Plädoyer

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des Jahres 2015 das Wort der Woche.

Plädoyer (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Plädoyer die Plädoyers
Genitiv des Plädoyers der Plädoyers
Dativ dem Plädoyer den Plädoyers
Akkusativ das Plädoyer die Plädoyers

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

18. Jahrhundert: Plaidoyer

Worttrennung:

Plä·do·yer, Plural: Plä·do·yers

Aussprache:

IPA: [plɛdo̯aˈjeː], [plɛdoˈjeː]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Plädoyer (Info)
Reime: -eː

Bedeutungen:

[1] Rechtssprache: zusammenfassende Rede vor Gericht, die von Rechtsanwälten und Staatsanwälten gehalten wird
[2] bildungssprachlich: ausführlicher Appell, mit dem jemand etwas entschieden befürwortet oder ablehnt

Herkunft:

Plädoyer wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom (mittel-)französischen plaidoyer → fr übernommen, welches wahrscheinlich als substantivierter Infinitiv aufgefasst wurde und damit im Gegensatz zum altfranzösischen plaidoiié, dem substantivierten Partizip Perfekt des altfranzösischen Verbs plaidoiier ‚einen Rechtsstreit führen, sich vor Gericht äußern‘, stand.[1]

Oberbegriffe:

[1] Rede

Unterbegriffe:

[1] Eingangsplädoyer, Eröffnungsplädoyer, Schlussplädoyer/Abschlussplädoyer
[2] Fürrede, Gegenrede

Beispiele:

[1] „Im Prozess um den Mord an der Schülerin Sonja vor 22 Jahren wird am Freitag das Plädoyer der Verteidigung vor dem Landgericht Stade erwartet.“[2]
[1] Im Plädoyer beweist der Staatsanwalt die Schuld des Angeklagten und weist darauf hin, daß eine Bestrafung für die begangene Straftat unabwendbar ist.[3]
[1] „Seine millionenschweren Manipulationen werteten die Staatsanwälte in ihrem Plädoyer jedenfalls nicht als organisierte Kriminalität, sondern als dreistes Bubenstück.“[4]
[2] „Die Stadt Nagold liegt ihm am Herzen. Und so verwundert es auch nicht, dass Altstadtrat Paul Baitinger seine Abschiedsrede nicht nur dazu nutzte, den Weggefährten zu danken. Mit einem flammenden Plädoyer für eine bessere Sicht- und Wegebeziehung zur Ruine auf dem Schlossberg setzte er zum Abschluss noch mal ein Ausrufezeichen.“[5].
[2] „Gaucks Plädoyer für die Freiheit steht auf Platz eins der Bestsellerliste, aber er weiß, dass die Deutschen die Freiheit ähnlich achten wie einen alten Gebrauchtwagen.“[6]
[2] „Seine Rede ist ein Plädoyer für Europa aus reinen Vernunftgründen.“[7]
[2] „Weder ein Plädoyer für eine Alleinherrschaft ohne Wenn und Aber und ohne verfassungsmäßige Einhegung noch jakobinische Parteigängerei konnte er seinen Figuren in den Mund legen.“[8]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Plädoyer der Verteidigung, Plädoyer des Verteidigers, Plädoyer der Staatsanwaltschaft, Plädoyer des Staatsanwalts
[2] ein Plädoyer für etwas

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Plädoyer
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Plädoyer
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPlädoyer
[1, 2] The Free Dictionary „Plädoyer
[1, 2] Duden online „Plädoyer

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, unter „plädieren“, Seite 1014
  2. Ad hoc News: „Prozess - (Vorschau) Plädoyer im Mordfall Sonja erwartet - Möglicherweise auch Urteil“, 06.08.2009, 13:09 Uhr
  3. Die staatsanwaltschaftliche Aufsicht in der UdSSR: Übersetzung aus dem Russischen, Akademie für Staats-und Rechtswissenschaft der DDR, Informationszentrum Staat und Recht, Abt. Publikationen, 1976. Abgerufen am 22. August 2015.
  4. Sven Goldmann: Der Navigator ist zurück. In: Zeit Online. 21. November 2009, ISSN 0044-2070 (URL).
  5. Heiko Hofmann: „Ein flammendes Plädoyer für die Burg“, Schwarzwälder Bote, 30.7.2009
  6. Stefan Berg, Markus Feldenkirchen, Jan Fleischhauer, Konstantin von Hammerstein: Apostel der Freiheit. In: DER SPIEGEL. Nummer 12/2012, ISSN 0038-7452, Seite 29-35 (Zitat Seite 29).
  7. Manfred Flügge: Märchenruf von Westen. Deutsche Schriftsteller in Paris. In: Konturen. Magazin für Sprache, Literatur und Landschaft. Nummer Heft 4, 1993, Seite 5-16, Zitat Seite 12.
  8. Jan Philipp Reemtsma, in Zusammenarbeit mit Fanny Esterházy: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80070-2, Seite 367.