Systemsprenger

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Systemsprenger (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Systemsprenger die Systemsprenger
Genitiv des Systemsprengers der Systemsprenger
Dativ dem Systemsprenger den Systemsprengern
Akkusativ den Systemsprenger die Systemsprenger

Worttrennung:

Sys·tem·spren·ger, Plural: Sys·tem·spren·ger

Aussprache:

IPA: [zʏsˈteːmˌʃpʁɛŋɐ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Systemsprenger (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: jemand, der sich nicht an die Konventionen eines bestimmten bestehenden Systems hält, der sich gegen ein bestimmtes bestehendes System stellt (und/oder gegen dieses arbeitet); etwas, das einem bestimmten bestehenden System schadet
[2] Jargon: Person, die aufgrund ihrer besonderen Verhaltensauffälligkeiten nur schwer ins Hilfssystem (Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe und dergleichen) integriert werden kann

Herkunft:

Zusammenbildung aus dem Substantiv System und einer Ableitung zum Stamm des Verbs sprengen durch Suffigierung von -er

Oberbegriffe:

[1, 2] Person
[2] Verhaltensauffällige/Verhaltsauffälliger

Beispiele:

[1] „Und binnen eines halben Monats investierte die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände 361 091 Mark für Anzeigen gegen jungsozialistische ‚Systemsprenger‘.“[1]
[1] „‚Beuys ist ein Systemsprenger‘, sagt er.“[2]
[1] „Der dritte Systemsprenger ist schwieriger zu benennen. Im Grunde ist es die Technik und sind es wir alle, das filmkonsumierende Publikum, das immer ungeduldiger und bequemer wird.“[3]
[1] „Sie betonen aber alle, dass die Schweizer Steuerdaten, die Falciani der französischen Justiz verschafft hat, auch Deutschland haben könnte. Kostenlos. Deutsche Behörden bräuchten nur zuzugreifen. Wenn es dazu kommt, wird das die Wut in der Schweiz auf Falciani noch steigern. Falciani ist zu einem Systemsprenger geworden, so könnte man es nennen.“[4]
[1] „Sie ist kleiner geworden, die Zahl der Erwachsenen, die den rebellischen Systemsprenger Trump im Zweifelsfall vor törichten Fehlern bewahren.“[5]
[2] „Die für Schwarzensee vorgesehenen Kranken seien Patienten mit hohem Pflegebedarf. Dabei handele es sich u. a. um so genannte Systemsprenger, die oft nirgendwo zurechtkommen.“[6]
[2] „‚Systemsprenger‘ nennt Schrenk die Jungen auch, mit denen niemand mehr fertig wurde - nicht die eigenen Eltern, die ihr Leben oft selbst nicht im Griff haben, nicht die zwei, manchmal drei Pflegefamilien, die an den Rand der Verzweiflung gerieten, und auch die zahllosen Kinderheime nicht, die mit den schwierigen Bewohnern heillos überfordert waren.“[7]
[2] „Die entscheidende Frage bei der Betrachtung sog. ‚Systemsprenger‘ besteht darin, ob diese tatsächlich ein ideal konfiguriertes komplementäres Versorgungssystem ‚sprengen‘ oder ob nicht das System selbst durch seine Konfiguration und seine partielle Unfähigkeit, den Hilfe- und Strukturierungsbedarf individuell anzupassen sog. ‚Systemsprenger‘ produziert.“[8]
[2] „Weil es einige Kinder und Jugendliche gibt, die mit dem weit gestaffelten System der Jugendhilfe nicht zu erreichen sind. Wir nennen sie Systemsprenger : hochproblematische junge Menschen, die aber vor dem Jugendgefängnis bewahrt werden müssen.“[9]
[2] „‚Systemsprenger‘ werden die Jugendlichen intern genannt, bei denen keine Maßnahme des Jugendamts mehr greift; die sich und andere immer wieder in Gefahr bringen.“[10]
[2] „Wie berichtet, gibt es eine kleine Gruppe auffälliger Kinder, die selbst professionelle Betreuer an ihre Grenzen bringt. Sie gehören zu den Schwierigsten der Schwierigen. Fachleute sprechen von Systemsprengern.[11]
[2] „Die als ‚Systemsprenger‘ identifizierten Personen wiesen im Vergleich zu den anderen LangzeitpatientInnen [sic] ein jüngeres Durchschnittsalter bei der Erstaufnahme auf (25 vs. 30 Jahre).“[12]
[2] „‚Systemsprenger‘ ist ein Begriff aus der Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche, für die es keinen Platz mehr gibt - nicht in der eigenen Familie, nicht in Pflegefamilien, Heimen, Wohngruppen, oft nicht einmal in geschlossenen Psychiatrien, weil sie dafür zu jung sind. Benni ([…]) ist so ein Systemsprenger: von frühester Kindheit traumatisiert, unkontrollierbar, aggressiv.“[13]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[2] Wikipedia-Artikel „Systemsprenger

Quellen:

  1. Überall aufgewacht. In: DER SPIEGEL. Nummer 5, 28. Januar 1974, ISSN 0038-7452, Seite 46 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 19. September 2019).
  2. Hanno Rauterberg: Obsessionen eines Sammlers. In: DIE ZEIT. Nummer 40, 23. September 2004, ISSN 0044-2070, Seite 49 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 19. September 2019).
  3. Hanns-Georg Rodek: Die Revolution dauert fünf Tage. In: Die Welt. 28. Januar 2006, ISSN 0173-8437, Seite 30.
  4. Stefan Ulrich: Alles muss raus. In: Süddeutsche Zeitung. 6. März 2010, ISSN 0174-4917, Seite 3.
  5. Frank Herrmann: Abgang der Abweichler. In: Badische Zeitung. 14. März 2018, Seite 1.
  6. Einrichtung in Schwarzensee abgelehnt. In: Nordkurier. 31. Januar 2006.
  7. Ursula Barth: Harte Jungs helfen sich selbst. In: Mannheimer Morgen. 24. November 2006.
  8. H. J. Freyberger, I. Ulrich, S. Barnow, I. Steinhart et al.: Am Rande sozialpsychiatrischer Versorgungsstrukturen – eine Untersuchung zur „Systemsprengerproblematik“ in Mecklenburg-Vorpommern. In: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie. Volume 76, Ausgabe 02, Februar 2008, ISSN 0720-4299, Seite 110, DOI: 10.1055/s-2007-996172.
  9. Geschlossene Unterbringung ist oft letzte Chance. In: Lausitzer Rundschau. 28. April 2014, Seite 4.
  10. Manuela Heim: Wenn Kinder das System sprengen. In: taz.die tageszeitung. 21. Juni 2014, ISSN 1434-4459, Seite 45 (Onlineversion: URL, abgerufen am 19. September 2019).
  11. Kinder, die das System sprengen. Psychiater fordert Einrichtung für die ganz schwierigen Fälle. In: Nürnberger Nachrichten. 11. März 2017, Seite 11.
  12. Karsten Giertz, Thomas Gervink: „Systemsprenger“ oder eher PatientInnen [sic] mit einem individuellen und komplexen Hilfebedarf? In: Psychotherapie Forum. Volume 22, Ausgabe 4, Dezember 2017, ISSN 1613-7604, Seite 107, DOI: 10.1007/s00729-017-0104-0 (URL: PDF 260 kB, abgerufen am 19. September 2019).
  13. Britta Schmeis: Raus, raus, raus mit der Wut. In: Spiegel Online. 19. September 2019, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 19. September 2019).