Rassenunruhe

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Rassenunruhe (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Rassenunruhe die Rassenunruhen
Genitiv der Rassenunruhe der Rassenunruhen
Dativ der Rassenunruhe den Rassenunruhen
Akkusativ die Rassenunruhe die Rassenunruhen

Anmerkung:

Das Wort wird selten im Singular, dann meist als Stichwort, verwendet. Viel häufiger ist die Verwendung im Plural. Duden online führt das Wort ausschließlich als Pluraletantum.[1]
Das Wort sollte aus zwei Gründen kritisch rezipiert werden. A) Unruhen sind im Deutschen negativ konnotiert, sie sind verbunden beispielsweise mit Gewalt oder Plünderungen. Nicht jede Demonstration/jeder Protest von Personen ist jedoch gewalttätig, im Gegenteil, Demonstrationen/Proteste können bewusst friedlich angelegt und gestaltet werden. Darüber hinaus können die Anliegen einer Demonstration/eines Protestes berechtigt sein, die Demonstration/der Protest also sinnvoll oder sogar nötig sein. B) Der Begriff Rasse signalisiert, dass nur eine bestimmte Ethnie demonstrieren/protestieren würde. Das ist aber keineswegs zwingend, wie man an der Black-lives-matter-Bewegung sieht, die von vielen Bevölkerungsgruppen unterstützt wird.[2][3][4][5]

Worttrennung:

Ras·sen·un·ru·he, Plural: Ras·sen·un·ru·hen

Aussprache:

IPA: [ˈʁasn̩ˌʔʊnʁuːə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Rassenunruhe (Info)

Bedeutungen:

[1] meist Plural: umfangreiche Proteste/Demonstrationen gegen die Benachteiligung/Diskriminierung einer Ethnie; in Deutschland wird dabei meist die Benachteiligung von Personen, deren Vorfahren aus Schwarzafrika kamen, konnotiert

Herkunft:

Determinativkompositum Zusammensetzung aus den Substantiven Rasse und Unruhe sowie dem Fugenelement -n

Oberbegriffe:

[1] Unruhe

Beispiele:

[1] „Seit der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King im April 1968 mehren sich zudem Rassenunruhen in amerikanischen Städten.“[6]
[1] „Dann kamen Immigranten aus dem ganzen Empire. Das führte zu Spannungen und es kam im Sommer 1958 zu den ersten Rassenunruhen in Notting Hill, die Bond, der dort wohnte, hautnah miterlebte.“[7]
[1] „Nachdem sich die Rassenunruhen Ende der 60er-Jahre langsam beruhigen, gründet Curtis Mayfield ein eigenes, unabhängiges Plattenlabel: Curtom Records.“[8]
[1] „Los Angeles, 1992. Gerade wurden vier Polizisten freigesprochen, die einen Schwarzen zu Tode geprügelt hatten. Es folgen die größten Rassenunruhen seit Jahren. In dem umgreifenden Chaos sterben über 60 Menschen, Tausende werden verletzt, zahllose Geschäfte werden geplündert.“[9]
[1] „[…] Zuhause befinden sich seine [Anmerkung: des US-amrikanischen Präsidenten J.F. Kennedy] Umfragewerte […] im Sinkflug: Die Rassenunruhen im Süden und die innenpolitischen Reformstaus lassen den Erfolg der Kuba-Krise verblassen.“[10]
[1] „1963 ist kein einfaches Jahr für die USA. Rassenunruhen sind omnipräsent. Im Januar erklärt der Gouverneur von Alabama die Rassentrennung zu seinem Programm.“[11]
[1] „Die Rassenunruhen in Ferguson, einer Vorstadt von St. Louis, fingen nach einer kurzen Pause in der Nacht auf Samstag wieder an.“[12]
[1] „Die bis dahin schwersten Rassenunruhen brachen 1967 in Detroit aus. 43 Menschen kamen dabei ums Leben.“[13]
[1] „Als US-Polizisten Anfang der 90er Jahre auf den Afroamerikaner Rodney King einprügelten, wurden sie gefilmt. Die brutale Misshandlung löste schwere Rassenunruhen in Los Angeles aus. Jetzt wurde King tot aufgefunden.“[14]
[1] „Die zweitgrößte Stadt Oklahomas [Anmerkung: Tulsa] erlebte im Jahre 1921 eine der größten Rassenunruhen in der Geschichte der USA.“[15]
[1] „Der Song [Anmerkung: »Fuck The Police« von N.W.A.] provozierte damals die Obrigkeit, führte zu Konzertabbrüchen und wurde für die Gewalt mitverantwortlich gemacht, die sich während der Rassenunruhen von 1992 in die Straßen von L.A. ergoss.“[16]
[1] „Die Rassenunruhen in Montgomery 1963 allerdings wurden für Nina Simone zum wirklichen Fanal, sie hatte ihre Berufung als Künstlerin gefunden. Seither ist Nina Simone die Stimme der Bürgerrechtsbewegung: Lieder wie «Mississippi Goodam» und «Young, Gifted and Black» wurden zu Hymnen ihres Volkes.“[17]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Adjektiv: blutig / neue / schwere Rassenunruhen
[1] mit Verb: Rassenunruhen brechen aus / befürchten / bekämpfen / verhindern / vorbeugen
[1] mit Verb: etwas löst Rassenunruhen aus
[1] in Kombination: Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten[18] / in den USA
[1] in Kombination (mit Städten): Rassenunruhen in/von Detroit / Fergusson / Los Angeles / Montgomery / Tulsa

Wortbildungen:

[1] Rassenunruhenende

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Rassenunruhe
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Rassenunruhe
[*] Wikipedia-Suchergebnisse für „Rassenunruhe
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Rassenunruhe

Quellen:

  1. Duden online „Rassenunruhen
  2. Annika Schneider: Rassenunruhen – ein „grundfalscher“ Begriff. In: Deutschlandradio. 9. Juni 2020 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Dagen & Meinen, Text und Audio zum Download, Dauer 02:25 mm:ss, URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  3. Marina Weisband: Rassismus in der Sprache – Uns fehlen die Worte. In: Deutschlandradio. 10. Juni 2020 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: @mediasres, Text und Audio zum Download, Dauer 04:18 mm:ss, URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  4. Jakob Biazza: Framing-Check: "Rassenunruhen":Übersetzungsfehler mit zersetzender Wirkung. In: sueddeutsche.de. 10. Juni 2020, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  5. Klaus Brinkbäumer: Wenn jemand sich verletzt fühlt, braucht es ein neues Wort. In: Der Tagesspiegel Online. 15. Juni 2020 (Kolumne Spiegelstrich, URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  6. Die Gegenwelt von Woodstock. In: Bayerischer Rundfunk. 20. Juni 2017 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  7. Julia Devlin: 13. Oktober 1958 – Paddington Bear erscheint. In: Bayerischer Rundfunk. 13. Oktober 2015 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  8. Florian Nöhbauer: Ruhmeshalle – Curtis Mayfield - Curtis. In: Bayerischer Rundfunk. 11. Januar 2013 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  9. Florian Nöhbauer: Ruhmeshalle – Ice Cube - The Predator. In: Bayerischer Rundfunk. 2. November 2012 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  10. Marion Böhm: Kennedy - Präsident für 1000 Tage. Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) AdöR, Mainz, Deutschland, 27. Oktober 2019, abgerufen am 10. Mai 2020 (Deutsch).
  11. Jodok Hess: Als der König des Bebop Präsident werden wollte. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 9. Juli 2016 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  12. Priscilla Imboden: Neue Ausschreitungen in Ferguson. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 18. August 2014 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  13. Oliver Sallet: Rassismus in den USA - Kommentar: Amerikas offene Wunden. In: Deutsche Welle. 21. Juli 2019 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  14. Polizei-Prügelopfer Rodney King tot. In: Deutsche Welle. 17. Juni 2012 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  15. Hansjürgen Mai: Trump startet US-Wahlkampf: Laut und ohne Filter. In: taz.de. 20. Juni 2020, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  16. Sebastian Moll: Kino – Ice Cube und die Juden. In: Jüdische Allgemeine Online. 24. August 2015, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  17. Beat Blaser: Musik - Nina Simone – zornig, exzentrisch, gut!. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 21. Februar 2013 (URL, abgerufen am 15. Juli 2020).
  18. Wikipedia-Artikel „Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten
  19. Lexico (Oxford University Press) → Umleitung auf Dictionary.comrace riot
  20. Englischer Wikipedia-Artikel „List of ethnic riots