Schriftsprache

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Schriftsprache (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Schriftsprache die Schriftsprachen
Genitiv der Schriftsprache der Schriftsprachen
Dativ der Schriftsprache den Schriftsprachen
Akkusativ die Schriftsprache die Schriftsprachen

Worttrennung:

Schrift·spra·che, Plural: Schrift·spra·chen

Aussprache:

IPA: [ˈʃʁɪftˌʃpʁaːxə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Schriftsprache (Info)

Bedeutungen:

[1] allgemein: standardisierte Sprache als Gegenbegriff zu Dialekt, Umgangssprache
[2] Linguistik: geschriebene Sprache, die sich im Gegensatz zur gesprochenen Sprache oft durch besondere Merkmale wie komplexere Syntax auszeichnet
[3] Linguistik: Sprache, für die es ein Schriftsystem gibt und in der schriftliche Texte vorliegen
[4] Linguistik: Text in geschriebener Form mit besonderen stilistischen Merkmalen

Herkunft:

Determinativkompositum aus Schrift und Sprache

Synonyme:

[1] Hochsprache, Literatursprache, Standardsprache
[2] geschriebene Sprache

Sinnverwandte Wörter:

[1] Einheitssprache, Gemeinsprache, Idealsprache, Schreibsprache

Gegenwörter:

[1] Dialekt, Jargon, Mundart, Spontansprache, Umgangssprache
[2] gesprochene Sprache
[3] schriftlose Sprache

Oberbegriffe:

[1–3] Sprache
[4] Stil

Beispiele:

[1] Für Publikationen sollte man sich schon in aller Regel der Schriftsprache bedienen.
[1] „Erst durch den Buchdruck und Martin Luthers Bibelübersetzung vom Lateinischen ins Deutsche begann sich überhaupt eine hochdeutsche Schriftsprache zu bilden. Das einfache Volk sprach ja Dialekt.“[1]
[1] „Erst vom Zeitalter des Humanismus und der Reformation an breitet sich, zunächst für den schriftlichen Verkehr, die Verwendung einer Gemeinsprache, der hochdeutschen Schriftsprache (…) aus, die durch die überragende Bedeutung unserer klassischen Dichter im 18. Jahrhundert schließlich auch im mündlichen Verkehr durchdringt, ohne daß freilich landschaftliche Eigentümlichkeiten des Sprachgebrauchs bis heute gänzlich verschwunden wären.“[2]
[1] „Freilich dürfen die Mundarten nicht Alleinherrscher werden: denn wir brauchen die Schriftsprache als Band der Einigung;…“[3]
[1] „Der schriftlichen und offiziellen mündlichen Kommunikation (wie Predigt) dient die deutsche Schrift- und Hochsprache, die Standardsprache.“[4]
[2] In der gesprochenen Sprache herrscht eine Tendenz zur Verwendung kürzerer Sätze und Wörter als in der Schriftsprache.
[2] „Die bisherigen Ausführungen machen schon deutlich, wie stark Äußerungseinheiten der gesprochenen Sprache von dem abweichen können, was wir als Schriftsprache bezeichnen.“[5]
[2] „Weit verbreitete grammatische Formen fanden keine Aufnahme in die Schriftsprache, wenn sie als auffällige oder gar stereotype Dialektmerkmale galten.“[6]
[3] Viele heutigen Schriftsprachen wurden durch kulturelle Anstrengungen, z.B. von Missionaren, erst zu solchen gemacht.
[3] „Auch wenn die Gesamtzahl aller Schriftsprachen, die in Geschichte und Gegenwart in Gebrauch waren und noch sind, einigermaßen überschaubar bleibt (rund 600), ist es dennoch aus Platzgründen nicht möglich, sämtliche individuellen Schriftsysteme in diesem Buch zu behandeln.“[7]
[3] „Infolgedessen galten die zwei Schriftsprachen, nämlich Elamisch im Südwesten des Iran und Aramäisch, das zunächst die Lingua franca im assyrisch-babylonischen Gebiet und dann Verkehrssprache im gesamten Reich war, lange Zeit nur als Medium der Schriftgelehrten.“[8]
[3] „Die Bewohner waren Menschen ohne Schriftsprache, die in geflochtenen Hütten lebten.“[9]
[3] „Das Grundsystem der ägyptischen Schriftsprache stammt aus der Frühzeit und umfasst ungefähr siebenhundertfünfzig Hieroglyphen.“[10]
[4] Dein Vortragsentwurf wäre mir zu sehr Schriftsprache.

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Adjektiv: hochdeutsche Schriftsprache

Wortbildungen:

schriftsprachlich

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wikipedia-Artikel „Schriftsprache
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Schriftsprache
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalSchriftsprache
[2, 4] Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. 4., neu bearbeitete Auflage Quelle & Meyer, Heidelberg 1985, Stichwort „Schriftsprache“. ISBN 3-494-02050-7.
[3] Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage, Stichwort: „Schriftsprache“. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7

Quellen:

  1. Gisela Shinawa: Wörter französischen Ursprungs. In: Deutsche Welle. 10. Januar 2007 (Sendereihe: Deutsch lernen / Deutsch XXL / Deutsch im Fokus / Alltagsdeutsch, Text, Audio online und Download des Audios, Dauer 14:41 mm:ss, URL, abgerufen am 13. März 2020).
  2. Alfred Schirmer: Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des Deutschen Wortschatzes. Sechste verbesserte und erweiterte Auflage von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin 1969, S. 34.
  3. Ludwig Reiners: Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa. Neubearbeitung von Stephan Meyer und Jürgen Schiewe, 2. Auflage. Beck, München 2004, Seite 411. ISBN 3-406-34985-4.
  4. Thea Schippan: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. Niemeyer, Tübingen 1992, Seite 16. ISBN 3-484-73002-1.
  5. Peter Braun: Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. Sprachvarietäten. 4. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart/ Berlin/ Köln 1998, Seite 75. ISBN 3-17-015415-X.
  6. Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache. Originalausgabe, C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3, Seite 113.
  7. Harald Haarmann: Universalgeschichte der Schrift. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1990, Seite 19. ISBN 3-593-34346-0.
  8. Nicholas Ostler: Was Cicero bei Platon fand. In: Kulturaustausch. 61, Nummer Heft II + III, 2011, Seite 54-56, Zitat Seite 54.
  9. Uwe Klussmann: Königin Nzinga und die Revolution. In: SPIEGEL GESCHICHTE. Nummer Heft 1, 2016, Seite 118-121, Zitat Seite 118.
  10. Christian Jacq: Die Welt der Hieroglyphen. Rowohlt, Berlin 1999 (übersetzt von Theresa Maria Bullinger, Ingeborg Schmutte), ISBN 3-87134-365-X, Seite 30. Französisches Original 1994.