne, auch vereinzelte, in sich selber stehende menschliche Wesen bezeichnet. Dagegen bezeichnet der christlich geprägte Begriff „Person“ wesentlich den auf seine Mitmenschen und sein Umfeld hin bezogenen Menschen.[1]

Worttrennung:

In·di·vi·du·um, Plural: In·di·vi·du·en

Aussprache:

IPA: [ɪndiˈviːduʊm]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Individuum (Info)
Reime: -iːduʊm

Bedeutungen:

[1] etwas Einzelnes in seiner jeweiligen Gesamtheit und gleichzeitigen Besonderheit (von absondern, trennen, unterscheiden) oder Unterschiedlichkeit gegenüber anderem, das Ganze einer Einheit, etwas Einheitliches, ein einzelnes Lebewesen oder Einzelwesen
[2] herablassend bis abwertend für eine Person

Herkunft:

lateinisch Partizip zu dividere → la „teilen“ mit verneinendem in-, also ungeteilt, unteilbar. Diese Bestimmung ist doppelsinnig: einerseits kann „nicht weiter teilbar“ gemeint sein, wie in der ursprünglichen Bedeutung von Atom (Altgriechisch ἄτομος (atomos→ grc); andererseits kann im Sinne einer Warnung oder eines Verbots auch „nicht zu Teilendes“ gemeint sein; siehe individuum → la. Das Wort ist seit dem 16. Jahrhundert belegt, zunächst noch mit lateinischer Deklination.[2]

Synonyme:

[1] Einzelwesen

Gegenwörter:

[1] Dividuum, Gruppe, Kohorte; bei Menschen auch Gemeinschaft und Gesellschaft
[2] Gesindel

Oberbegriffe:

[1] Lebewesen

Unterbegriffe:

[1] Einzelindividuum, Einzelperson
[1] Mensch, Pflanze, Tier

Beispiele:

[1] Jeder Mensch ist ein Individuum.
[1] Wenn man vom einzelnen Individuum ausgeht, kann man sagen…
[1] „Ich wusste, dass es letztendlich auf das Individuum ankam.“[3]
[1] „Der Romanschluß ist tragisch für das Individuum Josef Schwarz, aber gesellschaftlich geht der Blick in die Zukunft: Schwarz geht zur Fremdenlegion.“[4]
[1] „Neben ihr steht ein Individuum in einem etwas zu engen karierten Anzug, das Gamaschen über den Schuhen trägt.“[5]
[2] Was ist denn das für ein Individuum? Dieses Individuum will ich hier nicht mehr sehen! Dieses Individuum kommt mir nicht mehr ins Haus!

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] ein starkes Individuum, ein prachtvolles Individuum
[2] ein abstoßendes Individuum, arbeitsscheues Individuum, minderwertiges Individuum, verdächtiges Individuum, abscheuliches Individuum, entsetzliches Individuum, ekelhaftes Individuum, ekelerregendes Individuum, gräßliches Individuum, fürchterliches Individuum

Wortbildungen:

individual (Individualpsychologie, Individualismus, Individualist, Individualität), individuell, individuieren

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Individuum
[1] Goethe-Wörterbuch „Individuum
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Individuum
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalIndividuum

Quellen:

  1. Näheres hierzu in: Joachim Ritter (Herausgeber): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 4., I - K, Schwabe, Basel 1972, ISBN 978-3-7965-0115-9, Seite 299 ff., Eintrag „Individuum“ und
    Joachim Ritter (Herausgeber): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 7., P - Q, Schwabe, Basel 1972, ISBN 978-3-7965-0115-9, Seite 270 ff., Eintrag „Person“.
  2. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Individuum“, Etymologisches Wörterbuch
  3. Cornelia Schmalz-Jacobsen: Russensommer. Meine Erinnerungen an die Befreiung vom NS-Regime. C. Bertelsmann, München 2016, ISBN 978-3-570-10311-1, Seite 61.
  4. Wilhelm von Sternburg: „Als wäre alles das letzte Mal“: Erich Maria Remarque. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, ISBN 3-462-02917-7, Seite 415.
  5. Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend. Roman. 5. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-02725-5, Seite 219. Erstmals 1956 erschienen.