blinde Passagierin

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

blinde Passagierin (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f, Wortverbindung, adjektivische Deklination, Redewendung[Bearbeiten]

starke Deklination ohne Artikel
Singular Plural
Nominativ blinde Passagierin blinde Passagierinnen
Genitiv blinder Passagierin blinder Passagierinnen
Dativ blinder Passagierin blinden Passagierinnen
Akkusativ blinde Passagierin blinde Passagierinnen
schwache Deklination mit bestimmtem Artikel
Singular Plural
Nominativ die blinde Passagierin die blinden Passagierinnen
Genitiv der blinden Passagierin der blinden Passagierinnen
Dativ der blinden Passagierin den blinden Passagierinnen
Akkusativ die blinde Passagierin die blinden Passagierinnen
gemischte Deklination (mit Possessivpronomen, »kein«, …)
Singular Plural
Nominativ eine blinde Passagierin keine blinden Passagierinnen
Genitiv einer blinden Passagierin keiner blinden Passagierinnen
Dativ einer blinden Passagierin keinen blinden Passagierinnen
Akkusativ eine blinde Passagierin keine blinden Passagierinnen

Anmerkung:

[2] Die Wendung bezieht sich zumeist auf Lebewesen, deren grammatisches, nicht biologisches Geschlecht weiblich ist. (siehe Beispiele)

Worttrennung:

blin·de Pas·sa·gie·rin, Plural: blin·de Pas·sa·gie·rin·nen

Aussprache:

IPA: [ˌblɪndə pasaˈʒiːʁɪn]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild blinde Passagierin (Info)

Bedeutungen:

[1] weibliche Person, die sich in ein (öffentliches) Beförderungsmittel, das häufig auf einer Langstrecke verkehrt (Flugzeug, Schiff, LKW, Zug oder dergleichen), einschleicht, sich dort (in Laderäumen, Fahrwerken oder dergleichen) versteckt hält, um so illegal und kostenlos mitzureisen
[2] übertragen: nicht-menschliches Lebewesen (Tier, Mikroorganismus oder dergleichen), das durch Zufall unbemerkt und unbeobachtet in ein Beförderungsmittel gelangt, so unfreiwillig mitreist und zumeist erst nach Ankunft am Zielort entdeckt wird

Herkunft:

weibliche Form zu blinder Passagier

Oberbegriffe:

[1] Passagierin

Männliche Namensvarianten:

[1, 2] blinder Passagier

Beispiele:

[1] „Der Vopo inspiziert das Gefährt genauer – und zieht aus einem Hohlraum neben dem Motor im Heck eine 59jährige Frau hervor. Die blinde Passagierin und der Algerier werden verhaftet.“[1]
[1] „Vor 15 Jahren noch fuhr seine Mutter als blinde Passagierin mit dem Güterzug in die Nachbarprovinzen, um dort für ihre Familie zu betteln.“[2]
[1] „In Irland aber wird die blinde Passagierin vom Schiff geholt, sie entwischt den Einwanderungsbeamten und schlägt sich in Cork so gut sie kann mit ihrem Sohn durchs Leben.“[3]
[1] «Das Spektrum, mit dem man konfrontiert werde, sei nirgends ähnlich gross. Die Geschichten, von denen Parente zu berichten weiss, sind denn auch farbig. Sie reichen vom zahlungsunwilligen Kunden, der sich als Heiliger Geist mit der Mission betraut wähnte, in Hannover seinen eigenen Vater umzubringen, bis hin zur blinden Passagierin, die sich erst in einem Kasten verbarg und dann in der Nische eines Abgangs in einem doppelstöckigen Schlafwagen.»[4]
[1] „Bei der folgenden Gerichtsverhandlung bekannte sie sich schuldig und versprach, nie wieder ohne Ticket zu fliegen. Bis vergangenen Freitag. Da wurde die notorisch blinde Passagierin erneut am Flughafen in Chicago festgenommen.“[5]
[2] „Nach einer Transatlantik-Reise als blinde Passagierin wird die Katze Emily in Frankreich wie ein Star behandelt.“[6]
[2] «Laut Schwyter hat sich später herausgestellt, dass es sich um eine ungiftige Äskulapnatter handelt. […] Doch: ‹Wie sie genau unter den Personenwagen kam und welche Strecke sie als blinde Passagierin zurücklegte, wird wohl nie geklärt werden können…› »[7]
[2] „Beim letzten Mal — es war eine Fahrt vom Lungau nach Wien — war es eine Lungauer Fliege, die sich als blinde Passagierin in mein Auto schummelte.“[8]
[2] „Eine unangenehme Überraschung haben Reisende in einem Bus in Nicaragua erlebt: Während der Fahrt entdeckten sie eine zwei Meter lange Würgeschlange als blinde Passagierin im Fahrzeug, wie ein örtlicher Fernsehsender berichtete.“[9]
[2] «Sie schleust sich als blinde Passagierin ins Land. Auf LKW-Planen. In Autos. In Pflanzentöpfen. Sie macht es sich besonders in Hydrokulturen wie dem Glücksbambus bequem. Und dank des Klimawandels fühlt sie sich besonders wohl in der Schweiz: die gefährliche Asiatische Tigermücke.»[10]
[2] «Ursprünglich in Süd- und Südostasien beheimatet, gelangt die Asiatische Tigermücke durch die zunehmende Reisetätigkeit und internationale Warentransporte als blinde Passagierin in andere Regionen der Welt und breitet sich dort aus.»[11]

Übersetzungen[Bearbeiten]

Quellen:

  1. Vom Friedhof in die Freiheit. In: DER SPIEGEL. Nummer 33, 11. August 1965, ISSN 0038-7452, Seite 25 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 10. Dezember 2021).
  2. Gabriele Venzky: „Die viele Arbeit lohnt sich wieder“. In: DIE ZEIT. Nummer 26, 20. Juni 1986, ISSN 0044-2070, Seite 13 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 10. Dezember 2021).
  3. Mit den Augen sprechen. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 39, 16. Februar 1996, ISSN 0174-4917, Seite 14.
  4. Auf Schienen beflissen durch die Nacht. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. März 2003, ISSN 0376-6829, Seite 73 (NZZ Archiv-URL, abgerufen am 10. Dezember 2021).
  5. Sie hat’s schon wieder getan… In: Hamburger Morgenpost. 15. Oktober 2019, Seite 38.
  6. Transatlantik-Katze Emily. In: Berliner Morgenpost. 30. Oktober 2005, Seite 10.
  7. Eine aussergewöhnliche Beifahrerin. In: St. Galler Tagblatt. Nummer 121, 25. Mai 2011, Seite 44.
  8. Heimfahrt mit Fliege. In: Salzburger Nachrichten. 20. Oktober 2012, ISSN 1015-1303, Seite 68.
  9. Auch das noch. In: General-Anzeiger. 5. November 2014, Seite 32.
  10. Myrte Müller: Tessin jagt die Tigermücken. In: Blick. 19. Februar 2016, Seite a9.
  11. Gian Andrea Marti: Den Eindringlingen den Garaus machen. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. Juni 2018, ISSN 0376-6829, Seite 17.