Geiselhaft

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Geiselhaft (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Geiselhaft
Genitiv der Geiselhaft
Dativ der Geiselhaft
Akkusativ die Geiselhaft

Worttrennung:

Gei·sel·haft, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈɡaɪ̯zl̩ˌhaft]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Geiselhaft (Info)

Bedeutungen:

[1] (von offizieller Instanz veranlasste) Verwahrung einer oder mehrerer Personen, die als Geiseln gefangen gehalten werden
[2] übertragen: unbeabsichtigte, nicht gewollte Teilhabe (einer Person, einer Gruppe, eines Volkes oder dergleichen) an der Verantwortung für eine Situation, die man nicht selbst verschuldet hat und die aus eigenen Kräften nicht zu ändern ist

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Geisel und Haft

Sinnverwandte Wörter:

[1] Geiselnahme

Gegenwörter:

[1] Beugehaft, Schutzhaft, Untersuchungshaft/U-Haft, Vorbeugehaft
[1] Sippenhaft
[1] Dunkelhaft, Einzelhaft, Festungshaft, Kerkerhaft

Oberbegriffe:

[1] Haft

Beispiele:

[1] „Im Sommer 2006 hielt dieses Kommando die ganze Stadt in Geiselhaft.[1]
[1] „Nach 547 Tagen Geiselhaft sind in Afghanistan die beiden französischen Journalisten Hervé Ghesquière und Stéphane Taponier freigekommen.“[2]
[1] „Schalit war vor zwei Monaten nach mehr als fünf Jahren Geiselhaft im Gazastreifen freigekommen.“[3]
[1] „Jenem Soldaten, der fünf Jahre im Gaza-Streifen in Geiselhaft saß.“[4]
[2] „Angesichts dieser Bemühungen darf man sich wundern, wie wenig das höchste Gremium der Vereinten Nationen zu sagen hatte, als Israel im Juli 2006 die gesamte libanesische Bevölkerung in Geiselhaft nahm, ganze Regionen zerstörte, hunderte von Zivilisten tötete und zehntausende zur Flucht zwang.“[5]
[2] „Das Parlament, die Demokratie ist in Geiselhaft - ein Nein zum bereits beschlossenen Paket kommt gar nicht in Frage.“[6]
[2] „Die Siedler halten nicht nur das Land in Geiselhaft, die Israelis haben ein Stockholmsyndrom entwickelt – sie haben sich mit den Siedlern solidarisiert.“[7]
[2] „Der Rat werde seit Monaten ‚in Geiselhaft gehalten von zwei Ländern, die nur an ihre eigenen Interessen denken.‘“[8]

Redewendungen:

[1, 2] (jemanden, etwas) in Geiselhaft nehmen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einjährige, zweimonatige, dreiwöchige, viertägige Geiselhaft; in Geiselhaft geraten, sitzen; jemanden aus der Geiselhaft befreien; jemanden in Geiselhaft halten
[2] ein Volk gerät in die Geiselhaft der politischen Interessen anderer (mächtigerer) Länder

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 3. Band Einl–Geld, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04763-1, DNB 965408124, Seite 1430.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 660.
[1] Duden online „Geiselhaft
[1, 2] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Geiselhaft“ auf wissen.de
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGeiselhaft
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Geiselhaft

Quellen:

  1. Adriana Rossi: Koks für die Welt. Wie der Drogenhandel Staaten in Lateinamerika zerstört. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 8907, 12. Juni 2009 (übersetzt von Ralf Leonhard), ISSN 1434-2561, Seite 3–4 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  2. Meldungen des Monats. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 9540, 8. Juli 2011, ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  3. Dominik Peters, Hannes Alpen: Türkische Presse Türkei. 19.12.2011 – Erdoğan, Armenien, Frankreich, Israel, Palästina, EU-Betirtt Türkei. In: MiGAZIN – Migration in Germany. 19. Dezember 2011 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  4. Dominik Peters, Hannes Alpen: Der Dreikampf ist eröffnet. Yair Lapid wechselt in die Politik. In: zenith – Zeitschrift für den Orient. Onlineausgabe. 9. Januar 2012, ISSN 1439-9660 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  5. Georges Corm: Modell Libanon. Das Scheitern eines pluralistischen Staates infolge der Einmischung fremder Mächte. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 8075, 15. September 2006 (übersetzt von Edgar Peinelt), ISSN 1434-2561, Seite 16 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  6. Carlos Hanimann: Wie weiter?: Wackelpudding in der Brandung. In: WOZ Online. Nummer 48/2008, 27. November 2008 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  7. Yves Wegelin: Israel und die Welt: «Wir sehen überall Nazis». In: WOZ Online. Nummer 26/2010, 1. Januar 2010 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
  8. Nach Syrien-Veto: Russland und China haben „Blut an den Händen“. In: Tageblatt Online. 5. Februar 2012 (URL, abgerufen am 7. November 2012).