Molle

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Molle (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Molle die Mollen
Genitiv der Molle der Mollen
Dativ der Molle den Mollen
Akkusativ die Molle die Mollen

Worttrennung:

Mol·le, Plural: Mol·len

Aussprache:

IPA: [ˈmɔlə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Molle (Info)
Reime: -ɔlə

Bedeutungen:

[1] nordostdeutsch, besonders berlinisch: Glas Bier
[2] nordost- und mittelostdeutsch, besonders berlinisch, sächsisch: Bett
[3] norddeutsch: Mulde (insbesondere ein Backtrog oder für Kartoffeln)

Herkunft:

seit dem 19. Jahrhundert bezeugt; Erbwort aus mittelniederdeutsch molle → gml, eine Nebenform von mittelhochdeutsch mulde → gmh; siehe »Mulde«[1][2]

Synonyme:

[2] Deutschland: salopp: Falle, umgangssprachlich: Federn, Berlin, salopp: Furzmolle, Kindersprache: Heia, umgangssprachlich: Kiste, umgangssprachlich scherzhaft: Koje
[2] Deutschland familiär, Schweiz: Nest
[2] Ostösterreich: Hapfe, Hapfen; Westösterreich, besonders Wien: Harpfen, scherzhaft: Nürscherl

Sinnverwandte Wörter:

[1] Bierhumpen, Schoppen; Deutschland, Österreich: Halbe; Ostösterreich: Krügel; Süddeutschland: Mass, Masskrug; Westösterreich: Maß, Maßkrug; Österreich: Seidel, Seitel, Seiterl; Schweiz: Stange

Unterbegriffe:

[2] Furzmolle

Beispiele:

[1] „Der glatzköpfige Vater Krüger pflanzte schnaufend, mit roten Wurstfingern die Molle auf den Holztisch. Der Gast zahlte gleich, trank, beugte sich zur Fränze vor.“[3]
[1] „Aber ehe noch die Molle auf seinem Platz steht, springt er auf und läuft in die Telefonzelle.“[4]
[1] „Sprechen wir es aus, gesegnete Mahlzeit, er trinkt bei Henschke oder woanders, die Binde in der Tasche, eine Molle nach der andern und einen Doornkaat dazwischen, daß ihm das Herz aufgeht.“[5]
[2] „Marcel Proust, Marc Twain und viele andere Autoren schätzen die Matratze als Schreibunterlage, ganz im Sinne des Kabarettisten Werner Finck: ‚Meines Lebens A und Z / Sind der Diwan und das Bett.‘ Thomas Hobbes bedeckt bei mathematischen Studien im Bett die Laken mit geometrischen Figuren. Und Joachim Ringelnatz widmet seiner Molle eine Hommage mit dem Titel ‚Mein Riechtwieich‘.“[6]
[3] „Er stellt sich zwei Mollen hin, sammelt mit äußerster Geschwindigkeit die Kartoffeln auf und schindet auf diese Weise soviel Zeit, dass er eine erträgliche Ruhepause vor dem Kartoffelroder hat.“[7]
[3] „‚Du böses Weib bist dem Teufel viel zu schlecht, sonst hätte er dich schon lange geholt!‘ sagte der Sleefmaker eines Abends, als er auf seiner Zugbank (Arbeitsgerät) saß und Mollen (Holzgefäß, Trog) zurechtschnitt.“[8]

Redewendungen:

[1] berlinisch: mit Mollen gießen: stark regnen
[1] berlinisch: Molle mit Kompott: ein Glas Bier und einen Schnaps

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine kleine Molle, eine kühle Molle; eine Molle trinken (gehen), salopp: ne Molle zischen (gehen); auf ne Molle

Wortbildungen:

[1] Mollenfriedhof
[3] Mollenhauer

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1161
[1, 2] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 508
[1, 2] Langenscheidt-Redaktion (Hrsg.), bearbeitet von Jens Runkehl: Langenscheidt Lilliput Berlinerisch. 1. Auflage. Langenscheidt, Berlin/München 2003, ISBN 978-3-468-20034-2, DNB 965712079, Seite 216
[1, 3] Wikipedia-Artikel „Molle
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Molle
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalMolle

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1161
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 unter dem Lemma »Molle« Seite 628 sowie unter dem Lemma »Mulde« Seite 636
  3. Rudolf Stratz: Karussell Berlin. In: Projekt Gutenberg-DE. Kapitel 15 (URL).
  4. Hans Fallada: Kleiner Mann - was nun?. Roman. 4. Auflage. Aufbau Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-7466-2676-5, Seite 254. Erstveröffentlichung 1932.
  5. Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1965, ISBN 3-423-00295-6, Seite 84. Erstveröffentlichung 1929.
  6. Jochen Bölsche: Ein Klappbett für Casanova. In: Spiegel Online. Nummer SPIEGEL WISSEN 4/2009, 10. November 2009, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2013).
  7. Hans-Dieter Trosse: Frieden, Freunde, Roggenbrötchen. Seite 120
  8. Sagen und Geschichten hinter den Figuren des Stadtbrunnens: En Stück von de Sleefmakersch. www.schneverdingen.de, abgerufen am 5. Dezember 2013.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Mole, Moll
Anagramme: ollem