auffahren

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auffahren (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich fahre auf
du fährst auf
er, sie, es fährt auf
Präteritum ich fuhr auf
Konjunktiv II ich führe auf
Imperativ Singular fahr auf!
fahre auf!
Plural fahrt auf!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
aufgefahren sein, haben
Alle weiteren Formen: Flexion:auffahren

Worttrennung:

auf·fah·ren, Präteritum: fuhr auf, Partizip II: auf·ge·fah·ren

Aussprache:

IPA: [ˈaʊ̯fˌfaːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild auffahren (Info)
Reime: -aʊ̯ffaːʁən

Bedeutungen:

[1] beim Fahren gegen die Rückseite des vorausfahrenden Fahrzeugs oder gegen ein Hindernis prallen; bei Schiffen auch: auf Grund laufen
[2] mit geringem Abstand hinter einem vorausfahrenden Fahrzeug fahren
[3] irgendwo anfahren, vorfahren, hinauffahren
[4] besonders Militärwesen: (mit militärischem Gerät, etwa Panzern) irgendwo anfahren und sich für einen Angriff positionieren
[5] sich vor Schreck, Überraschung schnell erheben, aufrichten
[6] auf etwas eine heftige, wütende Reaktion zeigen
[7] (von Sturm oder Ähnlichem) plötzlich, unvermutet entstehen
[8] sich abrupt öffnen, weit aufgehen
[9] Religion: nach oben schweben und in den Himmel gelangen (Himmelfahrt, Schweiz: Auffahrt)
[10] Bergbau: aus dem Schacht fahren, zutage fahren
[11] besonders Militärwesen: (militärisches Gerät, etwa Kanonen) irgendwo anfahren und für einen Angriff positionieren
[12] umgangssprachlich: (reichlich Essen, Getränke) heranbringen und anbieten
[13] (Schüttgut, Baumaterial oder Ähnliches) irgendwohin fahren und abladen
[14] (einen Weg, den Boden) durch Befahren aufreißen
[15] Bergbau: einen Grubenbau herstellen oder erweitern

Herkunft:

Derivation (Ableitung) zum Verb fahren mit dem Derivatem auf-

Sinnverwandte Wörter:

[1] aufbrummen, aufknallen, aufprallen, draufbrummen
[2] aufrücken
[5] aufschnellen, aufschrecken, aufspringen, aufzucken, emporfahren, emporschnellen, hochfahren, hochschnellen, hochschrecken, hochspringen
[6] aufbrausen, aufdrehen, aufschäumen, hochfahren, hochgehen, losfahren
[7] aufkommen
[8] aufgehen
[9] aufschweben, aufsteigen, emporfahren, emporsteigen
[12] anfahren, auftafeln, auftischen, auftragen, aufwarten
[15] vortreiben

Beispiele:

[1] Der Fahrer des hinteren Wagens konnte nicht mehr bremsen und fuhr auf den vorderen Wagen auf.
[1] „Wir fuhren mehrmals auf, ehe wir in den Orinoko einliefen.“[1]
[2] „Besonders gefährlich sind laut Polizei Pkw- oder Lkw-Fahrer, die abbiegen, ohne vorher zu gucken, die zu schnell aus Einfahrten schießen, die Vorfahrtsregeln missachten, zurücksetzen oder zu nah auffahren.[2]
[3] Sie fährt auf die Rampe auf.
[3] „Die Einheit von Partei und Staat wird eindrucksvoll vor der Tür demonstriert, wo viele Regierungskarossen aufgefahren sind.[3]
[4] „Höhepunkt der Krise, nach Beginn des Mauerbaus, war der 27. Oktober 1961, als in der Nacht zuvor eine Kolonne von 30 sowjetischen Panzern Unter den Linden auffuhr.[4]
[5] Erschrocken fuhr ich auf, als er meinen Namen vorlas.
[6] Du lässt dir so etwas nicht bieten und fährst wütend auf.
[7] „Wildes Murren, und der Wind fährt auf und wühlt und wütet in den Bäumen und beugt die Blätter herab, wie tausend Zungen des Hasses!“[5]
[8] „Vom heftigen Sturm fuhr das Fenster auf.[6]
[9] Jesus war in den Himmel aufgefahren.
[10] Die Kumpel sehnten sich nach dem Ende der Schicht, wenn sie wieder auffahren konnten.
[11] „Dass die großen EU-Chefs jedes Vierteljahr einmal zu einem Gipfel kommen und Wasserwerfer rund um das Gebäude auffahren, in dem sie tagen, daran haben sich die Bewohner von Brüssel längst gewöhnt.“[7]
[12] „Die zahlreichen Zaungäste stürmten froh gelaunt auf das Parkgelände, wo Gerhard Schröder mehr als 600 Currywürste, zwölf Kuchenbleche sowie mehrere Hundert Liter Kaffee und Freibier hatte auffahren lassen.“[8]
[13] Morgen wird hier Erde aufgefahren, dann können wir mit dem Pflanzen beginnen.
[14] „Sie hatten alten Grasboden auffahren, die Furchen gründlich hacken wollen, denn bei schwerem Schweizer Lande muß man gründlich bis auf den Boden die Furche hacken, wenn ein zahm Gewächs gesund wachsen soll, sie ist zäh und schwerfällig, eben wahrhaft die Schweizer Natur.“[9]
[15] „Der erste Tunnel im Schildvortrieb wurde in England aufgefahren, von einem Franzosen, der zuvor sechs Jahre in New York gelebt und dort die Scheu vor Superlativen verloren hatte.“[10]

Redewendungen:

grobes Geschütz auffahren
schweres Geschütz auffahren

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] auf etwas auffahren
[2] dicht auffahren, nahe auffahren
[5] aus dem Schlaf auffahren
[9] in den Himmel auffahren

Wortbildungen:

Auffahrrampe, Auffahrschaden, Auffahrt, Auffahrunfall

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 15] Wikipedia-Artikel „auffahren“ (BKL)
[5, 8, 9, 13–15] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „auffahren
[1–6, 9, 11, 12, 15] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „auffahren
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalauffahren
[1–15] Duden online „auffahren
[1–3, 5, 6, 9–13] Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Deutsches Wörterbuch. 9. Auflage. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh/München 2011, ISBN 978-3-577-07595-4 „auffahren“

Quellen:

  1. Alexander von Humboldt: Auf Steppen und Strömen Südamerikas, S. 195. VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1965. Hrsg.: Anneliese Dangel.
  2. Charlotte Parnack: Der Straßenkampf. In: Zeit Online. Nummer 36/2015, 3. September 2015, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 26. November 2019).
  3. Michael Thumann: Bären an die Macht. In: Zeit Online. Nummer 12/2000, 16. März 2000, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 26. November 2019).
  4. Rudolf Augstein: Gregor Gysis Mauer. In: Spiegel Online. Nummer 26/2001, 25. Juni 2001, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. November 2019).
  5. Eduard Paulus: Gesammelte Dichtungen – Der Krieg. In: Projekt Gutenberg-DE. (URL).
  6. nach Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „auffahren“ 6)
  7. Cerstin Gammelin: Fünf Punkte zur Rettung Europas. In: sueddeutsche.de. 18. Oktober 2011, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 26. November 2019).
  8. Kanzler, Kuchen, Currywurst. In: Der Tagesspiegel. 13. Juli 2004, zitiert nach DWDS
  9. Jeremias Gotthelf: Uli der Pächter. In: Projekt Gutenberg-DE. (URL).
  10. Kai Krüger: Das Abenteuer, einen Elbtunnel zu bohren. In: Zeit Online. Nummer 21/1970, 22. Mai 1970, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 27. November 2019).