Kulturkampf

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Kulturkampf (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Kulturkampf
Genitiv des Kulturkampfs
des Kulturkampfes
Dativ dem Kulturkampf
dem Kulturkampfe
Akkusativ den Kulturkampf

Worttrennung:

Kul·tur·kampf, kein Plural

Aussprache:

IPA: [kʊlˈtuːɐ̯ˌkamp͡f]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Kulturkampf (Info), Plural:

Bedeutungen:

[1] historisch: Bezeichnung für das Vorgehen gegen katholische Hierarchie und politischen Katholizismus bei der Auseinandersetzung zwischen Staat und katholischer Kirche (unter Papst Pius IX.)
[1a] im Deutschen Reich, 1871–1887
[1b] in der Schweiz, 1873–1883
[2] allgemein: breit angelegte Verfolgung von Kirche und Religion durch Staat oder Gesellschaft (in Anlehnung an Bedeutung [1])

Herkunft:

[1] Kompositum, zusammengesetzt aus Kultur und Kampf
[1] von dem Mediziner und liberalen Politiker Rudolf Virchow (1821–1902) in einem Wahlaufruf der Deutschen Fortschrittspartei für die Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1873 verwendeter Begriff, der durch das antikatholische Lager übernommen und in den Sprachgebrauch überging.

Beispiele:

[1a] „Während des Kulturkampfes war es eine offene Frage, wer aus dem Bündnis gegen die Ultramontanen den größeren Nutzen ziehen würde: Bismarck oder seine liberalen Verbündeten.“[1]
[1a] „Im Kulturkampf entluden sich aber nicht nur konfessionelle Konflikte zwischen protestantischem Staat und katholischer Zentrumspartei, sondern auch kirchenfeindliche Einstellungen des Liberalismus und antipreußische Affekte der süddeutschen Länder.“[2]
[1a] „Den Namen des berühmten antiklerikalen Spötters wollte er in die Arena des Kulturkampfes zerren.“[3]
[1b] „Der Kulturkampf wurde nirgendwo in so scharfer Form wie in der Schweiz geführt, obwohl er eigentlich nur in den gemischten Kantonen stattfand, seine Urheber bei den Katholiken selbst, nicht jedoch bei den Protestanten zu suche waren und sich tragende Kräfte der liberal-radikalen Katholiken weitgehend als Reformbewegung ohne Volk erwiesen.“[4]
[1b] „Auf den Widerstand der katholischen Bevölkerung des Jura reagierte die Berner Regierung 1874 mit dessen militärischer Besetzung. Erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen und einem konservativen Machtwechsel in Bern ebbte der Kulturkampf nach 1878 ab.“[5]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1a, 1b] Brockhaus-Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden. Neunzehnte, völlig neu bearbeitete Auflage. Zwölfter Band: KIR–LAG und zweiter Nachtrag, F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 1990, ISBN 3-7653-1112-X, DNB 900618493, Seite 585 f.
[1a] Wikipedia-Artikel „Kulturkampf
[1b] Wikipedia-Artikel „Kulturkampf in der Schweiz
[1a] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Kulturkampf
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKulturkampf
[1a, 1b, 2] Der Neue Herder. In 2 Bänden. Herder Verlag, Freiburg 1949, Band 1, Spalte 2292 f. , Artikel „Kulturkampf“

Quellen:

  1. Otto Pflanze: Bismarck: Der Reichsgründer. C.H. Beck, 2008, Seite 758
  2. Hans-Rudolf Peters: Wirtschaftspolitik . 3. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000. Seite 347
  3. Joseph Kraus: Wilhelm Busch mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 978-3-499-50163-0, Seite 71. Erstauflage 1970.
  4. Urban Fink: Die Luzerner Nuntiatur 1586–1873: zur Behördengeschichte und Quellenkunde der päpstlichen Diplomatie in der Schweiz. Rex Verlag, 1997. Seite 82
  5. Erwin Gatz: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Duncker & Humblot, 1983. Seite 428