Südwesterdeutsch

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Südwesterdeutsch (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ (das) Südwesterdeutsch das Südwesterdeutsche
Genitiv (des) Südwesterdeutsch
(des) Südwesterdeutschs
des Südwesterdeutschen
Dativ (dem) Südwesterdeutsch dem Südwesterdeutschen
Akkusativ (das) Südwesterdeutsch das Südwesterdeutsche

Anmerkung:

Die Form „das Südwesterdeutsche“ wird nur mit bestimmtem Artikel verwendet. Die Form „Südwesterdeutsch“ wird sowohl mit als auch ohne bestimmten Artikel verwendet.

Alternative Schreibweisen:

Südwester-Deutsch

Worttrennung:

Süd·wes·ter·deutsch, Singular 2: das Süd·wes·ter·deut·sche, kein Plural

Aussprache:

IPA: [zyːtˈvɛstɐˌdɔɪ̯t͡ʃ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Südwesterdeutsch (Info)

Bedeutungen:

[1] Namibia umgangssprachlich veraltend: die mit Interferenzen aus dem Afrikaans, dem Englisch, den Bantu- (Oshivambo, Otjiherero) und Khoisan-Sprachen (Khoekhoegowab/Nama) durchsetzte Variante/Varietät der deutschen Sprache, die in Namibia gesprochen wird

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Südwester und Deutsch
oder
Determinativkompositum aus dem Substantiv Südwest (als umgangssprachliches Kurzwort für Südwestafrika, Deutsch-Südwestafrika) mit dem Ableitungsmorphem (Derivatem) -er und dem Substantiv Deutsch

Synonyme:

[1] Namibiadeutsch/Namibia-Deutsch
[1] Namibia umgangssprachlich: Namdeutsch/Nam-Deutsch, Namlish, Namsläng/Nam-Släng, Namslang/Nam-Slang; veraltend: Springbockdeutsch, Wellblechdeutsch

Oberbegriffe:

[1] Deutsch

Beispiele:

[1] „Diese Sprecher sprechen allerdings eine Variante des Deutschen, die als ‘Südwesterdeutsch’ bezeichnet wird, aber eine völlig ausgebaute Varietät des Deutschen darstellt, die lediglich einige Einflüsse des Englischen und Afrikaansen zeigt ([…]).“[1]
[1] „Beim Mittagessen vernahm ich zum ersten Mal die später überall und immer wieder gern gehörte und liebevoll vom Personal an den Esser gerichtete Frage ‚schmeckt es lecker?‘ (von ‚lekker‘, was auf Afrikaans ‚gut‘ oder ‚schön‘ bedeutet; auch auf ‚Südwesterdeutsch‘, siehe ‚Namibisches Wörterbuch‘ am Ende des Buches).“[2]
[1] „Vielleicht sei das Phänomen Südwesterdeutsch letztendlich reine sprachliche Faulheit, meint Journalistin Irmgard Schreiber.“[3]
[1] „Wenn deutschsprachige Namibier gegenueber Besuchern aus dem ‚Dscherrieland‘ (Deutschland), fuer deren karikierende Umschreibung es eine Fuelle von Ausdruecken gibt wie ‚Dscherrie‘, ‚Schneeschieber‘ oder ‚Schneeovambo‘, das ‚Wellblech-‘, ‚Springbock-‘ oder ‚Suedwesterdeutsch‘ anschlagen, dann reflektiert dies das besondere Selbstbewusstsein der (aelteren) Sprecher und das Verhaeltnis zwischen dem Namibia- und dem Bundesdeutschen.[…]Es waere kontraproduktiv, ausschliesslich auf einen korrekten hochdeutschen Sprachgebrauch zu beharren, ohne eine Aufnahme der namibischen sprachlichen Eigenheiten im Variantenwoerterbuch anzustreben und damit dem ‚Suedwesterdeutsch‘ das Stigma der Minderwertigkeit zu nehmen.“[4]
[1] „Dabei sei gar nichts damit verkehrt, auf Südwesterdeutsch zu schreiben, warf Podiumsgast Sven-Erik Kanzler ein - auch das will gekonnt sein.“[5]
[1] „Die Mehrheit derjenigen deutschsprachigen Namibier, die Hochdeutsch von Südwesterdeutsch meinen unterscheiden zu können, würden sich dagegen wehren, dass der Begriff ‚befestigen‘ in der oben genannten Bedeutung zum Standarddeutsch Namibias gehört.“[6]
[1] „‚Wir wollen richtiges Deutsch sprechen, aber ich kann auch mit Stolz Südwesterdeutsch reden‘, sagte die Windhoekerin.“[7]
[1] „Vielleicht handelt es sich dabei aber auch nur um einen Generationen-Konflikt. So auf die Art: ‚Wir haben damals noch gutes Südwesterdeutsch gesprochen!‘“[8]
[1] „Ein Problem sei vor allem die Vermischung der deutschen Sprache mit Englisch oder Afrikaans, das daraus entstandene Südwesterdeutsch verdränge das Hoch[-]deutsch.“[9]
[1] „Die ursprüngliche und über lange Zeit übliche Bezeichnung Südwesterdeutsch gilt inzwischen als nicht mehr zeitgemäß.“[10]

Wortbildungen:

südwesterdeutsch

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Deutsche Sprache in Namibia#Allgemeine Linguistik

Quellen:

  1. Claudia Maria Riehl: Sprachkontaktforschung. Eine Einführung. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2004, ISBN 978-3-8233-6013-1, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
  2. Hannah Schreckenbach: Namibia erlebt und skizziert. 1992 bis 2003. 1. Auflage, Klaus Hess Verlag, Göttingen/Windhoek 2005, ISBN 978-3-933117-32-8 (Göttingen), ISBN 99916-57-18-5 (Windhoek), Seite 11 (Zitiert nach Google Books).
  3. Inselsprache als Abgrenzung zu „Jerryland“. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 23. August 2005, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  4. Prof. Dr. Hans-Volker Gretschel: Die Söhne Dscherrielands. In: Berliner Gazette. 27.07.2006 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
    In den Originalsätzen sind alle Wörter in Anführungszeichen kursiv gesetzt.
  5. Autoren, die in der Dusche singen. Felsgraffiti-Diskussionsforum fragt: „Lohnt sich eine deutschsprachige Literatur in Namibia?“. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 27. Oktober 2006, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  6. Das “Braai” ist auf Pad ins Lexikon. Namibia-Deutsche Ausdrücke finden Eingang in ein Variantenwörterbuch des Deutschen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 22. Juni 2007, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  7. Stefan Fischer: Wettbewerb fördert Spaß an eigener Sprache. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 7. Februar 2008, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  8. Irmgard Schreiber: Nix für Sprachpuristen: „Esisallesoreidt“. Totaler Sittenverfall: EeS veröffentlich sein eigenes Namibia-Deutsch-Wörterbuch. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 26. September 2008, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  9. Noreen Hirschfeld: Eindrucksvolle Landschaftsbilder und rege Diskussionen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 6. Dezember 2010, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. Birte Kellermeier-Rehbein: Koloniallinguistik aus hochschuldidaktischer Perspektive. In: Stefan Engelberg, Doris Stolberg (Herausgeber): Sprachwissenschaft und kolonialzeitlicher Sprachkontakt. Sprachliche Begegnungen und Auseinandersetzungen. Akademie Verlag, Berlin 2012 (Koloniale und Postkoloniale Linguistik/Colonial and Postcolonial Linguistics; Band/Volume 3), ISBN 978-3-05-005973-0, Seite 298.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: südwestdeutsch, Südwestdeutsch
Anagramme: südwestdeutscher