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bagatellisieren

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch
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des Jahres 2018 das Wort der Woche.

bagatellisieren (Deutsch)

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Person Wortform
Präsens ich bagatellisiere
du bagatellisierst
er, sie, es bagatellisiert
Präteritum ich bagatellisierte
Konjunktiv II ich bagatellisierte
Imperativ Singular bagatellisiere!
bagatellisier!
Plural bagatellisiert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
bagatellisiert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:bagatellisieren

Worttrennung:

ba·ga·tel·li·sie·ren, Präteritum: ba·ga·tel·li·sier·te, Partizip II: ba·ga·tel·li·siert

Aussprache:

IPA: [ˌbaɡatɛliˈziːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild bagatellisieren (Info)
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

[1] transitiv: (eine Sache) als Bagatelle ansehen, behandeln, darstellen, als geringfügig und unbedeutend hinstellen

Herkunft:

Es handelt sich um eine seit dem frühen 20. Jahrhundert[1][2][3] bezeugte Ableitung zum Substantiv Bagatelle.[1][2]

Sinnverwandte Wörter:

[1] banalisieren, kleinreden, marginalisieren, verharmlosen, verkleinern, verniedlichen
[1] umgangssprachlich: herunterspielen
[1] zumeist abwertend: abwiegeln

Gegenwörter:

[1] aufbauschen, ausschmücken, dramatisieren, hochspielen, Seemannsgarn spinnen, viel Aufhebens machen, überspitzen, übersteigern, übertreiben, überziehen
[1] bildungssprachlich: theatralisieren
[1] umgangssprachlich: aufblasen, aus einer Mücke einen Elefanten machen, viel Sums machen/viel Wesens machen/viel Wind machen; abwertend: aufplustern, dick auftragen, großes Theater machen/großes Trara machen; zumeist abwertend: sich wichtigmachen, (sich) wichtigtun
[1] derb: aus einem Furz einen Donnerschlag machen
[1] abwertend: große Reden schwingen, dicke Töne reden/dicke Töne schwingen/dicke Töne spucken/große Töne reden/große Töne schwingen/große Töne spucken, Sprüche klopfen/Sprüche machen, tönen
[1] besonders westdeutsch, südwestdeutsch: strunzen
[1] süddeutsch umgangssprachlich: strenzen
[1] landschaftlich: bis zum Ellenbogen reinlangen
[1] jungendsprachlich: eine Schau machen

Beispiele:

[1] Man sollte die Tatsache, dass die Einkommen sich immer weiter auseinanderentwickeln, nicht bagatellisieren.
[1] „Es fällt gewiß niemanden ein, die Verfaſſungsänderung in dem großen ruſſiſchen Reich bagatelliſieren zu wollen.“[4]
[1] „Mit ernsten Gesichtern bagatellisierten die Amerikaner: Moskau hat schon öfters in Teheran protestiert.“[5]
[1] „Aber Birfacker muß doch wieder dazwischenfahren: Bagatellisieren Sie die Angelegenheit nicht, ich habe meine Erfahrungen, und ich habe mir erlaubt, Ihnen darzustellen, wie der Fall gesehen werden muß.“[6]
[1] „Aus Gründen, die auf der Hand liegen, brachten die republikanische Regierung und die Kommunistische Partei damals diese Version unter die Leute: beide waren daran interessiert, den Konflikt zwischen Anarchisten und Kommunisten zu bagatellisieren.[7]
[1] „Ich bin mir völlig im klaren über die vielen Unterschiede, die zwischen den einzelnen osteuropäischen Staaten, zum Beispiel zwischen Polen und der Tschechoslowakei, bestehen. Ich bagatellisiere diese Unterschiede nicht – ihnen habe ich es zu verdanken, daß ich leben kann.“[8]
[1] „Aber Wallmann fürchtet vor allem den Vorwurf, er bagatellisiere und verharmlose die Probleme.“[9]
[1] „Schlimm genug das Ganze, aber noch lange kein Grund, die jetzt immer dreister auftretenden Neonazis zu bagatellisieren.[10]
[1] „Ein früher Hinweis darauf, daß der Inhalt schon bald Gegenstand öffentlicher Erörterungen geworden war, hätte ausgesehen, als wolle ich die Leckage bagatellisieren.[11]
[1] „Und so ist es um das Verfahren gegen den RAF-Aussteiger Peter-Jürgen Boock still geworden, nachdem dieser öffentlich eingestanden hat, daß er seine Beteiligung an den mit mehreren Morden verbundenen Anschlägen gegen Jürgen Ponto und Hanns-Martin Schleyer wahrheitswidrig bagatellisiert hatte.[12]
[1] „Selbst mir gegenüber bagatellisiert sie ihre Gebrechen und will auch mich auf keinen Fall bemitleiden.“[13]
[1] „Die Bestrebungen der Verfassungsbehörden, die Vorfälle offensichtlich zu bagatellisieren, lassen mich ernsthaft an der Arbeit dieser Behörden zweifeln.“[14]
[1] „Die Verwendung demokratischer Phrasen im Munde eines mit dem europäischen Faschismus Sympathisierenden soll vielmehr den Eindruck erwecken, der Unterschied zwischen Faschismus und Demokratie sei gar nicht so groß, wie behauptet wird, oder, genauer, er bestehe in Wirklichkeit gar nicht. Der Agitator versucht ja ständig, diese Differenz zu bagatellisieren.[15]

Wortbildungen:

Verbalsubstantiv: Bagatellisierung

Übersetzungen

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[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „bagatellisieren
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „bagatellisieren
[1] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Bagatelle: bagatellisieren
[1] The Free Dictionary „bagatellisieren
[1] Duden online „bagatellisieren
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „bagatellisieren“ auf wissen.de
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „bagatellisieren“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „bagatellisieren
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalbagatellisieren
[1] Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 3. Band: Baby – Cutter, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-015741-1, DNB 951142895 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Stichwort »Bagatelle: bagatellisieren«, Seite 14, 16 (Beispiele).
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9. Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04059-9, DNB 98178948X (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »bagatellisieren«.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »bagatellisieren«, Seite 176.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 7. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2011, ISBN 978-3-411-05507-4, Stichwort »bagatellisieren«, Seite 249.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 3. Band: Baby – Cutter, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-015741-1, DNB 951142895 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Stichwort »Bagatelle: bagatellisieren«, Seite 14.
  2. 2,0 2,1 Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Bagatelle: bagatellisieren
  3. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „bagatellisieren
  4. Dr. Rudolf Kjellén: Studien zur Weltkrise. Hugo Bruckmann, Muͤnchen 1917 (übersetzt von Dr. Friedrich Stieve), Seite 68 (Zitiert nach Internet Archive).
  5. Schrecksekunde in Teheran. In: DER SPIEGEL. Nummer 24, 11. Juni 1952, ISSN 0038-7452, Seite 15 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 31. Oktober 2018).
  6. Johannes Bobrowski: Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1964, Seite 189 (Lizenz des VOB Union Verlag, Berlin).
  7. Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-518-02760-3, Seite 273.
  8. Marion Gräfin Dönhoff (Interviewerin), Herr Michnik (Interviewter): „Mein Platz ist in Polen“. Bilanz eines Intellektuellen vor der Heimkehr. In: DIE ZEIT. Nummer 21, 20. Mai 1977, ISSN 0044-2070, Seite 11 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 31. Oktober 2018).
  9. Gerhard Spörl: Die grüne Wende im Bewußtsein. In: DIE ZEIT. Nummer 52, 19. Dezember 1986, ISSN 0044-2070, Seite 3 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 31. Oktober 2018).
  10. Oliver Schirg: Der Blick durch die falsche Brille. In: Junge Welt. Nummer 5, 6./7. Januar 1990, ISSN 0941-9373, Seite 1 (A-Ausgabe).
  11. Willy Brandt: Erinnerungen. Ullstein, Berlin 1997, ISBN 978-3-548-26518-6, Seite 279 (Erstausgabe im Verlag Propyläen, Frankfurt am Main 1989).
  12. Heinrich Hannover: Die Republik vor Gericht 1975 - 1995. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts. 1. Auflage. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2001 (Aufbau-Taschenbücher ; 7032), ISBN 3-7466-7032-2, Seite 180 (Erstausgabe im Aufbau Verlag, Berlin 1999).
  13. Ingrid Noll: Ladylike. Roman. Diogenes, Zürich 2006, ISBN 978-3-257-06509-1, Seite 26.
  14. epd: »Es ist fünf nach zwölf!« In: Jüdische Allgemeine Online. 9. September 2018, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 31. Oktober 2018).
  15. Leo Löwenthal; unter Mitarbeit von Norbert Guterman; mit einem Nachwort von Carolin Emcke: Falsche Propheten. Studien zur faschistischen Agitation. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021 (Originaltitel: Prophets of Deceit. A Study of the Techniques of the American Agitator, übersetzt von Susanne Hoppmann-Löwenthal), ISBN 978-3-518-58762-1, Seite 59 (amerikanische Originalausgabe 1949).