Parandscha

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Parandscha (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f, m[Bearbeiten]

Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ die Parandscha der Parandscha die Parandschas
Genitiv der Parandscha des Parandschas der Parandschas
Dativ der Parandscha dem Parandscha den Parandschas
Akkusativ die Parandscha den Parandscha die Parandschas
[1] Historische Parandscha (Körperschleier) und Tschatschwan (Gesichtsschleier) in Samarkand, c. 2001

Anmerkung:

Sowohl der weibliche als auch der männliche Artikel sind in Gebrauch.

Alternative Schreibweisen:

Paranja, Parandsha

Worttrennung:

Pa·ran·dscha, Plural: Pa·ran·dschas

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] Traditioneller islamischer Körperschleier aus Mittelasien, von Frauen in Verbindung mit dem Tschatschwan getragen.

Herkunft:

Usbekisch paranja, sinngleich mit dem Tadschikischen faranchi; vielleicht von arabisch فرنجية‎, cf. russisch Паранджа. Zur genaueren Herkunft siehe e. g. N. P. Lobacheva, "On the History of the Paranja".[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Tschatschwan, Burka, Niqab

Oberbegriffe:

[1] Körperschleier, Schleier, Hidschab, Kleidungsstück

Beispiele:

[1] „Moslemisches Ehepaar, das sich 1928 in Taschkent von einer Standesbeamtin vermählen läßt: die Frau trägt den Tschatschwan (Gesichtsschleier) und die Parandscha (Körperschleier).“[2]
[1] „Zehntausende Mosleminnen im islamischen Turkestan, wie Mittelasien vor seiner Unterwerfung durch die Bolschewiki hieß, waren in den zwanziger Jahren dem Aufruf der Partei gefolgt: Unter den zürnenden Augen der Mullahs hatten sie das Symbol ihrer Unterdrückung verbrannt: den Parandscha - den bodenlangen Schleier mit dem Visier aus dichtem Roßhaar.“[3]
[1] „Vor hundert Jahren trugen manche jüdische Frauen auch noch die Parandscha, den schweren, bodenlangen Umhang ihrer muslimischen Nachbarinnen.“[4]
[1] „Der Paranja ist eine traditionelle Frauentracht, die besonders bei Usbeken und Tadschiken verbreitet war und aus einem bis zu den Füßen reichenden Umhang bestrand, der den Kopf und den gesamten Körper verhüllte. Dazu kam ein dicker Schleier aus Pferdehaaren, der das Gesicht bedeckte. [...] Als die Kommunisten an die Macht kamen, wurden die zentralasiatischen Frauen von der Paranja und dem Schleier befreit, ob sie wollten oder nicht.“[5]
[1] „1927 starteten die russischen Kommunisten eine große Kampagne (Hujum) zur Entschleierung der Frauen in den muslimischen Sowjetrepubliken Zentralasiens. Mit Tschatschwan (Pferdehaarschleier) und Parandscha (Ganzkörperumhang) waren die Usbekinnen damals komplett nach außen abgeschirmt – viel mehr noch als die benachbarten Kasachinnen.“[6]
[1] „Ich weiß zwar, daß die Frauen in Mittelasien bis 1917 und auch noch Jahre später die rechtlosesten Wesen unter der Sonne waren: Ihren Körper mußten sie im Parandsha, dem alles verhüllenden Mantel, ihr Gesicht hinter dem Tschatschwan – Pferdehaarschleier – verbergen; der Mann konnte sie nach Belieben – sofern er Geld hatte – kaufen, später verkaufen, töten ... Aber heute?!“[7]
[1] „Du aber bist du aber fließt hinter den Mauern den Duwalen der Parandsha hinter den härenen undurchdringlichen Netzen des erstickenden Tschatschwans Tochter du mein Strom meine Tattabubu meine Turkmenin!“[8]

Übersetzungen[Bearbeiten]

Quellen:

  1. N. P. Lobacheva: On the History of the Paranja. In: Anthropology & archeology of Eurasia: a journal of translations. Vol. 36, Nummer 2, Routledge, Taylor & Francis, Abingdon, Oxon 1997, ISSN 1061-1959, Seite 63–90
  2. Bildunterschrift in: Cordt Schnibben: Ich, Scharofat Rassulwa. SPIEGEL-Reporter Cordt Schnibben unterwegs in Gusland: Drei Frauen aus Samarkand. In: Der SPIEGEL. Nummer 21/1992, Hamburg 1992, ISSN 0038-7452, Seite 171
  3. Birgit Schwarz: Das rollende Matriarchat. In: Der SPIEGEL. Nummer 36/1995, Hamburg 1995, ISSN 0038-7452, Seite 149 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9219015.html)
  4. Elena Jerzdeva, Jutta Sommerbauer: Zeit zu bleiben. In: Jüdische Allgemeine. 20. November 2008, ISSN 1618-9698 (http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/1874)
  5. Erika Fatland: Sowjetistan. Eine Reise durch Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan. Suhrkamp, 2017 (übersetzt von Ulrich Sonnenberg), ISBN 978-3-518-46762-6, Seite 412
  6. Bettina Seipp: Hier balgen sich Reiter um eine kopflose Ziege. In: Die Welt. 15. April 2017, ISSN 0173-8437 (https://www.welt.de/reise/Fern/article163657730/Hier-balgen-sich-Reiter-um-eine-kopflose-Ziege.html)
  7. Landolf Scherzer: Samarkand oder Ungewöhnliche Erkundung einer Stadt. In: Nahaufnahmen. Greifenverlag, Rudolfstadt 1977 (http://www.tethys.caoss.org/samarkand-oder-ungewohnliche-erkundung-einer-stadt/)
  8. Timur Sulfikarow: Tattabubu. Советский писатель, 1984 (Originaltitel: Таттабубу, übersetzt von Hannelore Georgi)