Kothurn

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Kothurn (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Kothurn die Kothurne
Genitiv des Kothurns
des Kothurnes
der Kothurne
Dativ dem Kothurn den Kothurnen
Akkusativ den Kothurn die Kothurne

Worttrennung:

Ko·thurn, Plural: Ko·thur·ne

Aussprache:

IPA: [koˈtʊʁn]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Kothurn (Info)
Reime: -ʊʁn

Bedeutungen:

[1] Antikes Theater: der hohe Bühnenschuh, der Stiefel mit hoher Sohle, den die Schauspieler im antiken Trauerspiel im Gegensatz zu dem leichten Schuhwerk der komischen Schauspieler, dem soccus (lateinisch), trugen. Von seinem Ursprung her ist der Kothurn ein Jagdstiefel.
[2] Synonym für hochtrabendes, geschwülstiges Sprechen
[3] Synonym für die Altgriechische Tragödie

Herkunft:

von gleichbedeutend lateinisch: cothurnus im 19. Jahrhundert entlehnt; aus griechisch κόθορνος (kóthornos) = „der hohe Schuh der Schauspieler“, „hoher Stiefel“[1][2]

Beispiele:

[1]
[2] Es gilt doch vor allem, die Alten herabsteigen zu machen von dem phantastischen Kothurn, auf dem sie der Masse des Publikums erscheinen. Sie in die reale Welt, wo gehaßt und geliebt, gesägt und gezimmert, phantasiert und geschwindelt wird, den Lesern zu versetzen — und darum mußte der Consul ein Bürgermeister werden …“[3]
[2] "In einem welthistorischen Zeitpunkt der hellenischen Geschichte stehend, wo Altes mit Neuem rang und ein unheilbarer Riß durch die Gesellschaft ging, ergriff" Euripides "die Partei der freien Bewegung als ihr kühnster und offenster Wortführer. Er trat in erklärten Gegensatz zum Glauben, Denken und Stil der Alten; er sagte sich los von der dämonischen Weltbetrachtung und kümmerte sich weder um ideale Schönheit und hergebrachte Kunstregel noch um die Plastik der dichterischen Darstellung, Vorzüge, welche seine Vorgänger Äschylos und Sophokles auszeichnen. Bei Euripides erscheint das Schicksal nur noch als Zufall; seine Personen sind vom erhabenen Kothurn herabgetreten und zeigen sich als Charaktere des alltäglichen Lebens."[4]

Redewendungen:

[2] auf hohem Kothurn schreiten / einherschreiten / gehen / einhergehen – pathetisch oder hochtrabend reden

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Kothurn
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Kothurn
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Kothurn
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKothurn

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 723.
  2. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, Seite 532.
  3. Theodor Mommsen zu seiner Arbeitsweise beim Verfassen seiner "Römischen Geschichte", für die er 1902 als bisher einziger Historiker den Literaturnobelpreis erhielt.
  4. Artikel "Euripides" in: Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage, Bd. 5., Leipzig und Wien 1885 - 1892