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Pustekuchen

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Pustekuchen (Deutsch)

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Anmerkung:

Der idiomatische Ausdruck ist in Südostdeutschland ungebräuchlich.[1][2]

Worttrennung:

Pus·te·ku·chen

Aussprache:

IPA: [ˈpuːstəˌkuːxn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Pustekuchen (Info)
Reime: -uːstəkuːxn̩

Bedeutungen:

[1] Deutschland umgangssprachlich: drückt Enttäuschung darüber aus, dass die zuvor geäußerte Erwartung, der zuvor geäußerte Wunsch oder dergleichen nicht eingetreten ist, sondern genau das Gegenteil

Herkunft:

  • strukturell:
Kompositum aus dem Stamm des Verbs pusten und dem Substantiv Kuchen
Über die Herkunft des spätestens seit 1900[3] bezeugten Ausdrucks gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze.
  1. Pfeifer zufolge sei der idiomatische Ausdruck in Berlin aufgekommen und knüpfe an die ältere, seit dem 19. Jahrhundert bezeugte Berliner Wendung ja, Kuchen! an, bei der es sich um eine Kurzform zu der rotwelschen Wendung ja Kuchen, nich London (Berlin 1818) handeln solle.[4] Diese wiederum entstamme dem Jiddischen, wobei die rotwelschen Wörter Kuchen und London hier Entstellungen von חכם‎ (YIVOkhokhem) → yi [5]Weiser; weise[6]‘ und למדן‎ (YIVOlamdn) → yi ‚(talmudisch) Gelehrter; Talmudist[7][8] seien, sodass die Wendung eigentlich ‚schlau, gerissen, aber nicht klug und weise‘ bedeute.[4] Pustekuchen selbst gehe auf jiddisches poschut chochem zurück,[4] das seinerseits der hebräischen Kollokation פָּחוֹת חָכָם‎ (CHA: pāḥōṯ ḥāḵām)  ‚wenig schlau‘ entstammt. Die Kollokation soll in Anlehnung an pusten im Sinne von ‚unwillig blasen, jemandem etwas verweigern‘ (vergleiche jemandem etwas pusten) lautspielerisch zum Kompositum Pustekuchen umgestaltet worden sein.[4]
  2. Küpper sieht in dem Ausdruck einerseits eine Erweiterung zu der Wendung jemandem etwas pusten.[9] Andererseits bezeichne Pustekuchen auch ein Lockergebäck, was ihn vermuten lässt, dass mit dem Ausdruck ursprünglich der/die Angesprochene also womöglich nach diesem Gebäck verlangt hatte, es ihm/ihr jedoch verweigert wurde.
  3. Laut Duden sei der Ausdruck vielleicht nach der Wendung jemandem etwas pusten gebildet worden.[10]

Synonyme:

[1] Deutschland umgangssprachlich: Pusteblume; seltener: Hustekuchen
[1] norddeutsch: Flötepiepen
[1] regional: Pfeifendeckel
[1] bairisch: Pfiffkas, Schnecken

Sinnverwandte Wörter:

[1] als ob, denkste, falsch gedacht, nichts da, von wegen, wohl kaum

Beispiele:

[1] Viele denken, Theater spielen könne ja jeder. Aber Pustekuchen! Das ist schwieriger als man denkt!
[1] Die Autobahnbaustelle: Verwaist, keiner baggert, betoniert, asphaltiert. Montag morgen aber geht’s bestimmt mit den Arbeiten weiter. Pustekuchen! Das gleiche Bild, man sieht keinen Menschen.
[1] „‚Näi, hier jefällts mir nich!‘ ſagte ſie. ‚Ich wäiß nich, die Leite ſinn ja ſoweit janz natt — aber, wiſſen Se, mit die Verfläijung, das is doch nichts. Ja. ’s jibbt ja Fläisch un ſo — aber Fischkeppewiſſen Seſon richtichen Kopp von nem Zanderchen oder Hachtchen — das hätt ich doch jar zu jern mal jajaſſen. Aber: Puſtekuchen!‘“[11]
[1] „Pustekuchen, sagte Susanne, in Buenos Aires keine Spur von einem Visum, aber der brasilianische Konsul dort schenkte uns wenigstens reinen Wein ein: weil wir Columbierinnen seien, hätten wir zur Zeit keine Aussicht auf ein Permit; da hatten wir die Chose.“[12]
[1] „Schon als junges Mädchen wurde mir an allen zehn Fingern ein Verehrer angedichtet, aber Pustekuchen![13]
[1] [Hyänen:] „Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Raubtiere seien mit Hunden verwandt. Pustekuchen. Hyänen stammen von den Schleichkatzen ab.“[14]
[1] „Sex, Drugs und Rock'n'Roll im Tourbus? Pustekuchen. Ferris MC war mit seiner Band bei uns und hat uns verraten, warum er am liebsten früh ins Bett geht.“[15]
[1] „[…] die Vermittlung politischer Inhalte [] beginnt ja dann in der Schule. Pustekuchen, wie ich jetzt erfahren habe. Der Bielefelder Soziologe Reinhold Hedtke hat nämlich jetzt errechnet, dass Schüler in Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen durchschnittlich pro Woche nur achtzehneinhalb Minuten Politikunterricht bekommen.“[16]
[1] „Warum also nicht auch einfach mal die eigene, vermeintlich geniale Idee mit der Welt teilen und damit reich werden? Pustekuchen! Denn die meisten Projekte schaffen es nicht.“[17]
[1] [Weihnachten 1945 in Deutschland:] „»Ob die Leute gefeiert haben?«, fragt Anneliese Frenzel und antwortet »Pustekuchen! Es gab doch nichts zu feiern« […].“[18]
[1] „Schnell beschlossen wir zu heiraten und gingen gleich aufs Wohnungsamt, um eine kleine Wohnung für uns zu beantragen. Wir waren so naiv zu glauben, wenn wir kommen, dann klappt das auch. Pustekuchen, Antrag abgelehnt, erst einmal heiraten, dann wiederkommen, war die Antwort.“[19]
[1] „Die EU-Kommission hat Pläne für eine Asyl-Reform vorgestellt. Viele haben die Hoffnung, dass es in Europa eine gemeinsame, menschenfreundliche Flüchtlingspolitik geben sollte. Pustekuchen.[20]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] aber, doch Pustekuchen
[1] ja, Pustekuchen

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Pustekuchen
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Pustekuchen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Pustekuchen
[1] The Free Dictionary „Pustekuchen
[1] Duden online „Pustekuchen
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Pustekuchen“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Pustekuchen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPustekuchen
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Pustekuchen: *[ja/aber] Pustekuchen!«, Seite 598.
[1] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Pustekuchen«.
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Stichwort »Pustekuchen: *[ja/aber] Pustekuchen!«, Seite 564–565.
[1] Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wort der Woche: Magdalena Bätge: Pustekuchen! In: Deutsche Welle. 2. April 2021 (Text und Audio zum Download, Dauer: 01:34 mm:ss, URL, abgerufen am 7. April 2021).

Quellen:

  1. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Pustekuchen: *[ja/aber] Pustekuchen!«, Seite 598.
  2. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Stichwort »Pustekuchen: *[ja/aber] Pustekuchen!«, Seite 564–565.
  3. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Pustekuchen«.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Pustekuchen
  5. Uriel Weinreich: מאָדערן ענגליש-ייִדיש ייִדיש-ענגליש װערטערבוך‎. Modern English-Yiddish Yiddish-English Dictionary. New paperback edition, Schocken Books, New York 1987, ISBN 0-8052-0575-6 (Lizenzausgabe des YIVO Institute for Jewish Research, New York 1968), Stichwort »חכם‎«, Seite 607 (jiddisch-englischer Teil).
  6. Hermann L. Strack: Jüdisches Wörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der gegenwärtig in Polen üblichen Ausdrücke. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1916 (Internet Archive), Stichwort »חָכָם‎«, Seite 71.
  7. Uriel Weinreich: מאָדערן ענגליש-ייִדיש ייִדיש-ענגליש װערטערבוך‎. Modern English-Yiddish Yiddish-English Dictionary. New paperback edition, Schocken Books, New York 1987, ISBN 0-8052-0575-6 (Lizenzausgabe des YIVO Institute for Jewish Research, New York 1968), Stichwort »למדן‎«, Seite 567 (jiddisch-englischer Teil).
  8. Hermann L. Strack: Jüdisches Wörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der gegenwärtig in Polen üblichen Ausdrücke. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1916 (Internet Archive), Stichwort »לַמְדָן‎«, Seite 94.
  9. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Pustekuchen«.
  10. Duden online „Pustekuchen
  11. Peter Panter: Die Katz. In: Sammelwerk=Voſſiſche Zeitung. Nummer 325, 10. Juli 1924, Seite [2] (Abend-Ausgabe: URL (Surface-Link), abgerufen am 2021-07-28 .).
  12. Martin Walser: Halbzeit. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1960, Seite 330 (Zitiert nach Google Books).
  13. Ingrid Noll: Ladylike. Roman. Diogenes, Zürich 2006, ISBN 978-3-257-06509-1, Seite 220.
  14. Paula und die wilden Tiere – Das Lachen der Hyäne. In: Bayerischer Rundfunk. 10. März 2021 (Sendereihe: BR Kinder, URL, abgerufen am 7. April 2021).
  15. Ferris MC beim Taubertal-Festival 2015 – "Live sind wir viel rockiger als auf CD". In: Bayerischer Rundfunk. 9. August 2015 (URL, abgerufen am 7. April 2021).
  16. Roland Söker: Politikunterricht in der Sekundarstufe. In: Bayerischer Rundfunk. 19. Mai 2020 (URL, abgerufen am 7. April 2021).
  17. Johanna Hojer: Genial oder Bullshit? – Die schönsten Crowdfunding-Fails des Jahres. In: Bayerischer Rundfunk. 22. Dezember 2016 (URL, abgerufen am 7. April 2021).
  18. Laura Meinfelder: Kriegsende in Mitteldeutschland – Friedensweihnacht 1945: Kälte, Hunger und Sehnsucht nach den Liebsten. "Ob die Leute gefeiert haben? Pustekuchen!". In: Mitteldeutscher Rundfunk. 25. Dezember 2020 (URL, abgerufen am 7. April 2021).
  19. Marita Greßler: Autobiographische Erzählung – Der Ernst des Lebens. In: Mitteldeutscher Rundfunk. 26. August 2004 (URL, abgerufen am 7. April 2021).
  20. Die EU und die Koalition der Unwilligen. In: Norddeutscher Rundfunk. 23. September 2020 (Sendereihe: Extra 3, URL, abgerufen am 7. April 2021).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Pusteblume