Diskussion:lauter

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Bedeutung fehlt[Bearbeiten]

Hier fehlt eine wichtige Bedeutung -> "... lauter nette Leute..." also Bedeutung alles, allesamt
Wie müsste man das einarbeiten? --Itu (Diskussion) 18:59, 27. Aug. 2011 (MESZ)[Beantworten]

Diese Bedeutung fehlt nicht: sie ist unter "Adverb" eingetragen. Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 19:26, 27. Aug. 2011 (MESZ)[Beantworten]

Oh, übersehen... OK. --Itu (Diskussion) 21:26, 27. Aug. 2011 (MESZ)[Beantworten]

Umgangssprachlich[Bearbeiten]

Ist die adverbiale Verwendung wirklich umgangssprachlich? Ich lese es häufig auch in Publikationen. Der Duden schreibt auch nichts von einer umgangssprachlichen Verwendung.

Hätte ich persönlich jetzt auch nicht gesagt, einen entsprechenden Hinweis finde ich nur im DWDS. --Kronf (Diskussion) 13:21, 24. Mär. 2012 (MEZ)[Beantworten]
Ich frage mich hingegen ob es wirklich ein Adverb ist. Die meisten Wörterbücher sprechen von flexionslosem Adjektiv. PοωερZDiskussion 16:50, 16. Mär. 2014 (MEZ)[Beantworten]

Neue Bedeutungen?[Bearbeiten]

Das "Deutsche Rechtswörterbuch" (DRW) unterscheidet unter „lauter“ folgende Bedeutungen (Zitatausschnitte):

  1. […] „klar, hell, deutlich, rein von Gegenständen“
  2. […] „von Wein: durchgegoren, unvermischt, auch weiß zU. rot“
  3. […] „lauter Eich, Fächt, Maß: besonderes Maß für durchgegorenen, geklärten Wein
  4. […] „von Getreide: unvermengt mit minderwertigen Sorten od. Unkraut, gesund, nicht verdorben
  5. […] „von Metallen: frei von (unedlen) Beimischungen
  6. […] „von mündl. u. schriftl. Äußerungen: eindeutig, unstrittig, ausdrücklich, klar, bestimmt, in aller Form
  7. […] „von Rechtsinstitutionen und -handlungen: rein, unverfälscht, vollständig
  8. […] „in der Übersetzung für merum et mixtum imperium → la: rein
  9. […] „sich lauter machen, tun: sich trennen, absondern“


Meine Frage ist, ob diese Bedeutungen von dem vorhandenen Eintrag schon alle berücksichtigt sind oder nicht. Ich habe da so meine Zweifel. Bevor ich aber irgendetwas an den Bedeutungen ändere, würde ich lieber erst Eure Meinung erfahren.
Mit freundlichen Grüßen --LinPaling 18:25, 28. Jun 2013 (MESZ)
Hallo LinPaling! Es ist schon spät, deshalb setz ich Mal den Link zu Wiki Deutsches Rechtswörterbuch, da lese ich u. a. „Nachschlagewerk für die ältere deutsche Rechtssprache“ oder „Die Aufgabe des DRW besteht darin, die Geschichte des älteren deutschen Rechtswortschatzes wie auch der rechtlich relevanten Bedeutungen des Allgemeinwortschatzes vom Beginn der schriftlichen Überlieferung im 6. Jahrhundert bis um etwa 1800 semasiologisch-alphabetisch darzustellen.“ Wenn ich die Bedeutungsangaben oben lese fällt mir auf, dass sie alle(?) Funktionen von rein, unverfälscht sind. Wenn man sowas heute so darstellen würde gäbe es wahrscheinlich an Bedeutungen kein Ende. Mehr kann ich nicht sagen. Grüße --Orangina (Diskussion) 01:13, 29. Jun 2013 (MESZ)

Ein weiteres Beispiel aus dem Althochdeutschen: Lutersee, bei Andermatt (Uri Kanton), in der Schweiz. (vorstehender nicht signierter Diskussions-Beitrag stammt von 174.23.130.186 DiskussionBeiträge ° --22. Aug. 2016, 21:39‎)

Kein Adverb[Bearbeiten]

Attributives 'lauter' in einer Nominalgruppe wie 'lauter dummes Zeug' erscheint mir deswegen als kein Adverb, weil es sich als Adverb in dieser Position nur auf 'dummes' beziehen würde; es bezieht sich jedoch auf 'dummes Zeug'. Es 'funktioniert' wie ein nicht flektierbares Indefinitum, darin vergleichbar 'etwas' (kannst du mit etwas klarem Wasser wieder abbekommen) oder 'viel' (das liegt noch viel alter Krempel rum; 'viel' gibt's aber auch dekliniert: vieler alter Krempel, wohl auch 'vieler alte Krempel') oder 'genug' (ich habe genug schlechte Filme gesehen). Anders als die letztgenannten Indefinita kann 'lauter' aber nicht rein pronominal vorkommen: es wurde viel(es) geschafft - iss doch noch etwas - ich habe jetzt genug von dir - *nimm lauter davon). 'Lauter' in dieser Funktion kombiniert sich nur mit Nomen in der Perspektive der Nicht-Gezähltheit ('oft 'Zählbarkeit' genannt, aber etwa 'Lügen' sind ja zählbar, in 'lauter Lügen' wird jedoch über die Zahl nichts ausgesagt). Die Bedeutung von 'lauter' ähnelt 'nur', welches tatsächlich typisch adverbial benutzt werden kann (ich mein' ja nur...). 'Nur' beinhaltet oft eine unausgesprochene Erwartung, dass es 'eigentlich' mehr sein könnte oder müsste; 'lauter' beinhaltet ein Überrascht-Sein über einen großen (Mengen-) Anteil (da waren verrückterweise lauter Leute mit Gipsbein auf den Straßen unterwegs - bedeutet für mich 'überraschend viele, jedenfalls mehr als normalerweise zu erwarten wären').
Letztlich kann man ein 'Wortartgefühl' nur über Introspektion gewinnen, und dieses Gefühl bildet man durch unbewusste Auswertung sehr vieler Fälle. Meine Introspektion sagt mir: Dieses 'lauter' ist invariabler Determinant bzw. Artikelwort und kommt ausschließlich als Kopf einer Nominalgruppe vor; nachfolgende Adjektive werden stark dekliniert. In neueren Grammatiken habe ich dazu nichts gefunden, aber 'lauter' als indeklinables Adjektiv wie im Online-Duden finde ich befremdlich. Damit hätten wir schon drei Möglichkeiten: Adverb, Adjektiv oder Artikelwort. Als Deutschlehrer versuche ich, wirklich sehr viele Fälle im Zusammenhang zu überblicken oder ein Gesamtbild zu gewinnen, da ändert sich die Perspektive. Die Methode kann ich 'nur' empfehlen. --Rjoe (Diskussion) 12:54, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Hallo Rjoe,
ich gebe zu bedenken, dass es auch Satzadverbien gibt. „Es kommen besonders nette Leute.“ – Hier kann sich das besonders auf das nette beziehen, es kann aber auch gemeint sein, dass es besonders/insbesondere von netten Leuten der Fall ist, dass sie kommen. Duden führt ausschließlich, bloß, lediglich und nur als Adverbien, hier könnte nun lauter eingereiht werden, dagegen spricht aber, dass es sich um eine Erstarrung des Adjektivs lauter handelt, „wie z. B. in: das ist lauter Wahrheit (= die lautere Wahrheit)“ (Duden online). Ich habe deswegen auf Adjektiv geändert, eine Wortart Artikelwort verwenden wir nicht. Übrigens ist umseitig auch lauter als Interjektion eingetragen – „eine Aufforderung etwas mit erhöhter Lautstärke wiederzugeben“. Eigentlich haben wir es doch einfach mit dem Komparativ von laut zu tun, nur dass ein Prädikat ausgelassen wird; genauso könnte ich „Schneller!“ statt „Mach schneller!“ ausrufen. -- IvanP (Diskussion) 14:40, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Hi IvanP,
Satzadverbien? Wir sprechen hier von Nominalgruppen, in denen treten natürlicherweise keine Satzadverbien auf. Wie soll 'es lauter der Fall sein', dass nette Leute kommen? Und ob der Satz so, wie er da steht, mit 'besonders' als Satzadverb gut funktioniert? Ich tendiere da eher zu 'insbesondere', sowieso würde ich umstellen: Besonders *nette* Leute wollen ziemlich viele kommen. Funktioniert wohl nur in der gesprochenen Sprache gut. Auch hier würde ich das 'besonders' eher als Adverb auf 'nette' beziehen.
Das gemeinte 'lauter' tritt ausschließlich in Nominalgruppen auf und nimmt die Position ein, die sonst Artikelwörter einnehmen: immer als erstes Wort der Gruppe, vor einem (ggf. weglassbaren) Adjektiv. Es als 'Adjektiv' zu sehen, führt zu einer Reihe von Problemen, u.a. zu dem, dass mehrere Adjektive vor einem Nomen üblicherweise parallel gebeugt werden. Ihr nennt die Artikelwörter 'Pronomen' und seid insofern nicht ganz auf dem aktuellen Diskussionsstand, aber das Thema 'Artikelwörter' ist unter Grammatikern nicht abschließend geklärt.
Wie auch immer - ich sprach von Introspektion: Wenn kein Gefühl dafür vorhanden ist, dass 'lauter' sich auf eine ganz andere Weise mit 'nette Leute' verbindet als 'nette' mit 'Leute' und dass es eher einem 'viele' in 'viele kaputte Autos' zuzuordnen ist als einem 'schöne' in 'schöne alte Geschichten', dann braucht man gar nicht weiter zu versuchen, die Dinge aufzuklären.
Es gab übrigens mal eine Diskussion dazu auf DESD, da wurde als Vergleichbares 'es herrschte eitel Freude' oder 'da war eitel Sonnenschein' zitiert, das ist auch hier in Wiktionary mit einem für meine Begriffe etwas unbeholfenen oder altertümelnden Beispiel erwähnt, aber im aktuellen Sprachgebrauch kommt dieses 'eitel' nur noch sehr selten vor, anders als 'lauter'.
Gruß --Rjoe (Diskussion) 16:34, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Rjoe, Satzadverbien habe ich nur als Beispiel angeführt, um zu verdeutlichen, dass sich ein Adverb nicht zwingend auf das folgende Adjektiv (falls vorhanden) bezieht.
„dass es eher einem 'viele' in 'viele kaputte Autos' zuzuordnen ist als einem 'schöne' in 'schöne alte Geschichten'“ – Ich verstehe, was du meinst. Hier wird lauter als Quantifikativ-Artikel geführt, hier als Fokuspartikel. -- IvanP (Diskussion) 18:46, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
IvanP Danke für die Literaturhinweise, das Buch von Métrich/Faucher kannte ich noch nicht, scheint sehr interessant zu sein, über 1000 Seiten nur zu den deutschen Partikeln, dolle Sache, hätte ich gerne, zumal ich ja Frz. studiert hatte. Die Einordnung auf Grammis hatte ich irgendwann mal gelesen... Da steht dann auch, dass Adjektive in NP durch mancherlei Wortarten zu Adjektiv-Phrasen erweitert werden können, darunter auch Satzadverbien (ein vielleicht zwanzigjähriger Bursche), auch sehr aufschlussreich für mich.
Ich sehe, Du verstehst, was ich meine. - Gruß --Rjoe (Diskussion) 19:17, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ich halte "lauter" im Sinne von "nur", "vor allem" etc. nach wie vor für ein Adverb. Wäre es ein undeklinierbares Adjektiv, müsste es artikelfähig sein: die lila Kleider; es müsste auch mit "sein" konstruiert werden können: Er ist prima/das Kleid ist lila. Wäre es ein Indefinitum, müsste es auch als Subjekt, Objekt etc vorkommen können: Etwas hat gebrannt; ich sehe etwas. Die Bedeutungsähnlichkeit mit "nur" führt dazu, dass es zur gleichen Substitutionsklasse wie dieses eindeutige Adverb gehört. Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 21:29, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Dr. Karl-Heinz Best Eine Bedeutungsähnlichkeit besteht auch zwischen 'wegen' und 'weil', die dennoch nicht derselben Wortart angehören. Andererseits besteht eine morphosyntaktische Strukturgleichheit zwischen 'andauernd' und 'während', nur 'während' tritt jedoch als Präposition auf, obwohl es doch deutlich erkennbar einem Verb als Partizip Präsens entstammt. Manche Wortarten liegen nahe beisammen, es gibt Übergänge, Unklarheiten, Doppelinterpretierbarkeiten. Statt Deines letzten Satzes könnte man auch sagen: Die Bedeutungsähnlichkeit mit "viele" führt dazu, dass es zur gleichen Substitutionsklasse wie dieses eindeutige Artikelwort gehört. Das Indefinitum 'viele/r/s' wird von den neueren Duden-Grammatiken als Grenzgänger zwischen Artikelwort und Adjektiv angesehen. Auch 'lauter' ist mindestens Grenzgänger. Was mich davon abhält bzw. sehr vorsichtig dabei macht, es als 'Adverb' zu sehen, ist der Punkt, dass in früheren Zeiten alles Adverb war, bei dem man nicht wusste, wo man es sonst besser hinstecken könnte. Das waren die Zeiten, in denen es noch keine Satzadverbien (Modalwörter), keine Partikeln, keine sehr differenzierte Unterscheidung der Arten von Adverbien gab. Ich denke noch einmal darüber nach. Gruß --Rjoe (Diskussion) 23:57, 27. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
An Dr. Kal-Heinz Best: 'Nur' ist laut Eurer eigenen Aussage eine Fokuspartikel. Wenn 'lauter' einem 'nur' gleichzusetzen wäre, wäre es demnach Fokuspartikel; 'nur' ist darüber hinaus auch - von Wiktionary so nicht unterschieden - Abtönungspartikel, was aber hier nicht in Frage kommt. Ähnlich einer Fokuspartikel nimmt 'lauter' eine Einstufung "auf der Skala des Erwarteten" vor ( http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/sysgram.ansicht?v_id=408 ). Anders als die meisten (oder alle?) Fokuspartikeln ist 'lauter' auf Nominalgruppen beschränkt. Wie 'nur' fokussiert es ein unerwartet häufiges Vorkommen und ist insofern quantifizierend bezogen auf die Zusammensetzung einer Menge. Anders als 'nur' kann 'lauter' nicht hinter den Bezugsausdruck treten (drei Schüler nur hatten die Hausaufgaben gemacht), kann kein Personalpronomen, kein Zahlwort als Pronomen und kein anderes indefinites Pronomen fokussieren (nur du hast den Schlüssel; nur zwei drei Leutchen waren da; nur ein paar waren gekommen) und stellt sich vor allem bei von Präpositionen eingeleiteten Nominalgruppen hinter die Präposition: aus lauter Wut vs. nur aus Wut, du wirst es da mit lauter verrückten Spinnern vs. nur mit verrückten Spinnern zu tun bekommen. Es funktioniert in seinem Stellungsverhalten ausschließlich wie ein indefiniter Begleiter und kann etliche Positionen anderer Fokuspartikeln nicht einnehmen. In anderen Fällen wie dies sind lauter für uns ziemlich entscheidende Fragen nähert sich 'lauter' einer adverbialen Bedeutung (durchweg) an, kann aber auch indefinit (das sind praktisch alles ... wichtige Fragen, das sind etliche ... entscheidende Fragen) paraphrasiert werden. Dennoch sehe ich unterschiedliche Bezugspunkte: 'durchweg' bezieht sich für mich auf das Prädikat 'entscheidende Fragen sein', 'lauter' nur auf die Nominalphrase 'entscheidende Fragen'. Zusammenfassend würde ich sagen: 'Lauter' funktioniert hinsichtlich seiner Stellungsmöglichkeiten wie ein unveränderlicher Determinant / Artikel, darin vergleichbar 'etwas' oder nicht-verändertem 'viel', mit einigen semantischen, nämlich fokussierenden, Merkmalen einer Fokuspartikel. Für Deutsch lernende Ausländer erscheint es mir sinnvoller, 'lauter' als Artikel bzw. indefiniten Begleiter zu einzuführen, um zu verhindern, dass falsche Nominalphrasen gebildet werden, es sei denn man vermittelt es als eine Art Unikum unter den Fokuspartikeln. Grüße --Rjoe (Diskussion) 10:17, 28. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Hallo, Rjoe! Du hast recht damit, dass Wortarten nicht immer ganz klar zu unterscheiden sind und allmähliche Übergänge existieren. Und du hast nochmals recht damit, dass Adverb eine Art Mülleimer für alles war, was nicht eindeutig zugeordnet werden konnte. Insoweit d'accord. Gegen Adverb spricht, dass es nicht satzgliedfähig ist. Deine Entscheidung wird übrigens gestützt: Gisela Zifonun, Ludger Hoffmann, Bruno Strecker: Grammatik der deutschen Sprache. Band 3, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1997, Seite 1946, 1966f bezeichnen unser "lauter" als Determinativ. Mir gefällt die Lösung nicht, da "lauter" nicht allein Subjekt/Objekt etc. sein kann. "Partikel" ist in gewissem Maß natürlich - wie früher Adverb - auch wieder eine Restklasse/ein Mülleimer. Deine Argumentation deutet für mich an, dass "lauter" als eine eigene Wortart klassifiziert werden müsste und mit keinem anderen Wort alle Kriterien teilt, wenn ich das richtig sehe. Schöne Grüße! Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 11:07, 28. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Guten Tag, Dr. Karl-Heinz Best, ja, es ist kaum vernünftig einzuordnen, aber unter den vielen schlechten Möglichkeiten (so auch 'Adjektiv') sollte man die am wenigsten schlechte wählen. Indefinite Begleiter sind aufgrund ihrer Indefinitheit nicht umstandslos in Pronomen (in z.B. Subjekt-/Objektposition) zu überführen (da vorne liegt der Stift = def. unproblematisch > dein Stift? der liegt da vorne; da vorne liegt noch ein Stift (indef.) > da liegt noch einer; da ist noch einiger alter Krempel liegengeblieben > ?da ist noch einiger liegengeblieben, aber: da ist noch einiges an altem Krempel liegengeblieben). Grundsätzlich würde ich als Deutschlehrer eine massive Unterscheidung von Pronomen und Begleitern bevorzugen, denn für Lerner aus weiter entfernten Herkunftssprachen ist es wichtig, solche Dinge nicht zu vermischen: Ein Pronomen in einem Satz hat für sich allein meist Aktantenfunktion (eben: Subjekt, Objekt, Teil eines präpositionalen Objekts, z.B. von nichts [Lokalergänzung] kommt nichts [Subj.] usw.), ein Begleiter ist hingegen Teil einer Nominalphrase, die meist eine Aktanten- oder Angabenfunktion ausübt (keine Antwort [Subj.] ist auch eine Antwort [Prädikativ/Gleichsetzungsnominativ]). Insbesondere Lernern mit artikellosen Muttersprachen sind diese Unterschiede sehr schwer zu vermitteln, die sind aber enorm wichtig fürs Verstehen und für das Bilden von Sätzen mit korrekter Wortstellung. Da ich gerade beim Thema 'Adjektivdeklination' bin, ist es sinnvoll, 'lauter' als invariablen Begleiter für zahlen-/größenmäßig nicht genau bestimmte (aber eher in Richtig 'viel' oder 'alle/s) und für nicht-identifizierte, sondern nur klassifizierte 'Mengen' unterzubringen. 'Lauter' kann vereinfacht gesagt da stehen, wo ein 'Nullartikel' in der Bedeutung 'unbestimmt viel/e' steht und verlangt obligatorisch ein nachfolgendes Nomen. Das mag eine Behelfslösung sein, aber unser Wortschatz geht nun mal nicht restlos in den bis jetzt definierten Wortarten auf. Sowieso arbeite ich im Unterricht nicht mit den Namen für Wortarten, sondern mit Strukturmustern, und da nimmt 'lauter' problemlos die Position eines indefiniten Begleiters ein. Im Übrigen stimme ich Deinen Überlegungen zu. --Rjoe (Diskussion) 14:11, 28. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Übrigens ist das zur Artikellosigkeit korrespondierende Pronomen 'welche/r/s': Ist noch Ø Bier da? - Ja, wir haben noch welches im Keller. Würde man versuchen, eine Komplettübersicht über alle Begleiter mit ihren entsprechenden Pronomen zu erstellen, gäbe es vielleicht noch ein paar Überraschungen mehr. Grüße: --Rjoe (Diskussion) 14:55, 28. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Das Problem ist: Du musst dir für deine Zwecke ein WA-System auswählen (Zahl der Wortarten, Art der Benennung) und versuchen, damit so gut wie möglich klarzukommen. Du hast die Unterrichtserfahrung und kannst das sicher besser einschätzen als ich.
Ich will nur noch mal auf die Ausgangsfrage zurückkommen: Ist es ein Adverb oder nicht? Die Frage ist nicht ohne gewisse Voraussetzungen zu beantworten. Wenn ich mit einem klassischen WA-Systen arbeite (Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb, Artikel, Pronomen, Präposition, Konjunktion, evt. noch Subjunktion) wird man es als Adverb bestimmen; nimmt man Partikel als Wortart hinzu, sieht die Sache schon anders aus. Was ich sagen will: Wortarten und WA-Systeme sind nicht einfach gegeben, die linguistische Tradition hat sie konstruiert und erfindet bei Bedarf neue. Und je nach WA-Sytem und den entwickelten Kriterien fallen die Bestimmungen unterschiedlich aus. Grüße Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 11:35, 29. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Stimmt soweit. Man muss jedoch auch hier, wie im Leben überhaupt, den Mut haben, Untaugliches auszusondern. Ich gebe ein anderes Beispiel. Man sagt, Präpositionen regieren einen Kasus. Da ist bei einigen schwer erkennbar, etwa bei 'via': Meist steht es mit Eigennamen, ggf. unter Weglassung des Artikels (via Schweiz), aber man könnte etwa auch sagen 'die Lieferung kommt via alten Bahnhof, da wird noch einmal umgeladen' > also Akkusativ. Wer mal getrampt ist, kennt auch den Satz: Fahren Sie Richtung Innenstadt / Richtung München? Welche Wortart ist 'Richtung'? Für mich klar Präposition, wird nur nicht als Präposition in den Lexika geführt, funktioniert aber als solche, übrigens auch mit Akkusativ. Was 'lauter' angeht, ist es ein ebenso befremdlicher Determinant wie 'etwas'. Bei 'etwas' wird inzwischen von einigen Grammatiken anerkannt, dass es Artikelfunktion ausübt, bei 'lauter' noch nicht, ist vielleicht eine Frage der Zeit. Es stammt zwar von einem Adjektiv her, ist aber kein Adjektiv mehr. Man könnte denken, wieso, es gibt doch auch 'lila' als undekliniertes Adjektiv. Zumindest an dieser Stelle leistet die Normalsprache Hilfestellung: Otto Normalmensch sagt durchaus: ein 'lilanes'/'oranges'/beiges' Kleid, die Umgangssprache behandelt demnach 'lila' als Adjektiv. Ich selbst kenne übrigens niemanden, der sagen würde 'ich hab mit ein orange Hemd gekauft'. Man könnte sogar sagen, dass die Grammatiken in diesem Punkt einen Sprachgebrauch fordern, der der grammatischen Intuition der Sprachteilnehmer widerspricht. Und woher kommt letztere? Aus dem Sprachgefühl. Ein 'oranges Hemd' hört sich halt natürlicher an als 'ein orange Hemd'. Eine solche Anpassung würde man jedoch bei 'lauter' niemals vornehmen, und zwar deshalb nicht, weil es von der sprachlichen Intuition der sprachkompetenten Deutschen nicht als Adjektiv empfunden wird. Gut, also kein Adjektiv, was denn dann? Man macht alle möglichen Verschiebeproben und stellt fest: Ein Adverb kann es nicht gut sein, als solches wäre es normalerweise vorfeldfähig. Nach vielen vielen Umstellungsversuchen kommt man an den Punkt, sich eingestehen zu müssen, dass es immer Teil einer Nominalphrase ist und immer mit ihr zusammen verschoben wird, dass es dort immer den ersten Platz einnimmt vor eventuellen weiteren Attributen, und da es kein Adverb sein kann, bleiben nur die Möglichkeiten 'Determinant mit fokussierender Zusatzbedeutung' oder 'Fokuspartikel mit determinierender Zusatzbedeutung'. Da Fokuspartikeln jedoch auch andere Positionen einnehmen können, zum Beispiel vor Adverbien (nur / sogar / bereits /selbst / ... heute, aber *lauter heute), bleibt letztlich nur die Möglichkeit 'Determinant'. Was spricht dagegen, außer der Tatsache, dass es (noch) nicht von allen Grammatiken so gesehen wird? Nun, Wiktionary-spezifisch eben genau diese Tatsache, aber man könnte jedenfalls erwähnen, dass der Zifonum-Clan es als (möglicherweise leicht atypisches) 'Determinativ' sieht.
In der Unterrichtspraxis wähle ich immer die am weitesten tragende Erklärung - soweit ich dazu komme, mir die Sachlage klar zu machen, dazu ist oft keine Zeit -, und bis jetzt habe ich keine Probleme damit gehabt, 'lauter' als 'Artikel' (das ist in den Kursen die vereinfachende Kurzbezeichnung für 'Determinativ'/'Determinant'/'Artikelwort') einzuordnen (und übrigens 'nicht brauchen' als Modalverb, wo ebenfalls das gesprochene Deutsch, wie bei den anderen Modalverben, in der 3. Person Singular Präsens das -t oft weglässt, dieses Verb als Modalverb ohne 'zu' konstruiert und im Perfekt eine zweite Partizip-2-Form heranzieht, die wie der Infinitiv aussieht (hatte nicht kommen brauchen.) Diese Zusatzdetails unterrichte ich nicht, aber 'nicht brauchen' läuft in meinem Unterricht als Modalverb.)
Beste Grüße: --Rjoe (Diskussion) 17:02, 29. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Zu "nicht brauchen": ok. Zu "ein Adverb kann es nicht sein" wg. mangelnder Satzgliedfähigkeit/Erststellenfähigkeit möchte ich nur noch anmerken: Wenn du dieses Kriterium verabsolutierst, hast du recht. Wir haben aber in jeder Wortart Randerscheinungen, die nur einen Teil der angewendeten Kriterien erfüllen; es spricht nichts dagegen, in einem WA-System wie dem von mir oben erwähnten hier einen Sonderfall von Adverb anzunehmen. Von den Artikelwörtern, die wir vorzugsweise als solche betrachten, unterscheidet es sich immerhin durch seine mangelnde Flektierbarkeit, die mir ein Hauptkriterium für Artikel/Artikelwörter zu sein scheint. Nur die syntaktische Position vereint "lauter" mit diesen. Mit den "klassischen" Artikeln "der" und "ein" (Bestimmtheit/Unbestimmtheit, Genusspezifikation, morphologische Kongruenz im Satzglied) hat es ganz, ganz wenig gemeinsam. Aber: ich will dir damit natürlich nicht in deine sprachpädagogischen Überlegungen reinreden. Schöne Grüße Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 17:56, 29. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Wie gesagt, die Duden-Grammatik 2006 nennt folgende nicht-flektierbare(n) Artikelwörter (und Pronomen): etwas, (endungsloses) viel, (endungsloses) wenig, die Gattungszahlwörter auf -erlei (mancher- solcher-, mehrer-, verschiedener-, vieler-, zweier-, der-...-lei sowie die im Duden nicht vollständig beschriebenen endungslosen manch, solch und welch, außerdem nicht flektierte wenig und viel. Man könnte noch hinzufügen: dessen, deren, derer, wessen sowie alle Zahlwörter außer zweier und dreier, und auch noch genug und genügend. Wahrscheinlich gibt es noch einige mehr, z.B. fällt mir gerade das pluralische was für ein. Für einige dieser Wörter existieren flektierbare Parallelformen mit wieder anderen Kombinationsmöglichkeiten. Hinter all diesen vom Duden 'Artikelwörter' genannten Wörtern werden nachfolgende Adjektive 'stark' dekliniert, weil mindestens ein Wort in einer Nominalgruppe der Hauptmerkmalsträger für den Kasus (+ ggf. Numerus) sein sollte und diese nicht deklinierten Formen als Hauptmerkmalsträger ausscheiden: mit etwas gutem (und nicht guten) Willen; statt so viel teurer (und nicht teuren) Butter könnt ihr auch die gleiche Menge Margarine nehmen; es gab siebenerlei mir nicht bekannte (und nicht: mir nicht bekannten) Obstsorten, usw. Die Sonderstellung der 'klassischen' Artikel wurden von sehr vielen Grammatiken und Sprachlehrwerken schon längst aufgegeben, weil sich die Indefinita in Artikelfunktion endungsmäßig und auch hinsichtlich der Verteilung der Kasusendungen analog zu den 'klassischen Artikeln' verhalten und man das scheinbar willkürliche Verhalten der Endungen in der Nominalgruppe nur im Zusammenspiel aller drei potentiellen Beteiligten, nämlich von Artikeln, Adjektiven und Nomen sinnvoll beschreiben kann. Hinzu kommt: Viele Adjektive mit artikelähnlicher Bedeutung tendieren aufgrund ihrer Bedeutung zu einem Endungsverhalten von Artikeln, auch hier hält es ein unbewusst auswählendes Regelwissen grammatisch ungeschulter Deutschsprecher oft für angemessen, statt 'folgende interessante Neuigkeiten' (2 Adjektive, parallel stark gebeugt) zu sagen: 'es gibt folgende interessanten Neuigkeiten für euch' (folgende = Artikel wie Demonstrativartikel 'diese', nachfolgendes Adjektiv schwach gebeugt; dazu Duden-Grammatik 2006 pp. 969 ff., Rz 1525 ff.)
Jean-Marie Zemb hat in seiner vergleichenden deutsch-französischen Grammatik folgendes nette Beispiel für den funktionalen Unterschied zwischen artikelhaften und adjektivischen Extensionen einer Nominalphrase gegeben: bei 'drei schnellen Pferden' ist jedes Pferd schnell, aber nicht jedes Pferd drei. Analoges könnte man von 'lauter netten Leuten' sagen, aber das führte ein weinig in die Irre.
Nimmt man aus der Phrase lauter nette Kollegen das nette heraus, bleiben lauter Kollegen zurück, analog zu viele nette Kollegen im Vergleich zu viele Kollegen. Macht man dasselbe mit nur nette Kollegen, erhält man nur Kollegen mit einer Bedeutungsverschlechterung, die man bei lauter und viele nicht hat. Das nur scheint sich anders auf nette Kollegen zu beziehen als lauter. Was die Semantik von lauter angeht: Es ist anzahlmäßig unbestimmt, macht aber eine Aussage über die Zusammensetzung einer Gruppe, in der der Anteil der durch lauter fokussierten Teilmenge als dominierend gesetzt wird. Derartige Teil-Fokussierungen innerhalb von Mengen gibt es bei einer ganzen Reihe von Artikelwörtern, so bei 'manche', 'verschiedene', 'solche' u.a.
Es gibt einen weiteren semantischen Bezug zu einer Reihe von Indefinita: Ebenso wie 'verschiedene/r', 'sämtliche/r', 'einige/r' und einige andere verbindet sich 'lauter' nur mit pluralischen (zählbaren, aber zahlenmäßig nicht bestimmten) und mit singularischen Massenbezeichnungen vorzugsweise einer bestimmten Sorte, nämlich der Sorte 'unerwünscht/lästig/kann weg/unaufgeräumt' wie z.B. Krimskrams, Müll, Papierkram, Krempel oder etwa (übriggebliebener) Sand u.ä., wohingegen 'nur' ein Zählbarkeits-Allesfresser ist und sich überhaupt an alles Mögliche, z.B. auch an Determinanten andocken lässt (nur zwei / nur diese / nur ein paar Sachen / nur diese eine Sache). Derlei kombinatorische Experimente lassen sich fast beliebig ausweiten. Würde man das einmal extensiv betreiben, würde man ein besseres Bild über die Unterschiedlichkeiten zwischen Determinanten und Fokus- und sonstigen Partikeln in Nominalphrasen gewinnen. Ich muss dem aber an dieser Stelle ein Ende setzen, da ich einen solchen guten Überblick zur Zeit nicht leisten kann. Grüße --Rjoe (Diskussion) 21:35, 29. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ok. Ich stelle nur fest: dein Begriff von Determinant ist anscheinend weiter als meiner von Artikel/Artikelwort. Das macht auch nichts, wenn die Kriterien klar sind. Wir können ja hier auch nicht bei jedem Wort eine solche Diskussion führen. Beste Grüße Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 10:02, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
PS: Ganz vergessen: Im Artikel steht für unser "lauter" immer noch "Adjektiv"; wir sind uns doch darin einig, dass das nun wirklich nicht zutrifft. Ich überlasse es dir, das zu korrigieren. Gruß Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 11:15, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ja, kein Adjektiv. Das muss aber jemand anderes eintragen, ich trage in Wortartikel nichts mehr ein, ich war im Streit gegangen, weil an meinen Beiträgen systematisch in einer für meine Begriffe haarspalterischen, um nicht zu sagen korinthenkackerischen Weise herumgemäkelt wurde und vor allem anders als hier Argumente von meiner Seite erst gar nicht zur Kenntnis genommen bzw. vermutlich nicht verstanden wurden, und 'mein Arzt hat mir jede Aufregung verboten'. Viele Grüße zurück --Rjoe (Diskussion) 15:07, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ach so: Man sollte dann vielleicht noch hinzusetzen, dass es sich nicht um ein Adverb im üblichen Verständnis des Begriffs Adverb handelt. Man könnte noch hinzusetzen, dass es von Zifonun & Co (ähnlich auch bei 'Grammis') als als 'Determinativ' resp. 'Quantifikativ-Artikel' eingestuft wird und dass andere - IvanP wies darauf hin - es als Fokuspartikel bezeichnen, dass sein Wortartstatus also umstritten ist. --Rjoe (Diskussion) 15:16, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ich hoffe, damit kannst du lenen. Gruß Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 16:57, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Sehr schön! :) --Rjoe (Diskussion) 23:52, 30. Nov. 2017 (MEZ)[Beantworten]

eitel in „Die Schale ist eitel Gold“ wird bei uns derzeit im selben Abschnitt abgehandelt wie eitel in „Er ist ein eitler Hahn“, und zwar als Adjektiv. Die Wortart Adjektiv schließt bei uns auch den adverbiellen Gebrauch ein, aber: „In solchen Fällen sollte man nur Adjektiv als Wortart in der Überschrift anführen, es sei denn, die Existenz, Bedeutung oder Verwendung des Adverbs ergibt sich nicht direkt aus dem Adjektiv.“ Und das tut sie ja nicht.

Mal etwas anderes (mich würde eure Meinung freuen, Rjoe und Dr. Karl-Heinz Best): Duden online hat zum Beispiel einen Eintrag zu besondere, besonderer, besonderes (Adjektiv) und einen separaten Eintrag zu besonders (Adverb), jedoch einen einzelnen Eintrag hundertein, hunderteins. canoonet verzeichnet hunderteins, aber hundertein gar nicht. Ickler hat „für anders, besonders, hoch Adjektivstatus mit Stammallomorphie angesetzt. Sonst müßte man die Kopulaverben zu Vollverben umdeuten: Er ist anders (= auf andere Weise?) usw. […] Wenn man anders, besonders, hoch nicht als Stammallomorphe von ander-, besonder-, hoh- behandelt, muß man für letztere defektive Paradigmen annehmen; diese Konsequenz scheint neueren Grammatikern nicht klar zu sein.“ Wobei der Duden durchaus hoch als Adjektiv führt (zusätzlich gibt es einen Eintrag zu hoch als Adverb).

Wie sollen wir das jetzt machen? besonders doch als Adjektiv – mit Formen wie besondere etc. – oder weiterhin als Adverb? hundertein als Form von hunderteins oder zwei Wörter hunderteins (unflektierbar) sowie hundertein(e)? -- IvanP (Diskussion) 20:35, 1. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]

IvanP Das sind mindestens drei verschiedene Probleme, ich sage jetzt erst mal nur, was mir zu 'eitel' einfällt, da wir hier davon gesprochen hatten und da es ebenfalls in den 'lauter'-Komplex gehört.
Mal abgesehen davon, dass 'eitel Gold' ein altertümelnder (oder regionaler) Sprachgebrauch zu sein scheint, was im Artikel zu ‚eitel‘ nicht erwähnt wird, ist der Status wie bei 'lauter' ebenfalls nicht der eines normalen Adjektivs. In meinem internen Regelmechanismus, sozusagen meinem Kategorien-Sprachgefühl, habe ich dafür keine Struktur, es scheint mir ein weiteres Unikum zu sein. Ähnlichkeiten – auch semantische – hat es für mich mit nachgestellten Adjektiven nach dem Muster ‚Natur pur‘ oder ‚Stress total‘. Die Bedeutung von ‚eitel Gold‘ dürfte in der Nähe von ‚aus purem/lauterem Gold liegen‘. Da das Wort aber außer vielleicht in Märchentexten bezogen auf Konkreta mehr oder weniger außer Gebrauch geraten ist, haben sich zumindest bei mir keine Anwendungsregeln dafür gebildet. Was ich noch kenne, sind Schablonen wie die figurativen „es herrschte eitel Sonnenschein“ (bei uns würde man sagen ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘, eine nur vorgetäuschte , zumindest oberflächliche Harmonie) und - leicht ironisch und vielfach variiert – „eitel Freude und Wohlgefallen“ / „eitel Genugtuung“ / „eitel Freude und Einvernehmen“ usw. Eine Schweizer Radiosendung ist der Herkunft nachgegangen und geht auch auf den gemeinsamen Ursprung der beiden Bedeutungen ein ( https://www.srf.ch/sendungen/schnabelweid-briefkasten/eitel-freude-und-sonnenschein ), im Schweizerdeutschen scheint es als ein weiteres Wort in diesem Feld ‚lötig‘ / ‚lödig‘ zu geben. Auffällig ist der semantische Zusammenhang zwischen all diesen Wörtern, siehe auch https://www.openthesaurus.de/synonyme/edit/27513.
Was den Wortartstatus von ‚eitel‘ in diesen Verbindungen angeht, würde ich ähnlich wie bei ‚lauter‘ für ein Mischwesen aus Adverb/Fokuspartikel/Adjektiv plädieren (einen möglicherweise determinierenden Anteil ‚spüre‘ ich hier anders als bei ‚lauter‘ nicht, aber das könnte individuell sehr unterschiedlich sein) und diesem invariablen ‚eitel‘ einen eigenen Abschnitt spendieren. Man könnte auch fragen, ob es heute halb-erstarrt nicht überhaupt nur in Redewendungen oder redewendungsähnlichen Gebilden vorkommt, die sich aus der Bedeutung 3 ableiten.
Zu den anderen Fragen später, soweit ich dazu komme. Insbesondere die 101-Geschichte ist sehr verwickelt und kaum aufzudröseln. Dazu muss man sich mit dem ganzen Feld 'Deklination der Nominalphrasen' auseinandersetzen und versuchen, einen tieferen Einblick zu bekommen, das wäre eigentlich ein Forschungsauftrag. Es gibt einen recht guten Überblick über die vorhandenen Phänomene dazu bei Gallman, Kategoriell komplexe Wortformen, ist aber für mich zu teuer und ich weiß nicht, ob die Zahlwörter (bzw. Zahladjektive bzw. numeralen Determinanten und Pronomen) dort mit erfasst sind. Gruß --Rjoe (Diskussion) 09:29, 2. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Zu "eitel": Rjoe hat recht. Man kann es zur Not als Adjektiv auffassen: es gibt unflektierte Adjektive in attributiver Verwendung: "gut Freund", "auf gut Glück", besonders bei Substantiven, die Neutra sind. Gegen Adjektiv spricht: die Verwendung in "eitel Gold" unterscheidet sich morphologisch, syntaktisch und semantisch von den anderen, deklinierten Verwendungen. Für mich gerät es damit in die Klasse der Adverbien, deren Haupteigenschaft (Satzgliedfähigkeit) es aber nicht teilt. Ich würde es so ähnlich behandeln, wie das bei "lauter" geschehen ist.
"besonders": es gibt eine Reihe Adverbien, die durch das Suffix "-s" als solche erkennbar sind. "besonders" würde ich dazuzählen, wenn es nicht als Kurzform für "besonderes" zu verstehen ist. (Mit Ickler hatte ich schon so meine Schwierigkeiten.)
"hunderteins/hundertein": Für mich Zahlwörter und als solche Adjektive wie die meisten Zahlwörter. Es ist das gleiche Problem wie bei "eins/ein" als Zahlwort. Das Thema ist ziemlich ausführlich in "Duden. Richtiges und gutes Deutsch" (5. Aufl. 2001, Artikel "ein3, eins, hundert[und]ein[s]") nachzulesen.
Das alles ergibt sich aus dem von mir benutzten, relativ simplen, traditionellen WA-Modell (siehe oben). Man kann die Sache auch anders aufziehen, wesentlich "syntaktischer"; ich vermute, Rjoe wird so etwas liefern, falls er dazu kommt. Soweit das, was mir im Moment dazu einfällt. Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 11:22, 2. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Vielen Dank für eure Beteiligung. „"besonders": es gibt eine Reihe Adverbien, die durch das Suffix "-s" als solche erkennbar sind.“ – Daran habe ich in der Tat auch gedacht! Dr. Karl-Heinz Best, bei hundertein(s) ging es mir nicht um die Wortart, sondern darum, ob wir hundertein als deklinierte Form von hunderteins führen oder (analog zu besonders/besondere) von zwei unterschiedlichen Wörtern ausgehen sollen – eben hunderteins (indeklinabel) und hundertein. -- IvanP (Diskussion) 11:41, 2. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]
Ich würde "hunderteins" und "hundertein" als 2 versch. Zahlwörter behandeln, so wie das bei "eins" und "ein" hier auch geschehen ist. Die Verwendung/Distribution beider Wörter ist deutlich verschieden. Dr. Karl-Heinz Best (Diskussion) 17:54, 2. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]