Gigolo

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Gigolo (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Gigolo die Gigolos
Genitiv des Gigolos der Gigolos
Dativ dem Gigolo den Gigolos
Akkusativ den Gigolo die Gigolos

Worttrennung:

Gi·go·lo, Plural: Gi·go·los

Aussprache:

IPA: [ˈʒiːɡolo], [ˈd͡ʒiːɡolo], [ˈʒɪɡolo]
Hörbeispiele: —, Lautsprecherbild [ˈd͡ʒiːɡolo] (Frauenstimme) (Info), —

Bedeutungen:

[1] veraltend: Angestellter eines Tanzlokals, einer Tanzschule, der sich als Tanzpartner den weiblichen Gästen anbietet
[2] umgangssprachlich: (jüngerer, eleganter, in der Halbwelt verkehrender) Mann, der eine intime, zumeist sexuell geprägte, längerfristige Beziehung mit einer zumeist älteren (gut betuchten) Dame hat und sich von dieser aushalten lässt
[3] umgangssprachlich seltener: (jüngerer oder älterer) charmanter, gutaussehender, lebemännischer Mann, der bei Frauen besonders gut ankommt und daher viele Liebschaften hat

Herkunft:

Das Wort wurde im 20. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt,[1][2] in dem gigolo → fr ursprünglich wohl ‚jeune danseur,[3] jeune homme qui fréquente les bals de barrière[3][4]‘ bedeutete, also einen jungen Tänzer, einen ‚junge[n] Mann, der häufig (zwielichtige) Tanzveranstaltungen besucht‘[2] bezeichnet. Das Wort ist eine Ableitung zum Substantiv gigue → fr (mundartlich auch gigo → fr, giga → fr) ‚Bein, Schenkel‘ (vergleiche gigot → fr) sowie ‚Tanz, Tanzmelodie‘ (vergleiche giguer → frherumhüpfen, herumtollen, tanzen‘).[1] Die weitere Herkunft ist ungewiss.[1][2] Vielleicht ist als Etymon altfranzösisches gigue → froStreichinstrument‘ anzusetzen, einer Entlehnung aus dem Germanischen (siehe Geige).[1]

Synonyme:

[1] Eintänzer
[1] veraltend umgangssprachlich: Leihkavalier[5]

Sinnverwandte Wörter:

[2] Callboy, Witwentröster
[3] Aufreißer, Casanova, Don Juan, Frauenheld, Frauenjäger, Frauentyp, Herzensbrecher, Herzensdieb, Homme à Femmes, Ladykiller, Lebemann, Playboy, Schürzenjäger, Suitier, Weiberheld, Womanizer
[3] Beau, Geck, Schönling

Oberbegriffe:

[1–3] Mann

Unterbegriffe:

[2] Alt-Gigolo, Edel-Gigolo

Beispiele:

[1] „Vielleicht sind die mißtrauischen Blicke, mit denen oft die Ehegatten den modisch besmokingten Gigolo an ihren Tisch herantänzeln sehen, nicht ganz so unberechtigt, denn die verpflichteten Tänzer, deren Qualitäten meistens in ein paar exklusiven Schritten, einem tadellosen »evening dress« im Verein mit guten Manieren bestehen, sind von allzuvielen Frauen geradezu darauf dressiert worden, ihre Aufgaben auf weitere Gebiete zu übertragen.“[6]
[1] „Neulich hörte ich in einem Dancing in Nizza einen armen kleinen Gigolo sagen: Une femme! Une femme! Ça fait pipi avec rien. Ich wollte es nicht gehört haben.“[7]
[1] „Ob sich nun der Naturalismusfürst tatsächlich je auf der Tanzfläche seines bevorzugten Beherbergungsbetriebes aufhielt, ist unbekannt. Vielleicht Gattin Grete, erfreute sich doch der 5-o’-clock-Tea bei den schnieken Ladies größter Beliebtheit, nicht zuletzt wegen der Gigolos. Diese professionellen Eintänzer wuchten jeglich weiblich’ Wesen, ohne Ansehen von Alter oder Gewicht übers Parkett, mit Todesverachtung & steifem Kragen.“[8]
[2] „Der zweite ist Casanova persönlich, ein rüder ‚alter Habicht‘, der nicht mehr so kann, wie er möchte, weshalb Camille, seine auch schon etwas zerfallene ‚letzte Geliebte‘, sich einen 20jährigen Gigolo angelt, der aber nur gegen Bezahlung arbeitet.“[9]
[2] „Nach Überzeugung des Richters drang der Angeklagte, der nach eigenen Angaben als Gigolo von Zuwendungen älterer Frauen lebt, über ein Kellerfenster in die Villa der Wormser Seniorin ein.“[10]
[2] „In Europa, wo ihn Thomas Mann mit seinem Felix Krull am besten beschrieben hat, gilt er als hübscher, junger Gigolo, der an der italienischen und französischen Riviera alten, reichen Damen das Geld aus der Tasche zieht.“[11]
[3] „Was aber, wenn diese Frau die steuertechnischen Geheimnisse ihres Ex-Mannes preisgibt und ihn als polospielenden Gigolo und Steuerbetrüger hinstellt?“[12]
[3] „Der Gigolo ging faul hinter ihr her, nachdem er das Taxi bezahlt hatte.“[13]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1, 2] als Gigolo arbeiten
[2] eine Dame hat, hält sich, leistet sich einen Gigolo
[2, 3] abgetakelter, alternder, italienischer, lasziver, verführerischer, windiger Gigolo
[3] alter, reicher, unverbesserlicher Gigolo

Wortbildungen:

[2] Substantiv: Gigololeben
[2, 3] Adjektive: gigolohaft, gigolomäßig
[3] Substantive: Provinzgigolo, Vorstadtgigolo

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wikipedia-Artikel „Gigolo
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gigolo
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Gigolo
[1–3] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Gigolo
[*] The Free Dictionary „Gigolo
[1, 2] Duden online „Gigolo
[1, 3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Gigolo“ auf wissen.de
[1, 3] Wahrig Fremdwörterlexikon „Gigolo“ auf wissen.de
[1, 3] wissen.de – Lexikon „Gigolo
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Gigolo
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGigolo
[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Gigolo«.
[1–3] Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 6. Band: Gag – Gynäkologie, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019457-9, DNB 990069575 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß bis 2006 und Herbert Schmidt seit 2006), Stichwort »Gigolo«, Seite 285–286.
[1, 2] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 10., aktualisierte Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04060-5, DNB 1007274220, Stichwort »Gigolo«, Seite 382.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Gigolo
  2. 2,0 2,1 2,2 Duden online „Gigolo
  3. 3,0 3,1 Louis Guilbert, René Lagane, Georges Niobey et al.: Grand Larousse de la langue française en sept volumes. Tome troisième, ES - INC, Librairie Larousse, Paris 1989, ISBN 2-03-101373-4-VL, ISBN 2-03-101843-4-VT (Digitalisat bei Gallica), Stichwort »gigolo«, Seite 2178.
  4. Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅥ, 1922–2002, Stichwort »gîga«, Seite 36.
  5. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Leihkavalier«.
  6. Paula von Reznicek: Der Ersatz-Mann. In: Auferstehung der Dame. 7. Auflage. Dieck & Co., Stuttgart [1928], Seite 168, DNB 985531770 (Zitiert nach zeno.org).
  7. Kaspar Hauser: Gespräch auf einem Diplomatenempfang. In: Die Weltbühne. Wochenschrift für Politik-Kunst-Wirtschaft. Nummer 12, ⅩⅩⅥ. Jahrgang, Erstes Halbjahr, 18. März 1930, ISSN 0043-2598, Seite 437 (Zitiert nach Internet Archive).
  8. Norbert Tefelski: Swinging Metropolis. In: taz.die tageszeitung. Nummer 2703, 9. Januar 1989, ISSN 1434-4459, Seite 20 (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 19. März 2021).
  9. Was soll das alles? In: DER SPIEGEL. 15. April 1953, ISSN 0038-7452, Seite 29 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 19. März 2021).
  10. Wormser Gigolo muss in Haft. In: Mannheimer Morgen. 21. Dezember 2002.
  11. Doris Akrap (Interviewerin), Joshua Cohen (Interviewter): „Donald Trump hat keine Chance“. In: taz.de. 18. Oktober 2016, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 19. März 2021)..
  12. Karin Müller: „Dallas“ in Zürich. In: Tages-Anzeiger. Nummer 40, 11. Oktober 1996, ISSN 1424-0262, Seite 23.
  13. Erich Maria Remarque: Arc de Triomphe. Roman. 4. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-02723-9, Seite 388. In Englisch Dezember 1945, in Deutsch Dezember 1946 zuerst erschienen.