Lebensraum

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Lebensraum (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Lebensraum die Lebensräume
Genitiv des Lebensraumes
des Lebensraums
der Lebensräume
Dativ dem Lebensraum
dem Lebensraume
den Lebensräumen
Akkusativ den Lebensraum die Lebensräume

Worttrennung:

Le·bens·raum, Plural: Le·bens·räu·me

Aussprache:

IPA: [ˈleːbn̩sˌʁaʊ̯m]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Lebensraum (Info), Lautsprecherbild Lebensraum (Info)

Bedeutungen:

[1] allgemein: ein Raum, in dem Leben und die Entfaltung desselben möglich ist und wirklich wird
[2] Biologie: der charakteristische Wohnort bzw. Standort einer Tier- oder Pflanzenart
[3] Politik: der Wohnort von Menschen bzw. Völkern; der geopolitisch umgedeutete Begriff Lebensraum diente vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Anlehnung an Friedrich Ratzels Werk "Der Lebensraum" (1901) zur Begründung von Gebietsforderungen. Die Gedanken Ratzels wurden von dem Geografen Karl Haushofer, der persönliche, über Rudolf Heß vermittelte Kontakte zu Adolf Hitler[1] besaß, weiterentwickelt und von Hitler rezipiert.

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Leben und Raum sowie dem Fugenelement -s

Synonyme:

[2] Habitat

Beispiele:

[1] In der Stadt ist der Lebensraum beschränkt.
[2] Der Lebensraum des Menschen ist die Kultur.[2]
[2] „Im Oberen Mittelrheintal wurden durch den wirtschaftenden Menschen neben den von Natur aus offenen Felsbiotopen neue, durch Rodung und Beweidung ebenfalls offene Lebensräume geschaffen, in denen sich eine Wärme liebende, europaweit außergewöhnliche Artenvielfalt entwickelt hat.“[3]
[2] „Leider beschränkt sich der Lebensraum des Nilkrokodils, wie sein Name vielleicht vermuten lässt, nicht auf den Nil.“[4]
[2] „Trotzdem wurde der Wald zum Lebensraum von Vögeln wie Amsel, Rotdrossel und Türkentaube, die auf den Färöern selten sind.“[5]
[3] Friedrich Ratzel beschrieb die Geschichte der Menschheit als einen permanenten Kampf um Lebensraum.
[3] „Ich sollte sie einfach abschießen – wie ihr Mann, der wahrscheinlich beim SD ist, russische Kulaken abschießt, um seinem Führer diesen berüchigten Lebensraum zu erobern.“[6]

Wortbildungen:

[3] Lebensraumgedanke, Lebensraumideologie

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wikipedia-Artikel „Lebensraum
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Lebensraum
[1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Lebensraum
[1–3] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalLebensraum

Quellen:

  1. siehe hierzu: Joachim C. Fest: Hitler, Seite 309, Frankfurt, Berlin, Wien 1979, ISBN 3550060785; "Heß hatte auch, offenbar schon im Jahre 1922, den persönlichen Kontakt zwischen Hitler und seinem Hauslehrer Karl Haushofer vermittelt, …"
  2. nach Michael Tomasello: Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, Seite 249, Frankfurt am Main 2002, Suhrkamp; Originalzitat: "Wir sind, wie Wittgenstein und Vygotskij so deutlich gesehen haben, Fische im Wasser der Kultur. Als Erwachsene, die die menschliche Existenz erforschen und über sie nachdenken, können wir nicht einfach die kulturelle Brille abnehmen, um die Welt kulturunabhängig zu sehen … Menschen leben in einer Welt von Sprache, Mathematik, Geld, Regierungen, Wissenschaft und Religion, d.h. von kulturellen Institutionen, die aus kulturellen Konventionen bestehen." Vgl. hierzu auch den Aufsatz Fische im Wasser der Kultur
  3. Elisabeth Schmitt: Natur durch Kultur: wertvolle Lebensräume durch menschliche Nutzung am Mittelrhein. In: Thomas Brühne, Stefan Harnischmacher (Herausgeber): Koblenz und sein Umland. Eine Auswahl geographischer Exkursionen. Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03338-1, Seite 84-93, Zitat Seite 85 f.
  4. Michael Obert: Regenzauber. Auf dem Niger ins Innere Afrikas. 5. Auflage. Malik National Geographic, München 2010, ISBN 978-3-89405-249-2, Seite 94.
  5. Jörg-Thomas Titz: InselTrip Färöer. Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8317-2904-3, Seite 25.
  6. Erich Maria Remarque: Zeit zu leben und Zeit zu sterben. Roman. 4. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-02726-3, Seite 243. Urfassung von 1954.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Lebenstraum
Anagramme: Erlenbaums, umblasener, unlesbarem