ösen

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ösen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich öse
du öst
er, sie, es öst
Präteritum ich öste
Konjunktiv II ich öste
Imperativ Singular ös!
öse!
Plural öst!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geöst haben
Alle weiteren Formen: Flexion:ösen

Worttrennung:

ösen, Präteritum: ös·te, Partizip II: ge·öst

Aussprache:

IPA: [ˈøːzn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild ösen (Info)
Reime: -øːzn̩

Bedeutungen:

[1] norddeutsch; seemannssprachlich: Wasser, das in ein offenes Wasserfahrzeug (Boot, Kahn oder dergleichen) eingedrungen ist, mit einem Gefäß herausschöpfen; ein mit Wasser volllaufendes oder vollgelaufenes offenes Wasserfahrzeug leer schöpfen

Herkunft:

Bei dem Wort handelt es sich um eine Entlehnung des 13. Jahrhunderts[1] aus mittelniederdeutschem osen → gml (vergleiche das mittelhochdeutsche schwache Verb œsen → gmh / ôsen → gmhleer machen, ausschöpfen; frei machen, lösen[2] und althochdeutsches ōsjan → goh / ōsan → goh),[3][4] einer sekundären Verbalbildung zum altnordischen starken Verb ausa → nongießen, schöpfen‘, das verwandt ist mit lateinischem haurīre → lagießen‘.[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1] seemannssprachlich: lenzen

Oberbegriffe:

[1] ausschöpfen

Unterbegriffe:

[1] ausösen, erösen

Beispiele:

[1] „Ich öste das Wasser aus dem Boot; im Dingi sind ja eine Menge Ausrüstungsgegenstände, darunter auch ein Ösfaß, das ist ein Metallring mit einem schüsselartigen Gummituch.“[5]

Sprichwörter:

[1] wenn das Wasser über die Körbe geht, soll man das Schiff ösen[6]

Wortbildungen:

Ösfass, Ösfatt

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „ösen
[1] Duden online „ösen
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „ösen
[1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Ösen“ (Wörterbuchnetz), „Ösen“ (Zeno.org)
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 6. Band Lein–Peko, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04793-3, DNB 965409120, Stichwort »ösen«, Seite 2823.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »ösen«, Seite 671.
  2. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „œsen, ôsen
  3. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 6. Band Lein–Peko, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04793-3, DNB 965409120, Stichwort »ösen«, Seite .
  4. Duden online „ösen
  5. Wolfgang Engelmann: „KOPF HOCH, BEINE ANGEWINKELT“. Absturz-Bericht des Starfighter-Piloten Oberleutnant zur See Wolfgang Engelmann. In: DER SPIEGEL. Nummer 44, 24. Oktober 1966, ISSN 0038-7452, Seite 44 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 1. Oktober 2017).
  6. Die deutſchen Volksbücher. Geſammelt und in ihrer urſprünglichen Echtheit wiederhergeſtellt von Karl Simrock. Fünfter Band: Deutſche Sprichwörter, Druck und verlag von Heinr. Ludw. Brönner, Frankfurt am Main 1846, Stichpunkt »11234. Wenn das Waßer über die Körbe geht, ſoll man das Schiff öſen«, Seite 533 (Zitiert nach Internet Archive).

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich öse
du öst
er, sie, es öst
Präteritum ich öste
Konjunktiv II ich öste
Imperativ Singular ös!
öse!
Plural öst!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geöst haben
Alle weiteren Formen: Flexion:ösen

Worttrennung:

ösen, Präteritum: ös·te, Partizip II: ge·öst

Aussprache:

IPA: [ˈøːzn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild ösen (Info)
Reime: -øːzn̩

Bedeutungen:

[1] (etwas) mit Ösen versehen

Herkunft:

Ableitung (Denominativ) eines Verbs zum Substantiv Öse mit obligatorischer Verbendung -(e)n

Oberbegriffe:

[1] versehen

Beispiele:

[1] „Derzeit werden die abgegebenen Transparente von zwei Dreier-Teams geöst und vermessen. ‚Pro hundert Meter brauchen wir zum Ösen rund eine halbe Stunde. Und an die dreizehn Kilometer werden die Transparente, die wir bis jetzt erhalten haben, schon ausmachen‘, schildert Tuscher.“[1]
[1] „Was früher ein Fahrrad war, ist heute ein ‚Country von Peugeot mit profiliertem Drop-Shape-Unterrohr und Rapid-Fire-Schaltgriffen sowie geösten Aluminium-Hohlkammerfelgen‘.“[2]
[1] „Echte Könner haben das DIN A3 große Original mit der kleinen Böblinger Welt samt Stadtkirche, Christopherusbrunnen, Kongress- und Wandelhalle auf 440 Quadratmeter Netzgittergewebe gedruckt. Randverstärkt, geöst und festgezurrt soll es allen Winterstürmen trotzen und die Böblinger bis zum eigentlichen Festakt vertrösten.“[3]
[1] „Das Motiv wurde auf mehreren PVC-Bahnen bedruckt. Diese wurden verschweißt, gesäumt, geöst und schließlich aufgehängt.“[4]
[1] „‚7 Euro Gebühren soll ich der BVG zahlen, weil mein Passfoto auf meinem Fahrausweis nicht gelocht war‘, beschwerte sich der Arbeitslose. Unverständlich, da er schon mehrere Male das Ticket vorgelegt hatte. […] Auch auf Nachfrage beharrte die BVG: ‚Das Berlin-Ticket S ist nur gültig, wenn durch eine unternehmenseigene personenbediente Verkaufsstelle der S-Bahn GmbH oder der BVG das Lichtbild aufgebracht (geöst) wurde.‘“[5]
[1] „Und es werden Seile und Schlaufhalterungen verarbeitet, in Meter-Abständen. Schliesslich wird eine Seite zusätzlich geöst – «falls die Fahne irgendwann vertikal aufgehängt wird», sagt Höhener.“[6]
[1] „Da in ihrer Abteilung beim Kopieren und Faxen täglich bis zu 2000 Seiten gedruckt, geöst und sortiert werden, führte sie die Probleme auf den Laserdrucker zurück, mit dem sie arbeitete.“[7]
[1] „580 Abzeichen wurden aus Leder ausgestanzt, gelocht, geöst und Lettern eingebrannt.“[8]
[1] „Das ausgestellte Typar diente dazu, Briefe mit Wachs zu verschließen und Urkunden zu beglaubigen. Es misst 26 Millimeter im Durchmesser und hat einen kleinen geösten Tragegriff auf der Rückseite.“[9]
[1] „Sowohl dem Stadtkämmerer Wolfgang Heinrich als auch dem BGK-Geschäftsführer Dietmar Canis ist natürlich nicht entgangen, dass die neue Taktung in Fünfzig-Cent-Halbstundenschritten bei vielen Bürgern zu deutlichem Unmut geführt hat. […] ‚Wir haben alle Gesichtspunkte erörtert - was hakt, öst und kantet‘, so Kämmerer Heinrich.“[10]

Übersetzungen[Bearbeiten]

Quellen:

  1. Bettina Kuzmicki: Die Jugendlichen laden zur friedlichen Demonstration. In: Kleine Zeitung. 5. Juli 1998.
  2. Das Tier mit den zwei Reifen. In: Süddeutsche Zeitung. 3. August 2000, ISSN 0174-4917, Seite 17.
  3. Fazzinos Idylle von Böblingen. In: Stuttgarter Zeitung. 21. Dezember 2002, Seite 28.
  4. Der Computer hat den Pinsel abgelöst. In: Tiroler Tageszeitung. 21. September 2004, Seite 18.
  5. Wehe, das Foto ist ungelocht. In: Berliner Kurier. Nummer 153, 8. Juni 2007, Seite 16.
  6. Regula Weik: 120 × 120 Meter Schweiz. In: St. Galler Tagblatt. Nummer 152, 3. Juli 2009, Seite 48.
  7. Streit um Toner-Allergie vor dem Arbeitsgericht. In: Rheinische Post. 25. Juli 2013 (Ausgabe Mönchengladbach).
  8. Die Abzeichen sind schon fertig. In: Südkurier. 19. Dezember 2014, Seite 22.
  9. Zahlreiche Bezüge zur Nassauer Heimat. In: Rhein-Zeitung. 7. August 2015, Seite 14.
  10. Robert Neuber: Diskutieren jetzt, ändern später. In: Allgemeine Zeitung. 22. April 2016, Seite 18 (Ausgabe Alzey).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: bösen, dösen, lösen, Mösen