Maastrichtkriterium

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Maastrichtkriterium (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Maastrichtkriterium die Maastrichtkriterien
Genitiv des Maastrichtkriteriums der Maastrichtkriterien
Dativ dem Maastrichtkriterium den Maastrichtkriterien
Akkusativ das Maastrichtkriterium die Maastrichtkriterien

Anmerkung:

Da es sich um mehrere Kriterien handelt, wird das Wort häufig im Plural gebraucht.

Alternative Schreibweisen:

Maastricht-Kriterium

Worttrennung:

Maas·t·richt·kri·te·ri·um, Plural: Maas·t·richt·kri·te·ri·en

Aussprache:

IPA: [ˈmaːstʁɪçtkʁiˌteːʁiʊm]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Maastrichtkriterium (Info)

Bedeutungen:

umgangssprachlich:
[1]  Kriterium, zu dem sich die Mitgliedsstaaten der EU im Vertrag von Maastricht verpflichtet haben, es einzuhalten
Die Kriterien beziehen sich auf
1.) eine niedrige Inflationsrate (nicht mehr als 1,5 Prozent über dem Durchschnitt der drei besten EU-Staaten),
2.) das Haushaltsdefizit eines Staates (das nicht mehr als 3 Prozent des Jahres-BIP des Landes betragen darf) und die Schuldenquote des Staates (nicht mehr als 60 Prozent des Jahres-BIP des Landes),
3.) die Zinssätze langfristiger Staatsanleihen (nicht mehr als zwei Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten)
4.) die Wechselkursstabilität (Teilnahme am Wechselkursmechanismus II, keine Abwertung, geringe Bandbreite der Schwankung des Wechselkurses)

Herkunft:

strukturell: Determinativkompositum aus dem Toponym Maastricht und dem Substantiv Kriterium
etymologisch: das Wort ist ein Neologismus der 1990er Jahre

Synonyme:

[1] EU-Konvergenzkriterium

Beispiele:

[1] Deutschland hat 2018 im 17. Jahr die Masstrichtkriterien nicht eingehalten. 2019 könnte das erste Jahr werden, in dem sich das ändert.
[1] […] die Deutschen hatten ein ähnliches Problem [mit der Schuldenlast, wie Griechenland,], galten mal als armer kranker Mann Europas, hatten die Maastrichtkriterien nicht eingehalten, hatten Investitionsprogramme, Abwrackprämie, was auch immer gemacht, um wieder die Konjunktur in Schwung zu bringen. - Das dürfen die Griechen nicht?[1]
[1] [Deutschland:] Wir werden im nächsten Jahr auch nach unserer eigenen Prognose im vierten Jahr hintereinander dieses Maastrichtkriterium eines Defizits in Relation zu der gesamtwirtschaftlichen Leistung, also zum Bruttoinlandprodukt, von 3 Prozent wieder überschreiten.[2]
[1] [Deutschland:] […] ich glaube, dass es richtig ist, wenn wir in aller Offenheit sagen, wir werden im Jahr 2006 weder die Verfassung mit Blick auf die Bestimmungen über die Gestaltung des Haushaltes einhalten können, noch das Maastrichtkriterium einhalten können. […] die Situation ist im finanziellen Bereich desaströs, die Vorgaben, die eigentlich zu beachten sind, können nicht beachtet werden. Im Jahr 2007 ist es unser Ziel sowohl die Grenze der Verfassungsmäßigkeit, als auch das Maastrichtkriterium wieder einzuhalten […].[3]
[1] [Deutschland:] Es wird einen Nachtragshaushalt geben. Die Verschuldung steigt über jedes Maastrichtkriterium, und zwar schon dieses Jahr. Wer soll das bezahlen?[4]
[1] [Frankreich:] Die Neuverschuldung peilt mit voraussichtlich sieben bis acht Prozent des Bruttosozialproduktes in diesem Jahr schwindelerregende Höhen an, die das Maastrichtkriterium von drei Prozent für Jahre ins Reich der Utopie zu schicken scheint.[5]
[1] [Italien:] Italien wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ein Defizitverfahren. Ministerpräsident Silvio Berlusconi, derzeit auch Finanzminister, versprach in Brüssel höchstpersönlich, er werde die Maastrichtkriterien in diesem Jahr erfüllen.[6]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Verb: die Maastrichtkriterien einhalten, die Maastrichtkriterien reißen, die Maastrichtkriterien verfehlen
[1] mit Substantiv: Bruch der Maastrichtkriterien

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „EU-Konvergenzkriterien

Quellen:

  1. Ulrich Ziegler: Nach der Frist ist vor der Frist - Wie geht es weiter mit den Griechen und dem Euro?. In: Deutsche Welle. 21. Februar 2015 (Deutschlandfunk Kultur / Berlin, Sendereihe: Tacheles, Interview mit Henrik Enderlein, Professor für politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin und Direktor des Jaques Delors Institut, URL, abgerufen am 3. Juli 2018).
  2. Hans-Peter Probst: „Wir brauchen dringend mehr Investitionen“. In: Deutschlandradio. 19. Oktober 2004 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Interview, Interview mit Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der Westdeutschen Landesbank, URL, abgerufen am 3. Juli 2018).
  3. Dirk Müller: Müller: Verfassungskonformer Haushalt ist nicht möglich. Saarländischer Ministerpräsident verteidigt Koalitionspläne. In: Deutschlandradio. 14. November 2005 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Interview, Interview mit dem saarländischen Ministerpräsident der CDU, Peter Müller, URL, abgerufen am 3. Juli 2018).
  4. Jürgen Liminski: CDU-Politiker tritt auf die Schuldenbremse. Philipp Mißfelder: Konjunkturpaket II darf nicht auf Kosten künftiger Generationen gehen. In: Deutschlandradio. 12. Januar 2009 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Interview, Interview mit Philipp Mißfelder, URL, abgerufen am 3. Juli 2018).
  5. Burkhard Birke: „Das Defizit zur Finanzierung der Zukunft“. Frankreich sucht nach Wegen aus der Staatsverschuldung. In: Deutschlandradio. 16. September 2009 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Europa heute, URL, abgerufen am 3. Juli 2018).
  6. Bernd Riegert: Europa - Italiens Kampf um's Haushaltsgeld. In: Deutsche Welle. 6. Juli 2004 (URL, abgerufen am 3. Juli 2018).