Diskussion:Derivation

Seiteninhalte werden in anderen Sprachen nicht unterstützt.
Abschnitt hinzufügen
Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Diskussionsbeitrag[Bearbeiten]

"(Prozess und Ergebnis der) Bildung neuer Wörter mit Hilfe grammatischer Morpheme (mit Ausnahme der Flexionsmorpheme)"

Das stimmt so nicht. Derivation ist die Bildung neuer Lexeme mit gebundenen Morphemen. Nicht ausschließlich grammatischen. Schauen wir uns das Beispiel an: Un-wort ist eine Zusammensetzung eines gebundenen lexikalischen Morphems (un) und einem freien lexikalischen Morphems (wort). Wo soll da ein grammatisches Morphem sein? Kampy 14:20, 25. Aug 2007 (CEST)

Hallo, Kampy! "Un-" ist kein lexikalisches, sondern ein grammatisches Morphem. "Unwort" ist eine Ableitung und kein Kompositum. Deutlicher wird es bei "er-", "ver-", "-lich", "-sam" und vielen anderen Morphemen, die himmelweit entfernt davon sind, eine lexikalische Bedeutung zu tragen. Kurz: Ableitungsmorpheme sind grammatische Morpheme (nicht nur die Flexionsmorpheme). Listen von Ableitungsmorphemen stehen z.B. in Fleischer/ Barz, Wortbildung der dt. Gegenwartssprache.

Du stützt Dich evt. auf die Ausführungen in den Lexika von Bußmann oder Glück (oder ähnlichen); die Definitionen dort sind unvollständig. "Videothek" besteht z.B. aus dem freien Morphem "Video" (kommt frei vor) und dem gebundenen Morphem "-thek" (kommt nie frei vor; hat nichts mit "(die) Theke" zu tun). Das müsste dann eine Ableitung sein, ist aber ein Kompositum.

Eine Derivation ist ein Wort, das durch Einsetzen eines gebundenen grammatischen Morphems (Derivatems) abgeleitet wird. Mit gebundenen lexikalischen Morphemen kann man nicht ableiten.

Meine Korrektur war vollkommen zutreffend. Ich will jetzt aber nicht in einen revert-Krieg eintreten. Grüß Dich. Dr. Karl-Heinz Best 22:04, 25. Aug 2007 (CEST)


Nachtrag: Fleischer & Barz, Wortbildung der dt. Gegenwartssprache, 2. Auflage 1995. S. 202f. enthält ein Kapitel "Das Präfix un-". Präfixe sind, wie alle Affixe, gebundene grammatische Morpheme, keine lexikalischen. Ähnliche Auskünfte wirst Du auch in anderen Handbüchern finden, die sich mit Wortbildung befassen. Es wäre gut, Du würdest Dich entsprechend informieren, bevor Du Dich dazu entschließt, meinen revert, den ich jetzt doch mache, rückgängig machst. Dr. Karl-Heinz Best 11:08, 26. Aug 2007 (CEST)


Okay, ich habe das mal im Internet nachgelesen und alle Informationen, die ich gefunden habe, stützen Ihre Definition. Zu meiner Verteidigung muss ich jedoch anführen, dass das Buch zur Einführung in die Sprachwissenschaft, das wir an unserer Uni benutzen, eine total falsche Definition gibt. Laut Kortmann ist ein Derivationsaffix = gebundenes lexikalisches Morphem und ein Flexionsaffix = gebundenes grammatisches Morphem. Ich glaube jetzt muss ich einige Sachen korrigieren, die ich in meinen Beiträgen geschrieben habe. Ich hatte gewissenhaft diese Definitionen gelernt. Kampy 11:34, 26. Aug 2007 (CEST)

Hallo, Kampy! Ich habe bemerkt, dass Du Dich einarbeitest, aber mehrfach etwas abweichende Ideen vertrittst. Das Problem in der Linguistik ist, dass es immer wieder Definitionen gibt, mit denen einzelne von der Auffassung der großen Mehrheit abweichen. Wir müssen uns hier aber doch stärker nach der überwiegenden Auffassung richten; für eine Darstellung aller abweichenden Vorstellungen ist kein Platz. Also meine Bitte: Schau wenigstens in eines der gängigen Wörterbücher, wenn Du etwas in Wictionary setzt; da informieren sich die meisten Linguisten. Kortmann hat das Recht, anderer Auffassung zu sein; Frage ist nur, wie sinnvoll es ist, gängige Terminologie umzutaufen. Manchmal ist es notwendig, oft aber auch nicht. Grüß Dich. Dr. Karl-Heinz Best 11:47, 26. Aug 2007 (CEST)

Natürlich hat jeder das Recht seine eigene Definition zu vertreten ^^" aber um ehrlich zu sein, hatte ich von einem diesem Buch als quasi Pflichtlektüre erwartet, dass es bei solch grundlegenden Begriffen, die allgemeine Definition gibt. Können Sie mir helfen ein paar Sachen zu korrigieren - also wenn Derivationsaffixe keine gebundenen lexikalischen Morpheme sind - und Komposition aus freien Lexemen besteht, was genau ist denn dann ein gebundenes lexikalisches Morphem? (also mir fallen da nur unikale Morpheme ein) Kampy 11:56, 26. Aug 2007 (CEST)

Hallo, Kampy! Ich duze Dich hier, wie das hier so üblich ist; Du darfst das auch, wenn Du möchtest.

Zu Deinen Fragen:

Als gebundene lexikalische Morpheme werden von vielen Linguisten sämtliche Verbstämme aufgefasst: "spiel-", "lauf-" etc. Warum? Weil sie allein ohne weitere grammatische Morpheme nicht verwendet werden können. (Man nimmt dann an, dass im Imperativ immer ein realisiertes Allomorph oder wenigstens ein Nullallomorph steckt: "Geh-e" oder "geh-O". Es gibt ein Imperativmorphem mit mehreren Allomorphen.)

Gebundene lexikalische Morpheme sind weiterhin - ganz richtig - unikale Morpheme.

Außerdem: viele Morpheme, die aus Fremdwörtern stammen und lexikalischen Gehalt haben: "-thek", "bibli(o)-", "log-", "-phil"; man kann diese Elemente nicht als Affixe auffassen, da sie eine lexikalische Bedeutung haben. "-thek" z.B. hat immer etwas mit einem Aufbewahrungsort zu tun, in dem etwas gesammelt, ausgeliehen, bereitgehalten, verkauft... wird. Ableitungsmorpheme haben eine solche Bedeutung nicht. Sie bewirken oft nicht viel mehr als die Wortartänderung oder auch die Wortartspezifizierung. Bei "-sam" als letztem Segment (evt. vor einem Flexiv) weiß man: es ist ein Adjektiv.

Das sind die drei Typen gebundener lexikalischer Morpheme, die mir jetzt einfallen. Noch was muss korrigiert werden: Für mich sind Komposita nicht nur aus freien lexikalischen Morphemen zusammengesetzt; es können auch gebundene lexikalische Morpheme sein. Für mich ist "Brombeere" ein Kompositum; eine Ableitung kann es nicht sein. "Brom-" ist kein Derivatem. Für mich sind auch Wörter wie "Bibliothek", "Philologe", "Philosophie" Komposita, auch wenn sie überhaupt kein freies lexikalisches Morphem enthalten. Ich meine mich auch an einen Terminus wie "Konfixkompositum" für solche Fälle zu erinnern, kann ihn im Moment aber nicht nachweisen. "Konfix" ist ein sehr unglücklicher Ausdruck; es sind ja gerade keine Affixe mit rein grammatischer Funktion. Aber davon abgesehen, trifft der Begriff Konfixkompositum die Sache.

Ich kann Dir gerne von Fall zu Fall helfen; Du musst nur fragen. Ich weiß aber nicht, wie ich Deine edits systematisch verfolgen kann. Wenn Du willst, kannst Du Dich auch per Mail (findest Du leicht über meine Benutzerseite) oder über meine Diskussionsseite melden. Grüß Dich. Dr. Karl-Heinz Best 12:59, 26. Aug 2007 (CEST)

Vielen Dank für die Erklärung. Ich werde jetzt in die UniBib gehen und ein paar weitere Bücher zum Thema Morphologie durchblättern. Für mich ist das eine Katastrophe, jetzt wo ich quasi die ganzen Kortmann Definitionen gelernt habe, festzustellen, dass es sich total von dem unterscheidet, was der Rest der Welt so definiert hat. Vorallem da ich in einier Zeit eine wichtige Prüfung zu dem Thema habe >.<" Kampy 13:49, 26. Aug 2007 (CEST)