Staatsräson

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Staatsräson (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Staatsräson
Genitiv der Staatsräson
Dativ der Staatsräson
Akkusativ die Staatsräson

Alternative Schreibweisen:

Staatsraison

Worttrennung:

Staats·rä·son, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈʃtaːt͡sʁɛˌzɔ̃ː], [ˈʃtaːt͡sʁɛˌzɔŋ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Staatsräson (Info), Lautsprecherbild Staatsräson (Info)

Bedeutungen:

[1] Politik: Grundsatz, nach dem der Staat berechtigt ist, aus zwingenden Gründen des Staatswohls seine Interessen gegebenenfalls auch unter Verletzung der Rechte Einzelner durchzusetzen

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Staat und Räson mit dem Fugenelement -s. In der Renaissance durch Francesco Guicciardini → WP geprägter Begriff.[1]

Beispiele:

[1] „Der Venezianer Ludovico Zuccolo lehnt 1625 sogar wörtlich die Staatsräson, ragion di stato, als Richtlinie ab, und läßt nur Ehrbarkeit und Gerechtigkeit gelten.“[2]
[1] „Ludwig XIV. verbannte aus Gründen der Staatsräson ebensosehr wie aus Frömmigkeit sechshunderttausend Franzosen.“[3]
[1] „Absolutistische und später totalitäre Regime pochten gern auf die Staatsräson. Diese gehe im Zweifel allem anderen vor. Der moderne Rechtsstaat setzt der Macht dagegen klare Grenzen und schützt so die Freiheit der Bürger.“[4]
[1] „Die Einsicht, dass Antifaschismus und Antirassismus Teil sein muss der Staatsräson nach 1945, dass also links und rechts keineswegs gleich weit entfernt sind von der bürgerlichen, post-nationalsozialistischen Mitte, ist heute nicht die herrschende politische Einstellung. Sie sollte es aber sein.“[5]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] aus Gründen der Staatsräson

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Staatsräson
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Staatsräson
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Staatsräson
[1] The Free Dictionary „Staatsräson
[1] Duden online „Staatsräson

Quellen:

  1. Manuel Fröhlich → WP: Politische Philosophie der Internationalen Beziehungen, in: F. Sauer, C. Masala (Hrsg.): Handbuch Internationale Beziehungen, Wiesbaden 2017, S. 3–19, S. 8.
  2. Wilhelm Voßkamp: Utopieforschung. interdisziplinäre Studien zur neuzeitl. Utopie. 1. Auflage. Band 1, Suhrkamp, Frankfurt 1985, ISBN 978-3-518-37659-1, Seite 271 (Stichwort „Staatsräson“).
  3. Geschichte der Französischen Revolution: Band 3: Der Sturz des Königtums, Jules Michelet. Abgerufen am 6. November 2017.
  4. Stefan Ulrich: Aktuelles Lexikon: Staatsräson. In: Süddeutsche Zeitung. 29./30. Mai 2019, ISSN 0174-4917, Seite 4.
  5. Max Czollek: Der Sturm, vor dem wir euch gewarnt haben. In: Spiegel Online. 10. Oktober 2019, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 11. Oktober 2019).