Zum Inhalt springen

Muckefuck

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Muckefuck (Deutsch)

[Bearbeiten]
Singular Plural
Nominativ der Muckefuck
Genitiv des Muckefucks
Dativ dem Muckefuck
Akkusativ den Muckefuck

Worttrennung:

Mu·cke·fuck, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈmʊkəˌfʊk]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Muckefuck (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: Getränk aus gemahlenem Kaffee oder ersatzweise aus einem Pulver aus gerösteten oder gemahlenen Pflanzenteilen, das zu dünn (oder ein weiteres Mal) aufgebrüht wurde und deshalb von minderer Qualität ist

Herkunft:

Das seit dem 19. Jahrhundert[1][2] zunächst im Rheinland bezeugte[2] Wort geht wohl auf rheinisches (verächtliches) Muckenfuck ‚Kaffeeersatzmittel, wie Cichorie, in Pulverform; sehr dünner Kaffee, bes. der auf schon einmal verwandten Bohnen aufgeschüttet ist‘[3], eigentlich ‚brauner Mulm, der sich in faulenden Baumstümpfen bildet‘[4] zurück,[1] einer Zusammensetzung aus MuckeMulm in hohlen, verfaulenden Baumstümpfen[2] beziehungsweise Muckenbrauner Holzmulm[1] und fuckfaul;[1][2] edelfaul, schon etwas angefault, von der Birne[5]. Doch bleibt die Wortstellung auffällig.[2] Die Deutung, nach der es sich um eine Entstellung aus dem französischen moka → fr faux → frfalscher Mokka‘ handele, lässt sich nicht stützen.[1][4]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Blümchenkaffee, Eichelkaffee, Ersatzkaffee, Kaffee-Ersatz / Kaffeeersatz, Lorke, Malzkaffee, Plörre

Oberbegriffe:

[1] Getränk

Beispiele:

[1] „In drei großen Kesseln bekommen wir den Kaffee. ‚Muckefuck‘ sagen wir dazu, ein schwarzes heißes Wasser aus gebranntem Korn und einigen Zusätzen.“[6]
[1] „Ehe sie ihm noch seinen Muckefuck auf den Tisch setzen konnte, war er schon wieder fortgelaufen zu einem jener hastigen, unbegreiflichen Gänge, die er früher nie unternommen hatte.“[7]
[1] „Übrigens ist der Kaffee bloß Muckefuck und die Butter Margarine…“[8]
[1] „Ursprünglich sollte es Muckefuck sein, dieser aus gebrannter Gerste und ähnlichem Getreideschrot gemachte Trunk armer Leute aus Deutschlands Notzeiten.“[9]
[1] „Wir essen still unsere Schinkenschnitten und trinken Malzkaffee, der in unserer Familie Muckefuck heißt.“[10]
[1] „Wieder wartete ich, dieses Mal in einer ofenbeheizten Hütte, und trank Muckefuck mit einigen Luftwaffenoffizieren.“[11]
[1] „Wenn ich das auf dem schwarzen Markt hätte kaufen müssen!, dachte Doll und setzte in einer Kasserolle Wasser auf, für Muckefuck selbstverständlich, denn die guten Kaffeebohnen blieben natürlich für das Wiedersehen mit Alma.“[12]
[1] „Meine Großmutter, sie hatte ihren üppigen Körper auch im Sommer in ein Korsett geschnürt, kam aus der Küche mit einer Kanne Muckefuck für ihn und mich.“[13]

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1] Wikipedia-Artikel „Muckefuck
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Muckefuck
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Muckefuck
[1] The Free Dictionary „Muckefuck
[1] Duden online „Muckefuck
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Muckefuck“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Muckefuck
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalMuckefuck

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Muckefuck
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Stichwort »Muckefuck«, Seite 637.
  3. Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „Mucken-fuck“.
  4. 4,0 4,1 Nachträge zum Rheinischen Wörterbuch „Mucken-fuck
  5. Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „fuck Ⅱ“.
  6. Wolfgang Langhoff; mit einem Vorwort von Willi Dickhut: Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager. 4. Auflage. Schweizer Spiegel Verlag, Zürich 1935, Seite 131 (Zitiert nach Google Books).
  7. Hans Fallada; Paul Wiegler (Herausgeber): Jeder stirbt für sich allein. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1947, Seite 105 (Zitiert nach Google Books).
  8. Hans Fallada; Paul Wiegler (Herausgeber): Jeder stirbt für sich allein. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1947, Seite 528 (Zitiert nach Google Books).
  9. Franz Josef Degenhardt: Für ewig und drei Tage. Roman. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-351-02857-1, Seite 273.
  10. Manfred Krug: Mein schönes Leben. Econ, München 2003, ISBN 3-430-15733-1, Seite 234.
  11. Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten. Roman. Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2009 (Originaltitel: Les bienveillantes, übersetzt von Hainer Kober), ISBN 978-3-8333-0628-0, Seite 481 (französische Originalausgabe 2006).
  12. Hans Fallada: Der Alpdruck. Roman. Aufbau Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-351-03578-5, Seite 180–181 (Erstveröffentlichung 1947).
  13. Helga Schubert: Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten. Originalausgabe. 11. Auflage. dtv, München 2021, ISBN 978-3-423-28278-9, Seite 7.