Zum Inhalt springen

Boykott

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch
Dieser Eintrag war in der 9. Woche
des Jahres 2009 das Wort der Woche.

Boykott (Deutsch)

[Bearbeiten]
Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ der Boykott die Boykotts die Boykotte
Genitiv des Boykotts
des Boykottes
der Boykotts der Boykotte
Dativ dem Boykott den Boykotts den Boykotten
Akkusativ den Boykott die Boykotts die Boykotte

Worttrennung:

Boy·kott, Plural 1: Boy·kotts, Plural 2: Boy·kot·te

Aussprache:

IPA: [ˌbɔɪ̯ˈkɔt]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Boykott (Info), Lautsprecherbild Boykott (Österreich) (Info)
Reime: -ɔt

Bedeutungen:

[1] organisiertes Isolieren einer Person, einer Gruppe, einer Firma oder eines Landes durch Unterlassen von Handel und politischem und sozialem Kontakt, um Druck auszuüben
[2] Verweigerung der Teilnahme an einer Veranstaltung, zu der man eingeladen ist, mit dem Ziel, einer Form von Protest Ausdruck zu verleihen

Herkunft:

Der Begriff wurde vom Kapitän Charles Cunningham Boycott abgeleitet, einem skrupellosen englischen Gutsverwalter in Irland, der die irischen Bauern äußerst schlecht behandelte. Die Pächter wollten nicht mehr für ihn arbeiten und erreichten 1880, dass die Irische Landliga, eine Organisation im 19. Jahrhundert in Irland zur Verbesserung der Lage der Bauern[1], ihnen zubilligte, Boycott jegliche wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verweigern. Damit war man so erfolgreich, dass der Name des Unterdrückers bald zur Bezeichnung von friedlich organisiertem wirtschaftlichem Widerstand wurde.[2]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Blockade
[2] Ablehnung, Verweigerung

Oberbegriffe:

[1, 2] Druckmittel

Unterbegriffe:

[1] Embargo, Wirtschaftsboykott
[2] Wahlboykott

Beispiele:

[1] Die Hamas rief zu einem Boykott dänischer Produkte auf. - (Internetbeleg)
[1] „Trotz des Boykotts durch die meisten Radiosender sind die Verkaufszahlen ausgezeichnet.“[3]
[1] „Ich werd's aushalten, drei Wochen werden sie sich die Mäuler zerreißen, und dann haben sie's über, dann wird losgearbeitet, und zu Weihnachten haben wir keinen Boykott mehr.“[4]
[1] „Sie rief zum Boykott britischer Waren auf, propagierte heimische Alternativen, und schon bald florierte der Schmuggel.“[5]
[1] „Sie kämpft dafür, dass der Boykott aufgehoben wird.“[6]
[1] „Der erste große antisemitische Boykott war dann am 1. April 1933.“[7]
[1] „Nach dem 1. April 1933, dem Tag des von den Nationalsozialisten organisierten Boykotts jüdischer Geschäfte, Arzt- und Anwaltspraxen, schrieb Lilli Jahn einer Freundin: »Wir haben Erschütterndes erlebt! Und könnt Ihr Euch vorstellen, wie mir zumute ist? Könnt Ihr begreifen, wie schwer mir ums Herz ist und wie bitter weh das alles tut?«“[8]
[1] „Mit den Boykotten wurde ja nicht nur eine Trennlinie zwischen ,Deutschen' und ,Juden' gezogen, sondern sie zerstörten auch nachbarschaftliche Strukturen.“[7]
[1] „Denn gerade diejenigen, die dabeistehen und gucken, die sind die Wichtigen - weil Boykott lebt eben davon, dass man zuguckt und nichts tut.“[7]
[2] Der Boykott der Wahl durch die Kurden zeigt Wirkung.
[2] „Die beiden nahmen diesen Boykott, der von Herrn Schutt ausging, sich aber nicht weiter ausbreitete, ohne Murren hin.“[9]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] zum Boykott aufrufen

Wortbildungen:

Boykottaktion, Boykottaufruf, Boykottdrohung, Boykotterklärung, Boykotteur, Boykottmaßnahme
boykottieren

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1] Wikipedia-Artikel „Boykott
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Boykott
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalBoykott
[1] The Free Dictionary „Boykott
[1, 2] Duden online „Boykott
[1, 2] Dieter Baer und wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion; Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 3-411-04162-5, „Boykott“, Seite 218

Quellen:

  1. Wikipedia-Artikel „Irische Landliga
  2. Wikipedia-Artikel „Charles Cunningham Boycott“ vom 19. Februar 2009 um 23:56 Uhr
  3. Noël Balen: Billie Holiday. Die Seele des Blues. Scherz, Bern 2002 (französisches Original 2000), ISBN -, Seite 56.
  4. Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben. Roman. Aufbau, Berlin 2011, ISBN 978-3-7466-2793-9, Seite 590. Erstveröffentlichung 1931.
  5. Kathrin Maas: Mit Kriegsgeheul zum Hafen. In: SPIEGEL GESCHICHTE. Nummer Heft 1, 2016, Seite 50-51, Zitat Seite 50.
  6. Jonas Breng: Ziemlich beste Feinde. In: Stern. Nummer Heft 10, 2017, Seite 60–65, Zitat Seite 62.
  7. 7,0 7,1 7,2 Gabriele Goettle: Boykott jüdischer Geschäfte im NS-Regime – Verraten und verkauft. In: taz.de. 30. Januar 2012, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 4. Juni 2024).
  8. Volker Ullrich: Vor 75 Jahren in Auschwitz – Der Tod der jüdischen Ärztin Lilli Jahn. In: Deutschlandradio. 19. Juni 2019 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Kalenderblatt, Text und Audio, hörbar nur bis 19.12.2019 wegen des deutschen (Telemediengesetzes (TMG) in Verbindung mit dem Rundfunkstaatsvertrag in der Fassung der 22. Änderung, URL, abgerufen am 19. Juni 2019).
  9. Elias Canetti: Die Fackel im Ohr. Lebensgeschichte 1921-1931. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1980, Seite 16. ISBN 3-446-13138-8.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Bankrott