Zügel

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Zügel (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Zügel die Zügel
Genitiv des Zügels der Zügel
Dativ dem Zügel den Zügeln
Akkusativ den Zügel die Zügel
[1] Zügel an einer Trense
[2] Ziffer 11 verweist auf den Zügel.
[5] gut erkennbare schwarze Zügel am Kopf des Dachses

Worttrennung:

Zü·gel, Plural: Zü·gel

Aussprache:

IPA: [ˈt͡syːɡl̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Zügel (Info)
Reime: -yːɡl̩

Bedeutungen:

[1] Riemen oder Seil, der/das an einer Trense oder Kandare befestigt ist und mit dem man Reittiere lenkt
[2] Ornithologie: Bereich zwischen Schnabel und Auge des Vogelgefieders
[3] Anatomie: Zugwirkung auf Knochen vermittelndes Gewebe, etwa eine Sehne oder ein Teil eines Bandes
[4] übertragen: Mittel zum Aufrechterhalten von etwas, zum Beispiel Kontrolle, Ordnung oder Disziplin; Mittel zum Herrschen/Beherrschen
[5] Jägersprache: farblich abweichender Streifen, der sich bei manchen Vögeln vom Schnabelwinkel bis zum Hinterkopf erstreckt und sich auch beiderseits des Hauptes beim Gamswild sowie beiderseits am Kopf des Dachses findet
[6] Anatomie: kleine Schleimhautfalte, Schleimhautbändchen

Herkunft:

Das Substantiv Zügel lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen.[1][2] Vorformen waren das althochdeutsche zuhil → goh, später zugil → goh, und die mittelhochdeutschen Wörter zügel → gmh und zugel → gmh ‚Riemen, Strich, Band‘.[1][2] Ebenso gehören hierher das mittelniederdeutsche togel, das mittelniederländische togel, toghel oder teugel, das niederländische teugel → nl, das altenglische tygel → ang, das altnordische tygill → non und das schwedische tygel → sv.[1][2] Zurückzuführen sind diese Formen auf das germanische *tugila- m.[1][2] Dies ist eine Instrumentalbildung zu dem dem heutigen ziehen zugrunde liegenden Verb.[1][2] Die Bildung beruht auf dem germanischen Suffix -ila-, verwendet für maskuline Benennungen für Gerätschaften, und einem Wechsel von h zu g.[2] Es ergibt sich die Ausgangsbedeutung ‚Mittel zum Ziehen‘.[1][2]

Synonyme:

[6] Bändchen, Frenulum

Oberbegriffe:

[1] Zaumzeug, Leine

Unterbegriffe:

[1] Ausbindezügel, Führzügel, Hilfszügel, Sprungzügel
[3] Interosseuszügel, Sehnenmittelzügel

Beispiele:

[1] Herr Meyer hielt vor dem Stall ein schwitzendes Pferd am Zügel, als Werner im Stechschritt das Gutshaus verließ.
[1] „Und die Pferde, die den Leichenwagen ziehen, welcher plötzlich vor ihm ist, haben goldene Zügel und schwarzweiße Federbüsche.“[3]
[1] „Ich reichte ihm eine von Mifflins kleinen Karten, die in einer am Wagen befestigten Tasche steckten, und griff nach den Zügeln.[4]
[1] „Das Tier hatte sich mit dem linken Vorderfuß in dem herabhängenden Zügel verfangen.“[5]
[1] „Er gab dem Groom die Zügel und sprang ab, um den Damen beim Aussteigen behilflich zu sein.“[6]
[2] Stirn und Zügel der Goldzügelamazone (Amazona xantholora) sind gelb.
[3] „Gemeinsam verhindern beide Zügel [des Darmbeinschenkelbandes] ein Nach-hinten-Kippen des Beckens und stabilisieren somit die Standbeinphase, also die Streckung. Der obere Zügel hemmt zusätzlich die Auswärtsdrehung (Außenrotation), der untere Zügel hemmt die Innenwärtsdrehung (Innenrotation).“[7]
[3] „Der mittlere Zügel wird von der Sehne des M. extensor digitorum gebildet, die seitlichen Zügel von den Mm. interossei und von palmar strahlen die Sehnen der Mm. lumbricales in die Interosseuszügel ein.“[8]
[3] „Das Bandsystem wird durch zwei Zügel repräsentiert, die am Ulnaschaft und an den beiden Enden der Windenachse befestigt sind.“[9]
[3] „Die lateralen Zügel der Strecksehne verbinden sich, um an der Grundgliedbasis anzusetzen.“[10]
[3] „Der eine Zügel inseriert alleine über die mediale Aufhängung […] am Sehnenmittelzügel, der andere Zügel verbindet sich zunächst mit dem gleichseitigen Interosseuszügel, um dann über die laterale Aufhängung […] am radialen Seitenzügel zu enden […].“[11]
[4] In ihrer Schreinerei hält Undine die Zügel fest in der Hand.
[4] Hedda hat sich ihre Chefposition erkämpft und will nun die Zügel nicht mehr aus der Hand geben.
[5] „Die Zügel werden, je älter die Gams ist, umso verwaschener gegenüber dem hellen Haupt.“[12]

Redewendungen:

jemandem die Zügel anlegen
die Zügel straffen
die Zügel schleifen lassen
die Zügel schießen lassen
die Zügel aus den Händen geben

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Zaumzeug und Zügel

Wortbildungen:

[1] zügeln, Zügelhilfe, Zügelhandhabung
[2] Zügelband, Zügelpinguin, Goldzügelamazone
Zügelbuntbarsch, zügellos, ungezügelt

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Zügel
[2] Wikipedia-Artikel „Zügel (Vogel)
[1, 4, 5] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Zügel
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Zügel
[1] Duden online „Zügel
[6] wissen.de – Gesundheit A–Z „Frenulum
[1, 4] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Zügel“ auf wissen.de
[5] Walter Frevert: Jagdliches Brauchtum und Jägersprache. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12791-9, „Zügel“, Seite 258.
[5] Carl Zeiß, Fritz Dobschova: Lexikon der Waidmannssprache und weiterer Sachgebiete der Jagd. Hubertusverlag H.H. Hitschmann Ges.m.b.H., Wien 1992, ISBN 3-7039-0011-3, „Zügel“, Seite 232.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, „Zügel“, Seite 1016.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Zügel
  3. Gerd Hofmann: Casanova und die Figurantin. Novelle. Verlag Eremiten-Presse, Düsseldorf 1987, ISBN 3-87365-232-3, Seite 36.
  4. Christopher Morley: Eine Buchhandlung auf Reisen. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2016, ISBN 978-3-455-65139-3, Seite 90. Englisches Original 1917.
  5. Arno Surminski: Der lange Weg. Von der Memel zur Moskwa. Roman. LangenMüller, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-7844-3508-4, Seite 162.
  6. Theodor Fontane: Schach von Wuthenow. Erzählung aus der Zeit des Regiments Gendarmes. Nymphenburger, München 1969, Seite 33. Entstanden 1878-82, erschienen 1882.
  7. Wikipedia-Artikel „Hüftgelenk“.
  8. Jutta Hochschild: Strukturen und Funktionen begreifen – Funktionelle Anatomie – Therapierelevante Details. 3., unveränderte Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 2005, ISBN 3-13-110423-6, Seite 204 (Google Books).
  9. Ibrahim A. Kapandji: Funktionelle Anatonie der Gelenke. Schematisierte und kommentierte Zeichnungen zur menschlichen Biomechanik. 4., unveränderte Auflage. Band 1: Obere Extremität, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 2006, ISBN 3-13-142214-9, Seite 80 (Google Books).
  10. Martin Breitenseher: Der MR-Trainer – Obere Extremität. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 2005, ISBN 3-13-130651-3, Seite 32 (Google Books).
  11. Rainer Schmitt, Ulrich Lanz: Bildgebende Diagnostik der Hand. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 2014, Seite 176 (Google Books).
  12. Das Gamswild. Abgerufen am 2. März 2020.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: zügle