Nudging

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Nudging (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Nudging
Genitiv des Nudgings
Dativ dem Nudging
Akkusativ das Nudging

Worttrennung:

Nu·d·ging, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈnad͡ʒɪŋ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Nudging (Info)

Bedeutungen:

[1] Wirtschaft, Politik, Soziologie, Psychologie: bewusstes Setzen eines (unwiderstehlichen) Anreizes, was einzelne Personen zu bestimmten Handlungen verleitet, wobei die Betroffenen das Vorgehen nicht als unangenehmen Zwang empfinden (sollen)

Herkunft:

aus dem englischen nudging → en entlehnt, dort zuvor gebildet aus nudge → en (für „[der] Stups, … Schubs“ oder auch „sanfter Stoß“)[1] oder aus dem gleichgeschriebenen Verb nudge → en (für „sanft [an]stoßen“ oder auch „knuffen“) und der dortigen Endung -ing → en, wörtlich also „[das] Schubsen“ (zu schubsen), „sanftes Stoßen“ (zu „[sanft an-]stoßen“) oder auch „[das] Stupsen“ (zu stupsen)[2]
2008 durch einen Aufsatz der Professoren Thaler und Sunstein bekannter geworden[3]

Synonyme:

[1] sanfte Führung, unaufdringliche Leitung

Sinnverwandte Wörter:

[1] Beeinflussung, Bevormundung, Gängelei, Manipulation

Oberbegriffe:

[1] Führung, Leitung, Rhetorikmethode

Beispiele:

[1] „Cass Sunstein implementierte als Leiter des Amts für Informationspolitik das Nudging in der US-Politik unter Barack Obama. James Cameron führte 2010 eine »NudgingEinheit« ein. Das so genannte »Behavioural Insights Team«.“[4]
[1] Nudging als Maßnahme gegen Graffitischmierereien könnte zum Beispiel ein Angebot an attraktiven und frei gestaltbaren Sprayflächen sein.
[1] „Die Verbraucherökonomin Lucia Reisch sieht die Vorzüge des Nudging in der unkomplizierten Handhabung und der teilweise hohen Wirkung trotz geringer Eingriffstiefe – und zwar auch dann, wenn der Nudge für alle transparent und sichtbar ist. - Politischen Handlungsbedarf begründet sie damit, dass es nicht nur Aufgabe des Staates sei, die Bürger vor der Schädigung durch Dritte zu schützen, sondern auch die Wünsche und Ziele jedes Einzelnen vor spontanen Fehlentscheidungen zu bewahren. Der Staat greife nicht in die Privatsphäre ein, da jeder Bürger sich frei entscheiden könne. Nudging könne in bestimmten Fällen wirksamer sein als harte Regulierung oder finanzielle Anreize und Strafen. Dies habe sich in vielen empirischen Studien gezeigt, argumentiert sie.“[5]
[1] „Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen. Mit Strategien aus der Verhaltensforschung will Kanzlerin Merkel die Deutschen zu Musterbürgern machen. Kritiker halten das sogenannte Nudging für eine hinterhältige Form der Gängelei.“[6]
[1] „Nudging ist in der Politik angekommen“[5]
[1] „Insbesondere werden staatliche Regelungen vorwiegend unter der Perspektive eines Eingriffs in Freiheitsrechte gesehen, dessen Bedarf abgewogen werden muss. Nudging (engl. für anstupsen) im Sinne einer Verschiebung von Anreizen gilt demgegenüber nicht als Eingriff und ist daher wesentlich einfacher durchzusetzen und im Falle einer gerichtlichen Anfechtung zu verteidigen.“[1]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Nudge“, dort auch „Nudging“
[*] dict.cc Englisch-Deutsch, Stichwort: „Nudging
[1] Duden online „Nudging

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Wikipedia-Artikel „Nudge“, 2018; dort u.a. auch mit „Nudging“
  2. dict.cc Englisch-Deutsch, Stichwort: „Nudging“, 2019; dort u.a. auch mit (englisch) „nudging“ (zudem „market.“ und „psych.“) sowie (deutsch) „Nudging {n}“
  3. Trickreiche Rhetorik 2100: Psychologische Gesprächsführung, Horst Hanisch. Abgerufen am 15. Januar 2019.
  4. Die Herrschaftsformel: Wie Künstliche Intelligenzen uns berechnen, steuern, Kai Schlieter. Abgerufen am 15. Januar 2019.
  5. 5,0 5,1 "Nudging": Wie Bürger gelenkt werden sollen – in der Badischen Zeitung, von Bettina Kalmbach, am 12. Mai 2016
  6. Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen – in der Welt, von Jan Dams, Anja Ettel, Martin Greive und Holger Zschäpitz, am 12. März 2015