eskomptieren

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eskomptieren (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich eskomptiere
du eskomptierst
er, sie, es eskomptiert
Präteritum ich eskomptierte
Konjunktiv II ich eskomptierte
Imperativ Singular eskomptier!
eskomptiere!
Plural eskomptiert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
eskomptiert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:eskomptieren

Worttrennung:

es·komp·tie·ren, Präteritum: es·komp·tier·te, Partizip II: es·komp·tiert

Aussprache:

IPA: [ɛskɔmpˈtiːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild eskomptieren (Info) Lautsprecherbild eskomptieren (Info)
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

[1] vorwegnehmen
[2] Börse: zukünftige Ereignisse im Kurs von Wertpapieren einpreisen
[3] Nachlass bei Barzahlung gewähren, skontieren
[4a] eine Forderung abzinsen; diskontieren
[4b] einen Wechsel vor Fälligkeit unter einem Abschlag gegenüber dem Wechselbetrag erwerben

Herkunft:

von gleichbedeutend französisch escompter → fr[1]

Beispiele:

[1] Die Bourgeoisie hielt Frankreich in atemloser Furcht vor den zukünftigen Schrecken der roten Anarchie; Bonaparte eskomptierte ihr diese Zukunft, als er am 4.Dezember die vornehmen Bürger des Boulevard Montmartre und des Boulevard des Italiens durch die schnapsbegeisterte Armee der Ordnung von ihren Fenstern herabschießen ließ.[2]
[1] Der Anschluß der Balkanstaaten an die Tripelentente wird im voraus eskomptiert, und mit einem starken Seitenblick auf Elsaß-Lothringen wird über Deutschlands Zukunft disponiert.[3]
[1] "Eine weitere EZB-Zinssenkung von 25 Basispunkten ist in dem Angebot durchaus schon eskomptiert", so Diba-Sprecher Ulrich Ott.[4]
[2] Weil die Börse schon im vergangenen Herbst die zu erwartenden Dividendenerhöhungen und bereits seit einem Jahr die Berichtigungsaktien eskomptiert, d. h. in den Kursen zum Ausdruck gebracht hat.[5]
[2] Viele Börsenspieler lassen sich mit der Bemerkung täuschen, die Zinserhöhung sei schon in den Kursen eskomptiert.[6]
[3]
[4a]
[4b] Die Kleinbürger, die ihrerseits ebenfalls den respect de la propriété sich zunutze machen wollten, gingen zu ihrem Bankier hin, um ihre Wechsel, die auf ihr propriété, d.h. auf ihre Industrie, ihre Boutique <Handelsgeschäft> oder ihre Fabrik gezogen waren, sich eskomptieren zu lassen: die Bankiers schoben den Geldmangel vor und verweigerten zu eskomptieren. Sie gingen zu andern Bankiers hin, um sich ihre Wechsel von ihren Bankiers endossieren und bei der Bank eskomptieren zu lassen: die Bankiers verweigern ihr Endossement. Die Kleinbürger dagegen gaben immer noch ihren respect de la propriété nicht auf; sie meinten, wenn "die Ruhe und Ordnung" wiederhergestellt, würde die Confiance auch wiederkommen, und dann würden schon auf ihr propriété hin ihre Wechsel eskomptiert werden.[7]
[4b] Eskomptieren ist sein Hauptgeschäft, und er 'macht in Wechseln' wie man so sagt.[8]
[4b] Die Entscheidung hängt daher davon ab, ob die im Eskomptweg hereingenommenen Wechsel unter das Kreditverhältnis fallen, für das die Maschinen verpfändet wurden. Das ist aber zu verneinen. Der Eskompteur , der einen Wechsel hereinnimmt, kreditiert nicht dem Akzeptanten, mit dem er beim Eskomptgeschäft überhaupt in keine Beziehung tritt, sondern dessen Indossanten, dem er die Wechselsumme, obwohl sie noch nicht fällig ist, gegen Abzug der Eskomptzinsen vorschießt. Daran wird auch dann nichts geändert, wenn er den Wechsel nur deshalb eskomptiert, weil der Eskompteur mit dem Akzeptanten in Geschäftsverbindung steht. Das ist nur der wirtschaftliche Grund, warum er sich auf das Geschäft einläßt. Die Bank kreditiert in diesem Fall ebensowenig dem Akzeptanten wie sie einem sonst auf dem Wechsel Unterfertigten kreditiert, wenn auch seine Mithaftung die Bank zum Eskompt veranlaßt hat. Die Hereinnahme der Wechsel fällt auch dann nicht unter den dem Akzeptanten eröffneten Kredit, wenn der Annehmer dem um den Eskomptkredit ansuchenden Indossanten, die Eskomptzinsen ersetzt; damit wird nur der Indossant so gestellt, als ob er statt des Wechsels Barzahlung erhalten hätte. Dieses Internum berührt aber das Rechtsverhältnis zur Bank nicht, auch wenn sie Kenntnis davon hat, daß der Akzeptant die Eskomptzinsen zu ersetzen hat. Durch die Eskomptierung des Wechsels gewährt die Bank dem Akzeptanten überhaupt keinen Kredit, es sei denn, daß sie sich ihm gegenüber zur Eskomptierung der von ihm akzeptierten Wechsel verpflichtet hat, was gar nicht behauptet wird.[9]
[4b] Wenn die Bank den Wechsel eskomptiert und dagegen etwa Noten ausgibt, so sei das für den Markt ein neutraler Vorgang; da hier nichts anderes geschehe, als daß ein technisch für die Zirkulation weniger geeignetes Instrument, der Wechsel, durch ein geeigneteres, die Note, ersetzt wird, so könne die Wirkung der Notenausgabe nicht die sein, daß der Geldumlauf vermehrt wird.[10]

Wortbildungen:

Eskompteur, Eskomptweg, Eskomptzinsen, Eskompte, Eskomptgeschäft, Eskomptkredit, Eskomptierung

Übersetzungen[Bearbeiten]

[?] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „eskomptieren
[*] The Free Dictionary „eskomptieren
[2, 3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 „eskomptieren“

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 „eskomptieren“
  2. Karl Marx → WP: Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon. In: Projekt Gutenberg-DE. Kapitel 1 (URL).
  3. Theobald von Bethmann-Hollweg: Wohlleben oder Wehrhaftigkeit - Aus einer Verteidigungsdebatte der Kaiserzeit. Verteidigung. In: Zeit Online. ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 17. Mai 2012).
  4. Thomas Exner: Tagesgeld-Offerten haben oft Tücken. In: Welt Online. 17. September 2002, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 17. Mai 2012).
  5. Kurt Wendt: Deutsche Anleger verharren in Wartestellung. In: Zeit Online. Nummer 11/1960, 11. März 1960, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 17. Mai 2012).
  6. André Kostolany: Spekulanten brauchen Handwerkszeug. In: Welt Online. 19. Februar 2000, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 17. Mai 2012).
  7. Karl Marx: Die Milliarde. Neue Rheinische, Zeitung Nr. 247, 16. März 1849, abgerufen am 17. Mai 2012.
  8. Charles Dickens → WP: Bleakhaus. In: Projekt Gutenberg-DE. 62. Kapitel: Noch eine Entdeckung (URL).
  9. Öst. OGH, Entscheidung vom 26. Mai 1954, 3 Ob 210/54.
  10. Ludwig Mises, Geldwertstabilisierung und Konjunkturpolitik, 1928, Seite 43 f.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: eskortieren
Anagramme: kompensieret, kompensierte