Urte

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des Jahres 2011 das Wort der Woche.

Urte (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f, Vorname[Bearbeiten]

Singular Plural 1 Plural 2

Nominativ (die) Urte die Urten die Urtes

Genitiv (der Urte)
Urtes
der Urten der Urtes

Dativ (der) Urte den Urten den Urtes

Akkusativ (die) Urte die Urten die Urtes

siehe auch: Grammatik der deutschen Namen

Worttrennung:

Ur·te, Plural 1: Ur·ten, Plural 2: Ur·tes

Aussprache:

IPA: [ˈʊʁtə], Plural 1: [ˈʊʁtn̩], Plural 2: [ˈʊʁtəs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Urte (Info), Plural 1: Lautsprecherbild Urten (Info), Plural 2: Lautsprecherbild Urtes (Info)
Reime: -ʊʁtə

Bedeutungen:

[1] weiblicher Vorname

Abkürzungen:

[1] U.

Herkunft:

Über Herkunft und Bedeutung des Vornamens Urte wurde noch im Jahr 1974 gesagt, beides sei ungeklärt.[1] Anfang der 1980er-Jahre allerdings fanden diesbezüglich verhältnismäßig umfangreiche Untersuchungen statt: Man stellte zunächst fest, dass der Name wahrscheinlich erst im 20. Jahrhundert in Deutschland gebräuchlich geworden sei. Weiterhin wurde der Ansatz aufgegeben, Urte mit dem germanischen Urd ‚das Gewordene, das Vergangene‘, dem Namen einer Norne in der altnordischen Mythologie, in Verbindung zu bringen, da sich keine Nachweise hierfür hätten erbringen lassen.[2]
Es ergebe sich indes aus Herbert Heinrichs und Ruth Küfners Heft Gefragte Vornamen von 1964, dass Urte durch Hermann Sudermanns Erzählung Jons und Erdme in Deutschland bekannt geworden sei. Auf Grundlage der Tatsache, dass Sudermann Ostpreuße war, wird geschlussfolgert, dass Urte litauischen oder lettischen Ursprungs sein könnte oder aber eine baltische Kurzform eines Namens, der aus dem Deutschen entlehnt worden ist. Die erste Möglichkeit sei aber von Fachleuten rasch verworfen worden, so dass eine Herleitung aus dem Litauischen oder dem Lettischen ausscheide. Als Ausgangspunkt einer Entlehnung aus dem Deutschen kämen insbesondere mit Ort- beginnende Vornamen wie Ortrud infrage.[2] Diese Erklärung der Herkunft wurde auch Anfang der 1990er-Jahre noch vertreten,[3] obwohl sie eigentlich schon nahezu ein Jahrzehnt zuvor aufgegeben worden war.[2][4]
Stattdessen entwickelte man eine weitere Erklärung für die Entstehung des Namens: Georg Gerullis erwähnte in seinem Buch Die altpreußischen Ortsnamen im Artikel zu Hurtilauke, dass der preußische Name Urte und der litauische Name Urtė → lt aus dem deutschen Namen Orthei entstanden seien. Letzterer sei in der deutschen Vornamenliteratur zwar nicht aufzufinden, es existierten aber vor allem in Hessen die Formen Orthia und Ortheya als Kurzformen von Dorothea.[2] Zu klären bleibt nun noch, wie sich Urte aus Dorothea entwickelt hat. Seibicke äußert hierzu die Vermutung, dass eine volksetymologische Umdeutung des anlautenden D als Artikel zugrunde liegen könnte. Dorothea sei demnach als d(ie) Or(o)thea aufgefasst worden.[5] Adalbert Bezzenberger [Göttingische gelehrte Anzeigen 1896, Seite 955] hingegen sehe darin eine Entwicklung, die durch den Schwund des Anlautes vor dem nachfolgenden Vokal entstanden sei.[6] Seibickes Schlussfolgerung lautet jedenfalls, dass Urte mit großer Sicherheit eine Kurzform von Dorothea sei, ob der Wegfall des anlautenden D im Deutschen oder unabhängig voneinander im Deutschen, Sorbischen und Litauischen eingetreten sei, wisse er aber nicht.[6]
Karlheinz Hengst kann hier zur Klärung beitragen: Die von Gustav Michaelis im Werk Vergleichendes Wörterbuch der gebräuchlichsten Taufnamen von 1856 als mit Dorothea verwandte Formen aufgelisteten obersorbischen Namen Wórta → hsb und Herta → hsb sowie die niedersorbischen Namen Horta → dsb, Orta → dsb, Horteja → dsb, Oorteja → dsb, Hortyja → dsb und Vortyja → dsb[6], denen es ebenso wie Urte am anlautenden D gebricht, ließen sich keinesfalls als Erscheinungen einordnen, die in diesen beiden Sprachen oder im Litauischen zustande gekommen seien. Dass das D durch deutschen Einfluss getilgt worden sei, werde zudem dadurch deutlich, dass die Namensformen ohne diesen Anlaut in einem Bereich aufträten, in dem das Deutsche in Kontakt mit dem Westslawischen und Baltischen komme.[4] Der Wandel des O in Dorothea zum U in Urte sei darüber hinaus für das Baltische typisch, nicht jedoch für das Deutsche oder das Sorbische. Allerdings sei es möglich, dass die deutsche Aussprache von Ort- mundartlich zu Urt- geworden und als solches vernommen worden sei. Daher ergebe sich für die Entstehung von Urte, dass zunächst der deutsche Name Dorothea eine Kurzform Orte entwickelt habe, die ins Baltische als Urtė gelangt sei und von dort als Urte rückentlehnt worden sei.[7] Friedhelm Hinze ergänzt und modifiziert dies, indem er einerseits von Urte ausgehend eine Verbindung zu Urtė und dem obersorbischen Wurta → hsb herstellt, andererseits Orte mit dem lettischen Orta → lv und dem obersorbischen Worta → hsb, Wórta → hsb und Horta → hsb sowie mit dem niedersorbischen Orta → dsb, Horta → dsb und Worta → dsb verbindet.[8]

Bekannte Namensträger: (Links führen zu Wikipedia)

[1] Urte Blankenstein

Beispiele:

[1] Urtes Bräutigam ist Zahnarzt.
[1] Dieses Buch muss Urte noch zugeschickt werden.

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Urte
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalUrte
[1] Walter Burkart: Neues Lexikon der Vornamen. Lübbe, Bergisch Gladbach 1993, ISBN 3-404-60343-5 (Lizenzausgabe), „Urte“, Seite 399
[1] Günther Drosdowski: Duden, Lexikon der Vornamen. In: Duden-Taschenbücher. 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Band 4, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1974, ISBN 3-411-01333-8, DNB 770504329, „Urte“, Seite 205
[1] Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden, Das große Vornamenlexikon. 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim u.a. 2007, ISBN 978-3-411-06083-2, „Urte“, Seite 408
[1] Horst Naumann, Gerhard Schlimpert, Johannes Schultheis: Vornamenbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00175-3, „Urte“, Seite 89


Quellen:

  1. Günther Drosdowski: Duden, Lexikon der Vornamen. In: Duden-Taschenbücher. 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Band 4, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1974, ISBN 3-411-01333-8, DNB 770504329, „Urte“, Seite 205
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Wilfried Seibicke: Der Vorname »Urte«. In: Muttersprache. Bd. 91, 1981, Seite 64
  3. Walter Burkart: Neues Lexikon der Vornamen. Lübbe, Bergisch Gladbach 1993, ISBN 3-404-60343-5 (Lizenzausgabe), „Urte“, Seite 399
  4. 4,0 4,1 Karlheinz Hengst: Zum Vornamen "Urte" aus slawistischer Sicht. In: Namenkundliche Informationen. Bd. 40, 1981, Seite 13
  5. Wilfried Seibicke: Der Vorname »Urte«. In: Muttersprache. Bd. 91, 1981, Seite 64 f.
  6. 6,0 6,1 6,2 Wilfried Seibicke: Der Vorname »Urte«. In: Muttersprache. Bd. 91, 1981, Seite 65
  7. Karlheinz Hengst: Zum Vornamen "Urte" aus slawistischer Sicht. In: Namenkundliche Informationen. Bd. 40, 1981, Seite 14
  8. Friedhelm Hinze: Noch einmal zum deutschen KN Urte 'Dörte'. In: Namenkundliche Informationen. Bd. 43, 1983, Seite 13

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Jurte, Ute
Anagramme: reut, Rute, treu