wegleugnen

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

wegleugnen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich leugne weg
du leugnest weg
er, sie, es leugnet weg
Präteritum ich leugnete weg
Konjunktiv II ich leugnete weg
Imperativ Singular leugne weg!
Plural leugnet weg!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
weggeleugnet haben
Alle weiteren Formen: Flexion:wegleugnen

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

wegläugnen

Worttrennung:

weg·leug·nen, Präteritum: leug·ne·te weg, Partizip II: weg·ge·leug·net

Aussprache:

IPA: [ˈvɛkˌlɔɪ̯ɡnən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild wegleugnen (Info)

Bedeutungen:

[1] transitiv; umgangssprachlich: (etwas, eine Sache) durch Leugnen bereinigen, endgültig beseitigen

Herkunft:

Ableitung (Privativum) eines Partikelverbs zum Verb leugnen mit der Partikel (Ableitungsmorphem) weg-

Sinnverwandte Wörter:

[1] ableugnen, abstreiten, leugnen, verneinen, zurückweisen
[1] gehoben: sich verwahren
[1] bildungssprachlich: desavouieren, negieren
[1] veraltend: abschwören
[1] papierdeutsch: in Abrede stellen

Beispiele:

[1] „Die erſten Grundſaͤtze werden weggeleugnet, und aller Streit hat ein Ende.“[1]
[1] „Dennoch kann man den Vertheidigern der Reinigkeit der Abſicht in gegebenen Beyſpielen es mehrentheils anſehen, daß ſie ihr da, wo ſie die Vermuthung der Rechtſchaffenheit fuͤr ſich hat, auch den mindeſten Fleck gerne abwiſchen moͤchten, aus dem Bewegungsgrunde, damit nicht, wenn allen Beyſpielen ihre Wahrhaftigkeit geſtritten und aller menſchlichen Tugend die Lauterkeit weggeleugnet wuͤrde, dieſe nicht endlich gar fuͤr ein bloßes Hirngeſpinſt gehalten, und ſo alle Beſtrebung zu derſelben als eitles Geziere und truͤglicher Eigenduͤnkel geringſchaͤtzig gemacht werde.“[2]
[1] „Zweitens der Versuch, die Widersprüche des kapitalistischen Produktionsprozesses wegzuleugnen, indem man die Verhältnisse seiner Produktionsagenten in die einfachen Beziehungen auflöst, die aus der Waarencirculation entspringen.“[3]
[1] „Wollte Duboc beweiſen, daß das Uebel nur ein nothwendiges Moment des Werdens im Weltproceſſe, ſo Dühring, daß das Böſe, deſſen Vorhandenſein natürlich nicht weggeleugnet werden kann, etwas iſt, das im Grunde der Dinge eigentlich nicht beabſichtigt.“[4]
[1] „Aber es war längſt der Tag gekommen, da die doppelſeitige Lungenentzündung nicht mehr wegzuleugnen geweſen war.“[5]
[1] „Eine gewisse Bodenständigkeit können Sie auch nicht wegleugnen, ohne die kommen wir nicht voran!“[6]
[1] „Das ist nicht nur für meine Umgebung, sondern auch für mich sehr unangenehm und traurig, aber ich verdanke meinen Prinzipien alles, was ich bin, und niemand darf verlangen, daß ich mich vom Erdboden wegleugne, niemand, auch Du nicht, mein geliebter Neffe, wenn auch Du gerade der erste in der Reihe wärest, wenn es mir einmal einfallen sollte, jenen allgemeinen Angriff gegen mich zuzulassen.“[7]
[1] „Das Hotel zum Reichen Mann ist allerorten von Guten bewohnt; das viele Schlechte aber, Hunger, Slums, Gefängnisse, das die herrschende Gesellschaft nicht abschaffen und nicht einmal wegleugnen kann, wird zweckgemäß auf die sittlich Schlechten verteilt.“[8]
[1] „Einerseits gestaltet der Amtsinhaber also die Wirklichkeit, andererseits leugnet er sie weg; und dies mit um so größerer Natürlichkeit, Selbstverständlichkeit und - in den Augen seiner Wähler - mit um so größerer Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit, als er das Opfer der gleichen Neurosen ist wie seine Wähler.“[9]
[1] „‚Die Einstellung einiger Spieler stimmt nicht mehr! Deshalb werden sich Präsident Stadlbauer, Trainer Trafella und ich morgen treffen, um Maßnahmen gegen einige Problemspieler zu beschließen‘, leugnet Obmann Dopf die Krise gar nicht weg.[10]
[1] „ Es gibt so viele Kinderhöllen um uns (als Psychoanalytiker weiß man das), und durch unsere rationale Idealisierung leugnen wir sie weg, auch wenn sie nebenan bestehen.“[11]
[1] „Während die Rechte Tatsachen erfindet, leugnet die Linke tatsächliche Tatsachen einfach weg.[12]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] etwas ist nicht wegzuleugnen; eine Sache, Tatsache lässt sich nicht wegleugnen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wegleugnen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „wegleugnen
[1] The Free Dictionary „wegleugnen
[1] Duden online „wegleugnen
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „wegleugnen“ auf wissen.de
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „wegleugnen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwegleugnen
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »wegleugnen«, Seite 1994.

Quellen:

  1. Moſes Mendelsſohn: Jeruſalem oder uͤber religioͤſe Macht und Judenthum. 1. Auflage. [Maurer], Berlin 1783, Zweiter Abſchnitt, Seite ( 12 ) (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  2. Immanuel Kant: Critik der practiſchen Vernunft. 1. Auflage. [B]ey Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1788, Seite 274 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  3. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. 1. Auflage. Erster Band. Buch Ⅰ: Der Produktionsprocess des Kapitals., Verlag von Otto Meissner, Hamburg 1867, Seite 74, Fußnote 57 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  4. Dr. H[elene von]. Druskowitz: Moderne Verſuche eines Religionserſatzes. Ein philoſophiſcher Eſſay. Georg Weiß, Heidelberg 1886, Seite 70 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  5. Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman. Zweiundvierzigſte Auflage. Zweiter Band, S. Fiſcher Verlag, Berlin 1908, Seite 252 (Zitiert nach Internet Archive).
  6. Kaspar Hauser: Die Phrasendrescher. In: Berliner Illustrirte Zeitung. Nummer 44, 30. Oktober 1927, [ISSN 0177-610X], Seite 1749.
  7. Franz Kafka: Amerika. Roman. [1927]. In: Max Brod (Herausgeber): Gesammelte Schriften. 3. Auflage. Band Ⅱ, Schocken Books, New York 1946, Seite 95 (Zitiert nach Google Books; Copyright 1935 Schocken Verlag, Berlin).
  8. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Band 1, Aufbau-Verlag, Berlin 1954, Seite 472.
  9. Guy Kirsch, Klaus Mackscheidt: Der Amtsinhaber. In: DER SPIEGEL. Nummer 16, 14. April 1986, ISSN 0038-7452, Seite 38 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 1. Oktober 2017).
  10. Fünf Punkte aus den letzten 12 Runden. In: Neue Kronen-Zeitung. 22. April 1995, Seite 52.
  11. Dipl. Psychiater Richard Marx: Leserbrief: Einfühlen in Höllenqualen. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 234, 12. Oktober 1998, ISSN 0174-4917, Seite 13.
  12. Eduard Gugenberger: Post an den Falter. In: Falter. 21. September 2016, Seite 4.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 2: verleugnen, weglugen
Levenshtein-Abstand von 3: weglogen, weglögen, weglügen