Ostrazismus

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Ostrazismus (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Ostrazismus
Genitiv des Ostrazismus
Dativ dem Ostrazismus
Akkusativ den Ostrazismus

Alternative Schreibweisen:

Ostrakismos

Worttrennung:

Os·tra·zis·mus, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ɔstʁaˈt͡sɪsmʊs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Ostrazismus (Info)
Reime: -ɪsmʊs

Bedeutungen:

[1] Geschichte: von 500 bis 417 vor Christus in Athen zum Schutz der Verfassung geschaffene Rechtsprechung durch ein eingesetztes Volksgericht, durch das missliebige Männer ohne Minderung ihres Vermögens und ihrer Bürgerrechte für zehn (in der Spätzeit für fünf) Jahre verbannt wurden
[2] Psychologie: Ächtung oder ernsthafte Androhung von Ächtung eines Gruppenmitgliedes in Gruppen, die normal einen ausgeprägten Zusammenhalt haben

Herkunft:

über neulateinisch mit gleicher Bedeutung ostracismus → la von altgriechisch ὀστρακισμός (ostrakismos→ grc,Scherbengericht“, zu ὄστρακον (ostrakon→ grc, die „Tonscherbe, Scherbe (Ostrakon)“. Auf eine solche Tonscherbe wurde der Name der zu verbannenden Person geschrieben[1]

Synonyme:

[1] Scherbengericht
[2] sozialer Ausschluss

Sinnverwandte Wörter:

[2] Ausgrenzung, Mobbing

Beispiele:

[1] Anders als in vielen anderen Bereichen der Alten Geschichte liegen für das Scherbengericht oder den Ostrazismus Originalquellen in Form von ausgegrabenen beschrifteten Scherben in großer Anzahl vor.[2]
[1] Ich habe den Ostrazismus deshalb angeführt, um nachzuweisen, wie das Altertum die Handlungen des Hochverrats beurteilt hat, und damit ausgesprochen, schon der bloße Verdacht habe hingereicht, um auch verdiente, hochgestellte Männer aus dem Vaterlande zu verbannen.[3]
[1] „Man hat aber dadurch – und das wiederum ist trostreich – eine Verfassungskrise auf europäischer Ebene ausgelöst und einen Nachdenkprozess eingeleitet, der andere Länder vor solchen Ostrazismen, vor solchen "Scherbengerichten" in Zukunft schützen wird, denn die Sanktionen – und das möchte ich hier ganz klar sagen – haben ihr Ziel nicht erreicht, und da braucht sich keiner in den Sack zu lügen“[4]
[2] Ein durch gänzliche Ignoranz gekennzeichneter Ostrazismus sowie die Ausgrenzung aus einer bedeutsamen sozialen Gruppe kann in Menschen sozialen Schmerz auslösen.[5]

Charakteristische Wortkombinationen:

[2] rücksichtsloser, beispielloser Ostrazismus

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Ostrazismus
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Ostrazismus
[1] Duden online „Ostrazismus
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, elektronische Version, Eintrag „Ostrazismus“
[1] Der Neue Herder. In 2 Bänden. Herder Verlag, Freiburg 1949, Band 2, Spalte 3132, Artikel „Ostrazismus“
[2] Hogrefe

Quellen:

  1. nach: Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, elektronische Version, Eintrag „Ostrazismus“
  2. nach: Wikipedia-Artikel „Scherbengericht
  3. Verhandlungen der Württembergischen Kammer der Abgeordneten. in den Jahren 1851—53. 6. Band, 1853, Seite 5327 (alte Schreibweisen im Zitat: ‚deßhalb‘, ‚Alterthum‘, ‚Hochverraths‘, ‚beurtheilt‘, zitiert nach Google Books).
  4. Stenographisches Protokoll der 36. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich in der XXI. Gesetzgebungsperiode am 20. September 2000
  5. Stangl, W. (2019). Stichwort: Ostrazismus Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.