Schneckenhaus

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Schneckenhaus (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Schneckenhaus die Schneckenhäuser
Genitiv des Schneckenhauses der Schneckenhäuser
Dativ dem Schneckenhaus
dem Schneckenhause
den Schneckenhäusern
Akkusativ das Schneckenhaus die Schneckenhäuser
[1] Nahaufnahme eines Schneckenhauses
[1] kriechende Schnecke mit Schneckenhaus
[3] ein Schneckenhaus niederländischer Bauart

Worttrennung:

Schne·cken·haus, Plural: Schne·cken·häu·ser

Aussprache:

IPA: [ˈʃnɛkn̩ˌhaʊ̯s] ~ [ˈʃnɛkŋ̩ˌhaʊ̯s]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Schneckenhaus (Info) ~ —

Bedeutungen:

[1] spiralförmig gewundenes, aus Kalk bestehendes Gehäuse mancher Gastropoden (Schnecken)
[2] Haus oder Räumlichkeiten, in denen Prostituierte ihrem Gewerbe nachgehen
[3] eine Art Anhänger, in dem man auf Reisen wohnt und der von einem Auto gezogen wird

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Schnecke und Haus mit dem Fugenelement -n
[2] Diese umgangssprachliche Bedeutungsübertragung ist ab 1920 bezeugt und fußt auf den umgangssprachlichen Bedeutungen des Bestimmungswortes »Schnecke«[1][2] im Sinne von ‚Frau; Vulva, Vagina[3][4]
[3] Diese umgangssprachliche Bedeutungsübertragung ist ab 1955 bezeugt.[1][2]

Synonyme:

[1] Schneckengehäuse, seltener: Schneckenmuschel, Schneckenschale
[1] fachsprachlich, Zoologie: Cochlea
[2] Bordell, Dirnenhaus, Eros-Center/Eroscenter, Freudenhaus
[2] salopp, zumeist abwertend: Puff
[2] verhüllend: Etablissement, öffentliches Haus
[2] abwertend: Hurenhaus
[3] Campinganhänger, Campingwagen, Caravan, Haus auf Rädern, Wohnanhänger, Wohnwagen
[3] umgangssprachlich: Hänger

Verkleinerungsformen:

[1] Schneckenhäuschen

Oberbegriffe:

[1] Lebewesen, Tier, Weichtier (Molluske)
[1] Gastropode
[2] Haus, Räumlichkeit
[3] Anhänger

Beispiele:

[1] „Der porzellanartige Glanz vieler Muscheln und Schneckenhäuser und die lebhafte Farbigkeit und Zeichnung, die ihre Oberfläche schmücken, verwandeln sie in Kostbarkeiten, so daß sie schon in der frühesten Antike als Kultgegenstände galten, gesammelt wurden oder oft auch als Zahlungsmittel bei Tauschgeschäften dienten.“[5]
[1] „Auch in leeren Schneckenhäusern nisten Bienengerne; die Schneckenhäuser einfach an vegetationsfreien Stellen in die Nähe von Grashalmen oder Blättern legen.“[6]
[1] „Hat er mich nicht gegen meinen ausdrücklichen Befehl zu rennen wie im Wettlauf, wenn er jemand von Eduard’s Livree ſähe, ſo langſam gefahren, als ſäß ich in einem Schneckenhaus.[7]
[1] „‚Es iſt hier auf dem Acker in der Dunkelheit ſo gefährlich gehen, ſprach er, wie leicht bricht einer Hals und Bein!‘ zum Glück ſtieß er an ein leeres Schneckenhaus: ‚gottlob! da kann ich die Nacht ſicher zubringen!‘ und ſetzte ſich hinein.“[8]
[2] „Sie empfanden meine Analyse als Angriff auf ihr Haus, das immer schon als das Schneckenhaus oder das Puff bezeichnet worden war:lauter Namen, die die Mädchen glaubten, nicht zu verdienen.“[9]
[3] „Das Leben in einem Wohnwagen ist ja auch nicht umsonst. Außerdem ist es nicht immer eine Frage des Geldes – manche Leute verreisen halt gerne, und manche sogar so viel, dass so ein Schneckenhaus für sie am besten ist.“[10]

Redewendungen:

[1] sich in sein Schneckenhaus zurückziehen
[1] veraltet: Schneckenhäuser sammeln[11]

Sprichwörter:

[1] aus einem Schneckenhaus kommt kein Leu heraus[11]
[1] in einem Schneckenhause hat kein Löwe Platz[11]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1481.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Schneckenhaus«.
[2] Peter Wendling: Slang Register, Hochdeutsch–Umgangsdeutsch. Würzwörter vom Feinsten. Helix, München 1997, ISBN 978-3-927930-18-6, Stichwort »Bordell«, Seite 190.
[2, 3] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 7. Band Sardelle–Susi, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570170-8, DNB 841057532, Seite 2532.
[2, 3] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Schneckenhaus«.
[1] Duden online „Schneckenhaus
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Schneckenhaus“ auf wissen.de
[1] Wikipedia-Artikel „Schneckenhaus
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Schneckenhaus
[1] The Free Dictionary „Schneckenhaus
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalSchneckenhaus
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Schneckenhaus
[1] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Schneckenhaus
[1] D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „Schneckenhaus“.
[1] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Schneckenhaus
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Schneckenhaus
[1] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Schneckenhaus“.
[1] Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „Schneckenhaus“.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 7. Band Sardelle–Susi, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570170-8, DNB 841057532, Seite 2532.
  2. 2,0 2,1 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Schneckenhaus«.
  3. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 7. Band Sardelle–Susi, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570170-8, DNB 841057532, Seite 2531.
  4. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Schnecke«.
  5. Andrea Ghisotti: Die Fische der Malediven. Deutsche Ausgabe, Casa Editrice Bonechi, Firenze 2008, ISBN 978-88-8029-659-1, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
  6. WWF Schweiz (Herausgeber): Die Nisthilfen und ihre Bewohnerinnen. In: Biodiversität. Aktionsanleitung Schulen. 2010, Seite 2 (URL: PDF 2,0 MB, abgerufen am 10. April 2015).
  7. Friedrich Schiller: Die zwey Emilien. Ein Drama in vier Aufzügen. Nach dem Englischen, von Friedrich Schiller. In: Neueste deutsche Schaubühne für 1805. Dritter Band, Bey Christoph Friedrich Bürglen, Augsburg 1805, Seite 49 (Zitiert nach Google Books).
  8. Brüder Grimm (Herausgeber): Daumesdick. In: Kinder und Haus-Märchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm. Kleine Ausgabe. Mit sieben Kupfern. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer, Berlin 1825, Seite 137 (Zitiert nach Google Books).
  9. Uwe Bolius; mit einem Vorwort von Hartmut von Hentig: Standhalten: Ein dokumentierter Erziehungsroman. Erstausgabe, 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1979 (Edition Suhrkamp, 876), ISBN 3-518-10876-X, Seite 311 (Zitiert nach Google Books).
    Im Original ist der Satz kursiv gesetzt.
  10. Claus Mikosch: Montags im Wohnwagen. Gespräche zwischen Vater und Tochter. Books on Demand, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-9053-6, Seite 20 (Zitiert nach Google Books).
  11. 11,0 11,1 11,2 Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon „Schneckenhaus
  12. Mundartnahe Umschrift nach El-Said Badawi, Martin Hinds: A Dictionary of Egyptian Arabic. Arabic-English. Librairie du Liban, Beirut 1986, Stichwort »بوق‎«, Seite 113.
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 13,5 Mundartnahe Umschrift nach Leonhard Bauer, unter Mitwirkung von Anton Spitaler (Herausgeber): Deutsch-arabisches Wörterbuch der Umgangssprache in Palästina und im Libanon. Wörterbuch der arabischen Umgangssprache. Deutsch - Arabisch. 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1957, DNB 450262200, Stichwort »Schneckengehäuse, ~nhaus«, Seite 263.
  14. 14,0 14,1 D.R. Woodhead, Wayne Beene (Hrsg.); under the technical direction of Karl Stowasser, with the assistance of Majid Damah, Faisal Al-Khalaf, Husain Mustafa, Darrel Smith, Ronald G. Wolfe: A Dictionary of Iraqi Arabic. Arabic–English. Georgetown University Press, Washington, D.C. 1967, ISBN 0-87840-281-0, Stichwort »maﺡﺡ‎aar« und »maﺡﺡ‎aara«, Seite 433.
  15. 15,0 15,1 Beverly E. Clarity, Karl Stowasser, Ronald G. Wolfe, D.R. Woodhead, Wayne Beene (Herausgeber): A Dictionary of Iraqi Arabic. English–Arabic Arabic–English. Georgetown University Press, Washington, D.C. 2003, ISBN 0-87840-136-9, Stichwort »maﺡﺡ‎aar« und »maﺡﺡ‎aara«, Seite 433 (arabisch-englischer Teil).
  16. 16,0 16,1 B. E. Clarity, Karl Stowasser, Ronald C. Wolfe (Herausgeber): A Dictionary of Iraqi Arabic. English–Arabic. Georgetown University Press, Washington, D.C. 1964, ISBN 0-87840-280-2, Stichwort »shell«, Seite 158.
  17. 17,0 17,1 Beverly E. Clarity, Karl Stowasser, Ronald G. Wolfe, D.R. Woodhead, Wayne Beene (Herausgeber): A Dictionary of Iraqi Arabic. English–Arabic Arabic–English. Georgetown University Press, Washington, D.C. 2003, ISBN 0-87840-136-9, Stichwort »shell«, Seite 158 (englisch-arabischer Teil).
  18. Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig71910: „Schneckenhaus
  19. Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig71910: „Gehäuse
  20. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998): „testa“ (Zeno.org)
  21. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998): „cochlea“ (Zeno.org)