entblöden

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entblöden (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich entblöde
du entblödest
er, sie, es entblödet
Präteritum ich entblödete
Konjunktiv II ich entblödete
Imperativ Singular entblöd!
entblöde!
Plural entblödet!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
entblödet haben
Alle weiteren Formen: Flexion:entblöden

Worttrennung:

ent·blö·den, Präteritum: ent·blö·de·te, Partizip II: ent·blö·det

Aussprache:

IPA: [ɛntˈbløːdn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild entblöden (Info)
Reime: -øːdn̩

Bedeutungen:

[1] nur noch in der verneinten Wendung »sich nicht entblöden, etwas zu tun«: reflexiv; gehoben abwertend: sich rücksichtslos erlauben, etwas, das als dreist, unklug oder dergleichen empfunden wird, zu tun

Herkunft:

Das veraltete[1] reflexive[2] Verb sich entblödendie Scheu ablegen[2]; sich erkühnen[1]‘ ist seit dem 17. Jahrhundert[2] bezeugt und eine Ableitung zu blöde[1][3] in dessen alter Bedeutung ‚schüchtern[3].

Sinnverwandte Wörter:

zur verneinten Wendung »sich nicht entblöden, etwas zu tun«:

[1] sich anmaßen, sich erlauben, sich nicht schämen, sich nicht scheuen, sich unterstehen, nicht zurückscheuen, nicht zurückschrecken
[1] gehoben: sich erdreisten, sich erfrechen, sich erkühnen, die Stirn haben, sich vermessen
[1] umgangssprachlich: sich herausnehmen
[1] veraltend: sich erkecken

Beispiele:

[1] „Und jetzt kommen Sie gar noch her, wenn der Herr Kapitän da ist, schämen sich nicht, sogar ihn zu belästigen, sondern entblöden sich nicht einmal, als eingelernten Stimmführer Ihrer abgeschmackten Beschuldigungen diesen Kleinen mitzubringen, den ich überhaupt zum erstenmal auf dem Schiffe sehe!“[4]
[1] „Dieselben Fotografen entblödeten sich nicht, der jungen iranischen Regisseurin Samira Makhmalbaf beim Fototermin zuzurufen, sie solle doch ihr Kopftuch ablegen.“[5]
[1] „Vor drei Jahren entblödete sich der Bürgermeister von Betar Illit nicht, Journalisten gegenüber zu erklären, die Ultraorthodoxen seien gegen ihren Willen in die besetzten Gebiete verfrachtet worden, damit sie dort als ‚Kanonenfutter‘ dienten.“[6]
[1] „Und dann entblödet sich dieselbe Partei nicht, die Abschaffung der Armee und die Überwindung des Kapitalismus zum Parteiprogramm zu erheben.“[7]
[1] „Sie würde sich nicht entblöden, ihre Beschwerden auch noch in schöne Worte zu fassen.“[8]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] sich nicht entblöden, etwas zu tun

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „entblöden
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „entblöden
[*] The Free Dictionary „entblöden
[1] Duden online „entblöden
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „entblöden“ auf wissen.de
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalentblöden
[1] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „entblöden
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „entblöden
[1] Goethe-Wörterbuch „entblöden

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Duden online „entblöden
  2. 2,0 2,1 2,2 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „entblöden
  3. 3,0 3,1 Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „entblöden“ auf wissen.de
  4. Franz Kafka: Der Heizer. Ein Fragment. 1. Auflage. Kurt Wolf Verlag, Leipzig 1913, Seite 21 (Zitiert nach Digitalisat der ÖNB).
  5. Katja Nicodemus: Zivilisationsbemühen hebt die Moral. Shakespeare in der Wüste und Schiefertafeln in Kurdistan. In: taz.die tageszeitung. 13. Mai 2000, ISSN 0931-9085, Seite 14.
  6. Gadi Algazi: Israels Siedlungen als lohnendes Geschäft. In: Le Monde diplomatique. [Deutschsprachige Onlineausgabe]. Nummer 8045, 11. August 2006 (übersetzt von Niels Kadritzke aus dem Englischen), Seite 12–13 (WebArchiv-URL, abgerufen am 23. März 2016).
  7. Peer Teuwsen: Lacht sie endlich aus! SVP und SP gefährden den Zusammenhalt. Es ist Zeit, ihnen die Gefolgschaft zu künden. In: Zeit Online. Nummer 48, 2010, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 21. Juli 2015).
  8. Katharina Adler: Ida. Roman. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-498-00093-6, Seite 141.