Asyl

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des Jahres 2013 das Wort der Woche.

Asyl (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural
Nominativ das Asyl die Asyle
Genitiv des Asyls der Asyle
Dativ dem Asyl den Asylen
Akkusativ das Asyl die Asyle

Worttrennung:

Asyl, Plural: Asy·le

Aussprache:

IPA: [aˈzyːl]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Asyl (Info)
Reime: -yːl

Bedeutungen:

[1] Unterkunft für Personen ohne eigene Wohnung
[2] Ort oder Gebäude, wo Schutz gegen Verfolgung, Rache, Abschiebung oder Ähnliches gewährt wird
[3] Rechtssprache; kein Plural: Schutz (insbesondere vor politischer Verfolgung), der an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet gewährt wird, indem die verfolgte Person sich dort aufhalten darf

Herkunft:

Asylring an einer Tür der Kathedrale Notre-Dame de Paris; wer ihn ergriff, war vor seinen Verfolgern sicher.
Asyl ist aus dem lateinischen asylum → la entlehnt, welches zum altgriechischen ἄσυλον (ásȳlon ) → grc gebildet wurde.[1][2] Dieses geht auf ἄσυλος (ásȳlos ) → grc ‚unberaubt, sicher‘ zurück[1][2] , einer Bildung aus dem verneinenden Präfix ἀ- (á- ) → grc (Alpha privativum) und dem Substantiv σῦλον (sȳ́lon ) → grcRaub[1].
Ins Deutsche gelangte Asyl zu Beginn des 16. Jahrhunderts zunächst in der lateinischen Form asylum.[2] Die lateinische Endung verlor das Wort erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts.[2] Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweiterte sich die Bedeutung und Asyl bezeichnete fortan auch öffentliche Einrichtungen, die als vorübergehende Unterkunft für Obdachlose dienen.[2] Ursprünglich war das Asyl in der Antike ein Heiligtum, in dem ein Schutzsuchender vor jeglichem Zugriff sicher war.[1] Diesem Tempelasyl folgte später das christliche Kirchenasyl nach.[3] Symbolisiert wurde es häufig von einem steinernen Monument am Kirchenportal oder an der Klosterpforte[3] (siehe auch den Asylring rechts). Ergriff der Schutzsuchende dieses, war er vor den Verfolgern sicher.[3] Schon frühzeitig erhielt das Asyl aber offenbar über das einzelne sakrale Objekt hinaus eine räumliche Komponente und bezeichnete auch die gesamte Umgebung, den Tempel, den heiligen Hain oder Bezirk, was sich bis in die heutigen Bedeutungen erhalten hat.[4]

Synonyme:

[1] Obdachlosenasyl, Obdachlosenheim, Obdachlosenunterkunft, siehe auch: Verzeichnis:Deutsch/Wohnhaus
[2] Freistatt, Freistätte

Oberbegriffe:

[1] Unterkunft
[2] Zufluchtsort

Unterbegriffe:

[1] Nachtasyl
[3] Kirchenasyl

Beispiele:

[1] Wer keine Wohnung hat, kann eventuell vorübergehend in einem Asyl unterkommen.
[1] Manni geht nicht gern ins städtische Asyl, da er fürchtet, dort bestohlen zu werden.
[1] „Eine Freundin von mir hat in München einer Familie aus Syrien bei sich zu Hause Asyl gewährt, einem Mann mit Frau und fünf Kindern.“[5]
[2] Der Pfarrer stellt seine Kirche als Asyl für Abschiebekandidaten zur Verfügung.
[3] Viele Verfolgte bitten in der Bundesrepublik Deutschland um politisches Asyl.

Charakteristische Wortkombinationen:

[3] Asyl beantragen, Asyl erhalten (Lautsprecherbild Audio (Info)), bei jemandem Asyl finden, jemandem Asyl geben, jemandem Asyl gewähren, jemandem das Asyl verweigern, um Asyl bitten

Wortbildungen:

Asylant, Asylantrag, asylberechtigt, Asylberechtigung, Asylbetrug, Asylbetrüger, Asylbewerber, Asyldebatte, Asylheim, Asylland, Asylmissbrauch, Asylrecht, Asylstadt, asylsuchend (Asyl suchend), Asylsuchender, Asylunterkunft, Asylverfahren, Asylwerber

Übersetzungen

[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Asyl
[1, 2] Wahrig Fremdwörterlexikon „Asyl“ auf wissen.de
[1–3] früher auch bei canoonet „Asyl“
[1–3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Asyl“ auf wissen.de
[1, 3] Wikipedia-Artikel „Asyl
[1, 3] Duden online „Asyl
[1, 3] The Free Dictionary „Asyl
[2, 3] Otto Kimminich: Grundprobleme des Asylrechts. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-09114-0, Die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Asyl“, Seite 2.
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalAsyl

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, „Asyl“, Seite 67.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „Asyl“, Seite 68.
  3. 3,0 3,1 3,2 Otto Kimminich: Grundprobleme des Asylrechts. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-09114-0, Die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Asyl“, Seite 1.
  4. Otto Kimminich: Grundprobleme des Asylrechts. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-09114-0, Die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Asyl“, Seite 2.
  5. Wladimir Kaminer: Ausgerechnet Deutschland. Geschichten unserer neuen Nachbarn. Goldmann, München 2018, ISBN 978-3-442-48701-1, Seite 12.