Diskussion:Industrie

Seiteninhalte werden in anderen Sprachen nicht unterstützt.
Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Neuere Bedeutung fehlt[Bearbeiten]

Die Aufzählung aller möglichen wirtschaftlichen Betätigungsfelder als Unterbegriffe, in denen im industriellen Stil gearbeitet wird (Automatisierung, hohe Stückzahlen, Standardisierung), ist erschlagend, aber beileibe nicht erschöpfend. Da könnte ein Hinweis hilfreicher sein, dass '-industrie' sich als Wortbildungselement praktisch beliebig mit Produktbezeichnungen (auch: Vorprodukte, Rohstoffe...) kombinieren lässt und dann einfach den entsprechenden Wirtschaftszweig bezeichnet.

Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Industrie#Abgrenzungen) weist darauf hin, dass der Begriff halb-übertragen auf Sektoren angewendet wird, auf die er eigentlich nicht passt, und nennt die Zusammensetzungen Tourismus-, Musik-, Unterhaltungs-, Finanz- und Softwareindustrie. Wikipedia vermutet (ich finde: richtigerweise), dass diese Zusammensetzungen mit einer Negativbewertung im Sinne von (verkürzt ausgedrückt) 'billiger Massenproduktion' einhergehen.

Diese Abkopplung von der Ursprungsbedeutung ist inzwischen weiter vorangeschritten. Wenn Dobrindt von einer 'Anti-Abschiebe-Industrie' spricht (Frühjahr/Frühsommer 2018), wird das sofort verstanden als 'massenhafte Durchsetzung einer gerichtlichen Überprüfung von abgelehnten Asylanträgen' durch entsprechend aktive Unterstützergruppen und Anwälte. Man kannte den Mechanismus dieser Kombination bereits vom Wort 'Abmahn-Industrie'. Auch da geht es um massenhafte, standardisierte anwaltliche Aktivität, dort allerdings in der vordergründingen Absicht der Generierung von Einnahmen durch Anwaltsgebühren. Die Neuprägung einer 'Anti-Abschiebe-Industrie' bedient sich dieses Musters in der Absicht, den Bereich der Unterstützung von Flüchtlingen beim Kampf um ein Bleiberecht in Deutschland moralisch zu diskreditieren. Die politische und öffentliche Aufarbeitung des Skandals angeblich massenhaft zu Unrecht ergangener Asyl-Anerkennungen in Bremen passt wunderbar dazu: Auch hier wird den beteiligten Bamf-Mitarbeitern (massenhaft) Bestechlichkeit unterstellt. Was sich davon bewahrheiten wird, bleibt abzuwarten.

Derartige ideologische Einsatzmöglichkeiten von ursprünglich völlig unverdächtigen Wörtern sind natürlich hochinteressant und wären in einem Wörterbuch zumindest eine Fußnote wert. (vorstehender nicht signierter Diskussions-Beitrag stammt von RjoeDiskussionBeiträge ° --09:13, 28. Mai 2018‎(MESZ))

(@Peter Gröbner: Danke fürs Nachtragen der Herkunft, bin sehr müde und unkonzentriert, sorry.) --Rjoe (Diskussion) 09:23, 28. Mai 2018 (MESZ)[Beantworten]