Stolperschwelle

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Stolperschwelle (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Stolperschwelle die Stolperschwellen
Genitiv der Stolperschwelle der Stolperschwellen
Dativ der Stolperschwelle den Stolperschwellen
Akkusativ die Stolperschwelle die Stolperschwellen
[2] Im kleinen Städtchen Glinde in Schleswig-Holstein wurde eine Stolperschwelle verlegt.
[2] [6. Oktober 2021:] „Im Gedenken an vor 80 Jahren deportierte Patientinnen und Patienten wurde heute auf dem Campus von Universität und UKSH eine Stolperschwelle vor dem Turmgebäude verlegt.“[1]

Worttrennung:

Stol·per·schwel·le, Plural: Stol·per·schwel·len

Aussprache:

IPA: [ˈʃtɔlpɐˌʃvɛlə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Stolperschwelle (Info)

Bedeutungen:

[1] breitere Unebenheit im Boden, beispielsweise im Gehweg, Fahrradweg oder auf der Straße
[2] Architektur: Mahnmal zur Erinnerung an Opfergruppen und Gräueltaten an ihnen im Dritten Reich oder Orte, an denen das geschah; Stolperschwellen (meist aus Messing) werden im Boden eingelassen

Herkunft:

Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus dem Stamm des Verbs stolpern und dem Substantiv Schwelle

Synonyme:

[1] Bodenschwelle

Sinnverwandte Wörter:

[2] Stolperstein

Oberbegriffe:

[1, 2] Schwelle

Beispiele:

[1] „Allerorts wurden damals für viel Geld sogenannte Stolperschwellen in die Anwohnerstraßen eingebaut, um die Autofahrer dazu zu zwingen, langsamer zu fahren. […] Vor der Stolperschwelle wurde nun geräuschvoll abgebremst […].“[2]
[1] „Dadurch entsteht aber eine „unsympathische“ Stolperschwelle, sodass von barrierefrei oder behindertengerecht keine Rede sein kann.“[3]
[1] [Die Zwischentür] „wird jetzt allerdings durch einen Rucksack blockiert. Ich steige vorsichtig darüber, stoße mir schmerzhaft die Zehen an einer metallenen Stolperschwelle.[4]
[1] „Abb. 90c zeigt die Schwelle einer Doppeltür mit nach außen und innen schlagenden Flügeln. Die Schwelle aus Eichenholz; Oberkannte durch Flachmessingbelag geschützt; außen über eine Hausteinschwelle greifend. (Nachteil: „Stolperschwelle“.)“[5]
[1] „Auf Putz verlegte Leitungen, die berüchtigte Stolperschwelle in dem Türrahmen, die Beate prompt, wie schon in ihrem Büro, erneut übersah bei ihrer gezielten Suche nach einem büroähnlichen Raum ... Sie stürzte auf ein abscheulich grünes Sofa zu, wo sie ihren freien Fall gerade noch abfangen konnte.“[6]
[2] „Neben den Stolpersteinen soll außerdem eine "Stolperschwelle" in den Boden eingelassen werden.“[7]
[2] „Die Schweiz arbeitet Mitschuld auf. Am Grenzübergang Lörrach/Riehen wurde zum Gedenken an 13 jüdische NS-Opfer eine Stolperschwelle verlegt.“[8]
[2] „2017 fand eine Verlegung zum ersten Mal außerhalb Europas statt. Am Eingang der Pestalozzi-Schule in Buenos Aires wurde eine Stolperschwelle verlegt. Die 1934 gegründete deutsche Auslandsschule galt als Zufluchtsstätte für die Verfolgten des Nationalsozialismus.“[9]
[2] Die neue Stelle in der Wilhelmstrasse ist somit eine der größten Stolpersteinprojekte. Deshalb wurde neben den Steinen auch eine Stolperschwelle angebracht mit dem Text: "Hier befand sich von 1870-1945 das Auswärtige Amt des Deutschen Reichs. Im Gedenken an die Angehörigen des Auswärtigen Amtes, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft, Abstammung, politischen Haltung, sexueller Orientierung, Weltanschauung."[10]
[2] „In Lübeck ist die erste Stolperschwelle der Stadt verlegt worden. Die Schwelle soll auf dem Campus des UKSH an mehr als 600 Menschen erinnern, die während des NS-Regimes aus der einstigen Heilanstalt deportiert wurden.“[11]
[2] „Während die Behindertenanstalten Hamburg-Alsterdorf längst Stolperschwelle und Gedenkmaterial haben, öffnet sich die Klinik Ochsenzoll erst jetzt.“[12]
[2] „Am Dienstag (9.11.) wird eine Stolperschwelle vor der Ganztagsgrundschule Sternschanze verlegt, am Eingang auf Höhe der Schanzenstraße. Die Stolperschwelle soll an die 13 jüdischen Schülerinnen und Schüler der Israelitischen Töchterschule erinnern, die am 15. und 19. Juli 1942 über die damalige Volksschule Schanzenstraße ins Getto nach Theresienstadt deportiert wurden.“[13]
[2] [Bildunterschrift:] „624 ermordete Kinder: Um ganze NS-Opfergruppen zu würdigen, verlegt Gunter Demnig auch sogenannte Stolperschwellen im Format 100 mal 10 Zentimeter, wie hier 2016 in Leipzig.“[14]
[2] „Aus dem damals kleinen Glinde wurde zwar niemand deportiert. Doch Hunderte Zwangsarbeiter mussten von 1942 bis 1945 im Lager Wiesenfeld für das Kurbelwellenwerk arbeiten. Die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen bezahlten sie mit ihrer Gesundheit oder mit dem Leben. Daran soll jetzt eine Stolperschwelle am einstigen Eingang an der Straße Eichloh erinnern.“[15]
[2] „Im Bereich des Rondells gemahnt eine Stolperschwelle an den Abfahrtsort der Transporte. Seit Oktober 2014 erinnert am Stralsunder Hauptbahnhof eine weitere Stolperschwelle an die von hieraus mit dem Zug deportierten Patienten.“[16]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Verb: über eine Stolperschwelle fallen / straucheln
[2] mit Verb: eine Stolperschwelle (in den Boden) einlassen / verlegen
[2] mit Verb: eine Stolperschwelle erinnert / mahnt

Übersetzungen[Bearbeiten]

[2] Wikipedia-Artikel „Stolperschwelle
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „Stolperschwelle
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalStolperschwelle
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Stolperschwelle

Quellen:

  1. Stolperschwelle verlegt. uni-luebeck.de, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland, 6. Oktober 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (Deutsch).
  2. Peter Birlmeier: Das Münchner Sporttheater-Ensemble. Der Weg zu einer neuen Theaterform. Erinnerungen aus 30 Jahren. 2018, ISBN 9783752865264, Seite 26 (Zitiert nach Google Books)
  3. Günther Nussbaum: (K)ein Pfusch am Bau. Wie ein Bausachverständiger (s)ein Traumhaus richtig bauen würde. Linde, 2015, ISBN 9783709406960, Seite 87 (Zitiert nach Google Books)
  4. Brigitte Hallewitsch: Jakobspilgern im Massentourismus. Künstlerisches Erlebnisbuch über 2000 km Jakobsweg. BoD – Books on Demand, 2019, ISBN 9783748100164, Seite 138 (Zitiert nach Google Books)
  5. Walther Wickop: Fenster, Türen, Tore aus Holz und Eisen. Eine Anleitung zu ihrer guten Gestaltung, wirtschaftlichen Bemessung und handwerksgerechten Konstruktion. De Gruyter, 2011, ISBN 9783111629827, Seite 87 (Zitiert nach Google Books)
  6. Gabriele Wolff: Rote Grütze. Kriminalroman. Fischer Digital, 2015, ISBN 9783105607725, Seite 18 (Zitiert nach Google Books)
  7. Klaus Rüfer: Stolperstein-Paten für jüdische Klinik und Altenheim gesucht. In: Bayerischer Rundfunk. 14. Dezember 2020 (URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  8. Katharina Seeburger, Laura Könsler: Aufarbeiten von Mitschuld – Stolperschwelle gedenkt jüdischer NS-Opfer an deutsch-schweizer Grenze. In: Südwestrundfunk. 2. November 2021 (URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  9. Oliver Pieper: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Stolpersteine: Eine Verneigung vor den Verfolgten. In: Deutsche Welle. 7. Mai 2019 (URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  10. Rosalia Romaniec: Gedenken – Stolpersteine des Auswärtigen Amtes. In: Deutsche Welle. 8. November 2021 (URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  11. Lübecks erste Stolperschwelle in Gedenken an die Deportation. ln-online.de, Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover, Deutschland, 6. Oktober 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (Deutsch).
  12. Petra Schellen: Hamburgs Psychiatrie arbeitet NS-Zeit auf: Gedenkort für Euthanasie-Opfer. In: taz.de. 30. April 2018, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  13. Erinnerung an die November-Pogrome 1938 im Stadtteil. fcstpauli.com, Fußball-Club St. Pauli v. 1910 e.V., Hamburg, Deutschland, 5. November 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  14. Stolpersteine – Größtes dezentrales Mahnmal der Welt. In: Spiegel Online. 19. Juli 2017, ISSN 0038-7452 (Bild 15 von 15, URL, abgerufen am 4. Dezember 2021).
  15. Annett Habermann: Eichloh - Stolperschwelle soll an Leid erinnern. abendblatt.de, Funke Medien Hamburg GmbH, Hamburg, Deutschland, 12. Februar 2013, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  16. Martin Kaule: Mecklenburg-Vorpommern 1933-1945. Der historische Reiseführer. Ch. Links Verlag, 2015, ISBN 9783861538530, Seite 66 (Zitiert nach Google Books)