Hilfe:Rechtschreibreform/Deutsch/1901

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Im Folgenden werden die Neuerungen der Orthographischen Konferenz von 1901 (auch II. Orthographische Konferenz) aufgelistet und die nötige Formatierung erklärt.

Formatierung[Bearbeiten]

Im Eintrag eines durch diese Reform veralteten Wortes wird dieses durch die, unter die Überschrift eingefügte, Vorlage {{Alte Schreibweise}} gekennzeichnet. Am Beispiel "Medicin" (Zeitpunkt der Reform muss nicht korrekt sein!):


== Medicin ({{Sprache|Deutsch}}) ==
{{Alte Schreibweise|Medizin|Reform 1901}}


Im Eintrag der heutzutage gültigen Form wird mit (Beispiel "Medizin", Zeitpunkt der Reform muss nicht korrekt sein!):


{{Veraltete Schreibweisen}}
:''bis 1901:'' [[Medicin]]


auf die veraltete Form hingewiesen.

Neuerungen[Bearbeiten]

  • In heimischen Wörtern sollte das h nach t grundsätzlich fallen (Tal, Tür statt Thal, Thür). In Fremdwörtern wie Thron und Theater sowie germanischen Begriffen wie Thing und Thor wurde die th-Schreibung beibehalten.
  • Auslautendes ß in Wörtern auf -niß wurde zu -nis wie in Geheimnis, da diese Silbe nicht betont wird. Die bereits 20 Jahre zuvor beschlossene Änderung wurde somit bestätigt.
  • Fremdwörter sollten konsequenter in das deutsche Schriftsystem integriert werden. Dies führte jedoch nicht zu einer weitgehenden Ersetzung von c durch k oder z, sondern vielmehr konnten Tausende von Fremdwörtern auf zwei Arten geschrieben werden. (z. B. Accent neben Akzent, central neben zentral, social neben sozial.). Bei vielen anderen Fremdwörtern waren ebenfalls zwei Schreibweisen möglich (z. B. Shawl neben Schal, Guitarre neben Gitarre, Liqueur neben Likör). In einigen Fällen waren sogar drei Schreibweisen möglich (z. B. Compagnie neben Kompagnie und Kompanie, detto neben ditto und dito, desinficieren neben desinfizieren und deſinfizieren). Einzelne Fremdwörter konnten sogar auf vier Arten geschrieben werden (z. B. Baccheus neben Bacchius, Bakcheus und Bakchius). In einzelnen Fällen wurde eine einheitliche Schreibweise festgelegt (z. B. Redakteur statt Redacteur, Literatur statt Litteratur, Droge statt Drogue).
  • Fremdwörter auf -iren sollten einheitlich mit -ieren geschrieben werden (z. B. regieren, addieren). Dadurch wurde eine weitere, etwa 20 Jahre lang in der Schule gelehrte Änderung bestätigt.
  • Beim c in deutschen Ortsnamen war man ebenfalls nicht konsequent; einerseits einigte man sich auf Kassel statt Cassel, Köln statt Cöln und Köthen statt Cöthen, andererseits blieb man bei den Schreibweisen Coburg, Cottbus usw., obwohl auch für diese Städte eine Schreibung mit K schon recht verbreitet war, noch heute abzulesen an Berliner Straßennamen wie Kottbusser Damm.
  • Regelungen auf Basis des phonetischen Prinzips (d. h. Anpassung der Rechtschreibung an die Aussprache) wurden außer bei der Schreibung von Fremdwörtern kaum umgesetzt. (z. B. Epheu wurde zu Efeu.)
  • In vielen Fällen wurden Doppelschreibungen zugelassen (vgl. oben, außerdem z. B. Brennessel neben Brennnessel, Morgens neben morgens, Britte neben Brite, Beete neben Bete, Sahlweide neben Salweide, mit nichten neben mitnichten, teigicht neben teigig). Bei auf -ie und -ee endenden Wörtern gab es im Plural zwei mögliche Schreibweisen (z. B. Monarchieen neben Monarchien, Alleeen neben Alleen). (Erst in den folgenden Jahren wurde die Zulassung mehrerer Schreibungen eingeschränkt, nicht zuletzt auch durch die Zusammenfassung des allgemeinen Dudens mit dem Buchdruckerduden 1915, den Konrad Duden 1903 erstmals veröffentlicht hatte.)
  • Bezüglich der Worttrennung am Zeilenende wurde festgelegt, dass pf und dt immer, st (in den Fällen, in denen nach den Regeln des Fraktursatzes ein langes s gesetzt wird) jedoch nie getrennt werden dürfen (z. B. kämp-fen, Verwand-te, lu-stig). Vorher durfte dt nicht getrennt werden, während pf und st nur getrennt werden durften, wenn ihnen ein Vokalbuchstabe voranging (z. B. trop-fen, aber käm-pfen; Verwan-dte; lus-tig, aber dur-stig). Eine aus einem einzelnen Buchstaben bestehende Silbe sollte besser nicht abgetrennt werden, jedoch war dies nicht verboten.
  • Ein weiterer Punkt waren Veränderungen, die die Verteilung von rundem und langem s betrafen.
  • Auf weitergehende Neuerungen, wie sie bei der gescheiterten Ersten Orthographischen Konferenz geplant waren, wurde verzichtet, um das gewohnte Schriftbild nicht zu sehr zu verändern. Zudem befürchteten die Konferenzteilnehmer, dass einzelne Landesregierungen nicht zustimmen würden. Daher wurde z. B. auf die Einführung der Heyseschen s-Schreibung verzichtet und die Adelungsche s-Schreibung beibehalten. Österreich opferte „im Interesse der Einheitlichkeit“ die eigene Regelung.

Weblinks[Bearbeiten]

Wikipedia-Artikel „Orthographische Konferenz von 1901