lebender Briefkasten

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

lebender Briefkasten (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m, Wortverbindung, adjektivische Deklination[Bearbeiten]

starke Deklination ohne Artikel
Singular Plural
Nominativ lebender Briefkasten lebende Briefkästen
Genitiv lebenden Briefkastens lebender Briefkästen
Dativ lebendem Briefkasten lebenden Briefkästen
Akkusativ lebenden Briefkasten lebende Briefkästen
schwache Deklination mit bestimmtem Artikel
Singular Plural
Nominativ der lebende Briefkasten die lebenden Briefkästen
Genitiv des lebenden Briefkastens der lebenden Briefkästen
Dativ dem lebenden Briefkasten den lebenden Briefkästen
Akkusativ den lebenden Briefkasten die lebenden Briefkästen
gemischte Deklination (mit Possessivpronomen, »kein«, …)
Singular Plural
Nominativ ein lebender Briefkasten keine lebenden Briefkästen
Genitiv eines lebenden Briefkastens keiner lebenden Briefkästen
Dativ einem lebenden Briefkasten keinen lebenden Briefkästen
Akkusativ einen lebenden Briefkasten keine lebenden Briefkästen

Worttrennung:

le·ben·der Brief·kas·ten, Plural: le·ben·de Brief·käs·ten

Aussprache:

IPA: [ˌleːbn̩dɐ ˈbʁiːfˌkastn̩], [ˌleːbm̩dɐ ˈbʁiːfˌkastn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild lebender Briefkasten (Info)

Bedeutungen:

[1] sondersprachlich (Jargon etlicher Geheim- und Nachrichtendienste); umgangssprachlich selten[1]: eine oder mehrere „wohnhafte Personen […], die ohne Kenntnis des tatsächlichen Charakters dieser Tätigkeit von Geheimdienstmitarbeitern und Agenten zur zeitweiligen Aufbewahrung von Nachrichten oder Gegenständen mißbraucht w[e]rden“[2]; eine oder mehrere Personen, die zeitweilig (zumeist unwissentlich) als Übermittler von Nachrichten oder Gegenständen zwischen einem Geheim- oder Nachrichtendienst und seinen Agenten fungieren

Abkürzungen:

[1] LBK[2]

Herkunft:

  • strukturell:
Deckwort aus dem Adjektiv lebend und dem Substantiv Briefkasten
Der Begriff „[dürfte] einer internationalen ‚lingua securitatis‘ entstammen“.[3]

Gegenwörter:

[1] toter Briefkasten

Oberbegriffe:

[1] Mensch, Person

Beispiele:

[1] „In der Praxis kann das bedeuten, daß die Frau eines Mannes, der zweimal für die Stasi als lebender Briefkasten fungierte, also Briefe weiterleitete, nicht mehr Lehrerin sein darf.“[4]
[1] „Wie das Material zum BND gelangte, sollte Eberhard selbst eruieren, eventuell mit einem »lebenden Briefkasten«[…].“[5]
[1] „[…] eine Art und Weise, die einen neuen spionagetechnischen Fachbegriff zeitigte: den lebenden Briefkasten. Während häufig für den Material- und Informationsaustausch zwischen Diensten und ihren Quellen tote Briefkästen genutzt werden, hatte der BND einen Mitarbeiter der Botschaft mit einer Legende ausgestattet, und dieser fungierte nun als «lebender Briefkasten».“[6]
[1] „Daneben spricht man von einem lebenden Briefkasten, wenn die Anlaufstelle für einen Informationstransfer eine (unter Umständen ahnungslose Mittler-)Person ist.“[7]
[1] „Auch der «lebende Briefkasten» hat noch nicht ausgedient - damit bezeichnet man die aus Agentenfilmen bekannte Übergabe von Informationen in einem Koffer oder eingewickelt in einer Zeitung.“[8]
[1] „Im Zeitalter des Internets bekommen alte Agenten-Tricks eine ganz neue Dynamik. Neben Hackern sind z.B. auch ‚Tote‘ und ‚lebende Briefkästen‘ auf Informationsrecherche.“[9]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einen lebenden Briefkasten abdecken/abtarnen, abklären/aufklären, abschalten, abschöpfen, enttarnen/verbrennen, legendieren, oberservieren/obsen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 2. Band Bedi–Eink, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04753-4, DNB 96540790X, Stichwort »Briefkasten«, Seite 661.
[1] Siegfried Suckut (Herausgeber): Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen des MfS zur »politisch-operativen Arbeit«. 3. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2001 (Analysen und Dokumente: Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten; Band 5), ISBN 978-3-86284-043-4, Seite 232.
[*] Hans Schemann: Deutsche Idiomatik. Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-021788-9, Stichwort »Briefkasten«, Seite 101.

Quellen:

  1. Hans Schemann: Deutsche Idiomatik. Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-021788-9, Stichwort »Briefkasten«, Seite 101.
  2. 2,0 2,1 Siegfried Suckut (Herausgeber): Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen des MfS zur »politisch-operativen Arbeit«. 3. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2001 (Analysen und Dokumente: Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten; Band 5), ISBN 978-3-86284-043-4, Seite 232.
  3. Siegfried Suckut (Herausgeber): Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen des MfS zur »politisch-operativen Arbeit«. 3. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2001 (Analysen und Dokumente: Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten; Band 5), ISBN 978-3-86284-043-4, Seite 18.
  4. Marion Dönhoff et al.: Ein Manifest. Ⅱ: Weil das Land Versöhnung braucht. 1. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1993, ISBN 3-498-01299-1, Seite 42 (Zitiert nach Google Books).
  5. Helmut Wagner: Schöne Grüße aus Pullach. Operationen des BND gegen die DDR. 2., korrigierte Auflage. Edition Ost im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2001, ISBN 3-360-01020-5, Seite 170 (Zitiert nach Google Books).
  6. Peter F. Müller, Michael Mueller; mit Erich Schmidt-Eenboom: Gegen Freund und Feind. Der BND: Geheime Politik und schmutzige Geschäfte. 1. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-498-04481-8, Seite 453 (Zitiert nach Google Books).
  7. Bernadette Droste: Handbuch des Verfassungsschutzrechts. 1. Auflage. Richard Boorberg, Stuttgart/München/Hannover/Berlin/Weimar/Dresden 2007, ISBN 978-3-415-03773-1, Seite 294, Fußnote 959 (Zitiert nach Google Books).
  8. dpa: Spionage: Alte Agenten-Tricks auch in Internet-Ära noch aktuell. In: Zeit Online. 9. Juli 2010, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  9. Alte Agenten-Tricks im Internet Zeitalter. In: Kleine Zeitung Online. 9. Juli 2010 (URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  10. 10,0 10,1 10,2 Bruce W. Watson, ‎Susan M. Watson, ‎Gerald W. Hopple (Herausgeber): United States Intelligence. An Encyclopedia. Garland Publishing, New York 1990, ISBN 0-8240-3713-8, Seite 203 (Zitiert nach Google Books).
  11. 11,0 11,1 11,2 Live drop. TERMIUM Plus®, the Government of Canada’s terminology and linguistic data bank, Translation Bureau, Public Works and Government Services Canada, 23. August 1990, abgerufen am 22. September 2014.
  12. Joachim Joesten: they call it intelligence. Spies and Spy Techniques since World War Ⅱ. Abelard-Schuman, London/New York 1963, Seite 171 (Zitiert nach Google Books).
  13. Boîte aux lettres vivante. TERMIUM Plus®, la banque de données terminologiques et linguistiques du gouvernement du Canada, Bureau de la traduction, Travaux publics et Services gouvernementaux Canada, 23. August 1990, abgerufen am 22. September 2014.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: elektronischer Briefkasten