Pufferstaat

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Pufferstaat (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Pufferstaat die Pufferstaaten
Genitiv des Pufferstaates
des Pufferstaats
der Pufferstaaten
Dativ dem Pufferstaat
dem Pufferstaate
den Pufferstaaten
Akkusativ den Pufferstaat die Pufferstaaten

Worttrennung:

Puf·fer·staat, Plural: Puf·fer·staa·ten

Aussprache:

IPA: [ˈpʊfɐˌʃtaːt]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Pufferstaat (Info)

Bedeutungen:

[1] Geopolitik: kleinerer, zwischen zwei (in Rivalität befindlicher) größerer Staaten gelegener Staat, dessen Schaffung strategischen Zwecken dient, wie Milderung von Konfliktpotenzialen und Minderung unmittelbarer, offen ausgetragener, kriegerischer Auseinandersetzungen

Herkunft:

Zweier neuerer Quellen zufolge handelt es sich um eine seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts[1] (60er Jahre des 19. Jahrhunderts[2]) bezeugten Lehnübersetzung des englischen Begriffs buffer state → en[2]. Wohingegen eine ältere Quelle das Wort als Lehnübersetzung des von dem französischen Historiker Adolphe Thiers geprägten Begriffes État-tampon → fr sieht[3]. Ob das Wort nun über Vermittlung des Englischen, direkt aus dem Französischen oder quasi parallel über beide Wege ins Deutsche gelangte, bleibt somit fraglich.

Sinnverwandte Wörter:

[1] Pufferzone

Beispiele:

[1] Pufferstaaten wurden häufig aus der Einsicht heraus eingerichtet, dass eine räumliche Trennung zwischen zwei Großmächten die Kriegsgefahr mindert.
[1] „Diese für die Entwicklung des Außenhandels notwendigen Voraussetzungen hat die Regierung in Kabul dann dadurch zunichte gemacht, daß sie mit einer erstaunlichen Hartnäckigkeit die Schaffung eines Pufferstaates zwischen Afghanistan und Pakistan forderte, den sie als ‚Puschtunistan‘ oder ‚Pathanistan‘ bezeichnete.“[4]
[1] „In der Erklärung heisst es unter anderem: »Tibet ist keinesfalls ein Protektorat — weder ein chinesisches, noch ein indisches. Es ist auch kein sogenannter Pufferstaat zwischen China und Indien.[…]«“[5]
[1] „Die baltischen Republiken mußten sich zwischen 1919 und 1939 in ihr Schicksal als Pufferstaaten, Spielbälle, ‚Geschenke‘ im Patt der Mächte fügen.“[6]
[1] „Das alles liefe darauf hinaus, die Stabilität des Libanon in Frage zu stellen und das Land erneut zu einem Pufferstaat zu machen.“[7]
[1] „Holland, Belgien, Italien, schließlich die Schweiz: Innerhalb weniger Jahre war Frankreich von einem Gürtel an Pufferstaaten und Tochterrepubliken umgeben.“[8]
[1] „Die Ukraine ist ein klassischer Pufferstaat zwischen Ost und West.“[9]
[1] „Schließlich würde die Türkei mit einem von ihr abhängigen und formal nicht selbstständigen kurdischen Pufferstaat an ihrer Grenze gar nicht so schlecht fahren.“[10]
[1] „Iran als Pufferstaat wurde zum Schauplatz des Great Game, des Ringens der beiden Grossmächte um Einfluss in der Region.“[11]
[1] „Seiner Ansicht nach sehen die Chinesen ein, dass Nordkorea als Pufferstaat kaum noch Wert habe.“[12]
[1] „Bis Napoleon gekommen ist, war die Schweiz nichts. Sie war ein äusserst schwacher Staatenbund, der nur überlebt hat, weil Frankreich und Österreich wollten, dass da ein Pufferstaat zwischen ihnen liegt.“[13]
[1] „Luxemburg wurde 1839 von den damaligen Mächten als Pufferstaat zwischen deutschen und französischen Interessensphären geschaffen.“[14]
[1] „Es gibt in Südsomalia einen neuen Teilstaat, Azania, der als Pufferstaat entlang der kenianischen und somalischen Grenze fungieren sollte.“[15]
[1] „Wenn es Jordanien als Pufferstaat nicht mehr gibt, muss sich Israel im Jordantal gegen den Iran verteidigen.“[16]
[1] „Vermutlich verhielt sich Amin nur wie alle, die vor ihm den Pufferstaat Afghanistan gelenkt hatten: Er versuchte zwischen den Großmächten zu lavieren.“[17]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 7. Band Pekt–Schi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04803-4, DNB 965409015, Seite 3048.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1333.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Pufferstaat«.
[1] Duden online „Pufferstaat
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Pufferstaat“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Pufferstaat
[1] Wikipedia-Artikel „Pufferstaat
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Pufferstaat
[1] The Free Dictionary „Pufferstaat
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPufferstaat
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Pufferstaat
[1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Pufferstaat“ (Wörterbuchnetz), „Pufferstaat“ (Zeno.org)
[1] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Pufferstaat

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 3. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-04073-4, Seite 638.
  2. 2,0 2,1 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Pufferstaat
  3. Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Pufferstaat“ (Wörterbuchnetz), „Pufferstaat“ (Zeno.org)
  4. E. K.: Kabul blickt nach Moskau. Afghanistan in der Zwickmühle. In: Zeit Online. Nummer 31, 3. August 1950, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  5. Chinesische Warnung an Indien. In: GrenzEcho Online. Nummer 105, 32. Jahrgang, 8. Mai 1959, Seite 1 (PDF, URL, abgerufen am 3. August 2013).
  6. Jasper von Altenbockum: Kleine Spielbälle großer Nachbarn. Das Schicksal der baltischen Republiken nach dem Ersten Weltkrieg. In: FAZ.NET. Nummer 96, 25. April 1997, Seite 10 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  7. Georges Corm: Libanon - neues Spielfeld für Agitatoren. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 7640, 15. April 2005 (übersetzt von Edgar Peinelt), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  8. Ute Planert: „Weltgeist zu Pferde“. Napoleons Erfolge zeigten Europa, welche Kraft in der nationalen Idee steckte. In: DER SPIEGEL. Nummer 6/2007, 5. Februar 2007, ISSN 0038-7452, Seite 66 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  9. Wolodymyr Schtschelkunow: Die Ukraine – ein europäischer Staat. Replik auf „Ukraine und Türkei nicht in die EU“, 21. Februar. In: DiePresse.com. 12. März 2007, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  10. Jan Keetman: Iraks Kurden liebäugeln mit Türkei. In: DiePresse.com. 12. Juli 2009, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  11. Antonia Bertschinger: Die paranoide Angst vor ausländischer Einmischung hat im Iran historische Wurzeln. In: Tages-Anzeiger Online. 29. Juli 2009, ISSN 1422-9994 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  12. vmt.: China geht die Geduld mit dem Verbündeten Nordkorea aus. In: NZZOnline. 5. Dezember 2010, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  13. Jan Jirát, Yves Wegelin (Interviewer); Dieter Freiburghaus (Interviewter): Beziehungen Schweiz-EU: «Die Schweiz wird auf dem bilateralen Weg weiterwursteln können». In: WOZ Online. Nummer 11/2011, 17. März 2011 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  14. Alvin Sold: Leitartikel: Niedergang der Streitkultur. In: Tageblatt Online. 16. Mai 2011 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  15. Teresa Eder (Interviewerin); Markus Höhne (Interviewter): „Kenia wird das nächste Ziel al-Shabaabs sein“. In: Der Standard digital. 24. Oktober 2011 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  16. Ingo Way (Interviewer); Dan Schueftan (Interviewter): Redezeit: »Europäer können keinen Druck machen«. Politikwissenschaftler Dan Schueftan über eine Demokratie in der arabischen Welt und das iranische Atomprogramm. In: Jüdische Allgemeine Online. 5. Dezember 2011, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  17. Christian Parenti: Wer war Nadschibullah? Die sowjetische Invasion und die Irrtümer der afghanischen Kommunisten. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 9875, 10. August 2012 (übersetzt von Edgar Peinelt), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 3. August 2013).