Butzen

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Butzen (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Butzen die Butzen
Genitiv des Butzens der Butzen
Dativ dem Butzen den Butzen
Akkusativ den Butzen die Butzen
[1] ein Butzen
[2] eine Scheibe mit einem Butzen

Worttrennung:

But·zen, Plural: But·zen

Aussprache:

IPA: [ˈbʊt͡sn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Butzen (Info)
Reime: -ʊt͡sn̩

Bedeutungen:

[1] österreichisch, im Übrigen landschaftlich: Kerngehäuse des Apfels oder der Birne
[2] landschaftlich: Verdickung (zum Beispiel in Glasscheiben oder bei Geschwüren)
[3] Klümpchen (aus verhärteter weicher Materie, etwa Eiter, Augenflüssigkeit oder Nasenschleim)
[4] Bergmannssprache: Mineralmasse im Gestein, die unregelmäßig geformt ist
[5] mundartlich: Fliege (Stelle, wo die Blüte gewesen ist) des Apfels
[6] mundartlich: abgebrannter Kerzendocht
[7] mundartlich: oberes Ende eines zugebundenen Sackes
[8] Buchdruckerwesen: Farbklecks, zu große Menge von Farbe auf einem Buchstaben
[9] Uhrmacherwesen: Hülse, die auf der Welle des Bodenrades angelötet wird

Herkunft:

Butzen ist ein Wort, das vor allem in Südwestdeutschland gebräuchlich ist und seit dem 15. Jahrhundert belegt ist.[1] Unter den Bedeutungen dürfte ‚Fliege am Apfel‘ ursprünglicher sein als die übrigen, weil sie sich recht gut auf die bezeugte Bedeutung ‚Knospe‘ zurückführen lässt.[2] Hieraus ergäbe sich dann, dass Butzen auf das mittelhochdeutsche butze (f) zurückgeht, das wie das mittelniederländische botte und das niederländische bot → nl vermutlich aus dem mittelenglischen budde entlehnt wurde.[2] Hierher gehörten somit auch das englische bud → en und das französische Maskulinum bouton → frKnopf, Knospe‘.[2] Aus der Bedeutung ‚Fliege am Apfel‘ können sich die anderen Bedeutungen, die sich auf Verdickungen und Verhärtungen beziehen, entwickelt haben; allerdings ist es ebenso möglich, dass die Bedeutungen im Zusammenhang mit Abfall und Verunreinigungen zu einer Lautgebärde gehören, die mit Batzen zusammenhängt.[2]
Es ist zudem nicht ausgeschlossen, dass Butzen zum niederdeutschen Adjektiv buttplump, stumpf‘ gehört.[1][2] Diesem ging das im Neuhochdeutschen untergegangene mittelniederdeutsche Verb bōz̧en, im Althochdeutschen bōz̧an,schlagen, stoßen‘ voraus.[1] In diesem Falle wäre die Ausgangsbedeutung von Butzen ‚abgeschlagenes, kurzes Stück‘.[1]

Synonyme:

[1] Butz, Griebs, Griebsch, Kernhaus, Pietschen
[6] Kerzenschnuppe

Unterbegriffe:

[1] Apfelbutzen

Beispiele:

[1] Da liegt ein Butzen auf dem Gehweg.
[2] Das Fenster besteht aus vielen einzelnen Scheiben mit einem Butzen in der Mitte.
[3] „‚Afterbrand, wo sie nicht ruhen, klopfen, hitzen u. drücken, bis ein Butzen hinausgedrückt ist‘“.[3]
[4] „Wo die Zersetzung und Umwandlung in noch stärkerem Maße um sich griff und auch auf das eingeschlossene Mineralgemenge im Inneren der Butzen sich erstreckte, entstand dann die 3. Art der vorhin bezeichneten Lagerstätten, die Nester und Butzen von Bräune.“[4]
[5] „Die Aepffel können auch ungeschelt bleiben; nur daß die Stiele und Butzen aufgeschnitten und weggethan werden.“[5]
[6] Der Butzen am Dochte wurde mit einer „butzschâr“ abgeschnitten.
[7]
[8] „Die B. sind wohlfeiler u. bequemer, als die Ballen, u. geben weit gleichern Druck, auch weniger Butzen.[6]
[9]

Wortbildungen:

butzen
[2] Butzenscheibe

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–4] Wahrig-Redaktion, Bertelsmann-Lexikon-Institut (Herausgeber): Wahrig, Die deutsche Rechtschreibung, Lesekomfortabel. 1. A–K, Wissenmedia in der Inmedia-ONE-GmbH, Gütersloh/München 2006, ISBN 978-3-577-09120-6 (Müller, Michael (Red.)), „Butzen“, Seite 331.
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Butzen
[1, 2, 4] Duden online „Butzen
[1, 2, 4] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Butzen“ auf wissen.de
[1, 2, 8, 9] Jakob Heinrich Kaltschmidt: Sprachvergleichendes Wörterbuch der deutschen Sprache. J. C. Hinrichsche Buchhandlung, Leipzig 1839 (Google Books), „Butzen“, Seite 213.
[3] Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. Band 1 (Google Books), „Butzen“, Spalte 317.
[5–7] Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, „Butzen“, Seite 166.
[3] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Butzen

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 3. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-04073-4, „Butzen“, Seite 123.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, „Butzen“, Seite 166.
  3. Thorsten Hahn, Jutta Person, Nicolas Pethes (Herausgeber): Grenzgänge zwischen Wahn und Wissen. Zur Koevolution von Experiment und Paranoia 1850–1910. Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-593-37057-3, Seite 129 (Google Books, abgerufen am 17. Januar 2014)‌.
  4. Johann Grimm: Die Erzniederlage und der Bergbau zu Offenbánya in Siebenbürgen. In: Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Berg-Akademien zu Leoben, Přibram und Schemnitz. XVI. Band, Wien 1867, Seite 329 (Google Books, abgerufen am 17. Januar 2014).
  5. Amaranthes (Gottlieb Siegmund Corvinus): Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Johann Friedrich Gleditsch und Sohn, Leipzig 1715, Spalte 612 (Google Books).
  6. H. A. Pierer (Herausgeber): Supplemente zum Universal-Lexikon. Zweiter Band: Brondolo–Esteron, Altenburg 1842, Seite 27 (Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: putzen, bützen&pützen (Kölsch platt >Küssen); Bützchen (ein Kuss; Rheinland >> Verkleinerungsform) oder auch abbützen (Abküssen)