Gehenna

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Gehenna (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Gehenna
Genitiv der Gehenna
Dativ der Gehenna
Akkusativ die Gehenna

Worttrennung:

Ge·hen·na, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ɡeˈhɛna]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Gehenna (Info)
Reime: -ɛna

Bedeutungen:

[1] Judentum, Christentum: Strafort, an dem Menschen nach dem Tod ewig für ihre Sünden büßen müssen

Herkunft:

Das Wort geht über kirchenlateinisches gehenna → la und altgriechisches γέεννα (geenna→ grc auf biblisch-hebräisches גֵּי־הִנֹּם‎ (CHA: gēy Hinnom) → he ‚Tal Hinnoms, Hinnomtal‘ (vergleiche Josua 15,8 BHS)[1] – auch in den Varianten: גֵּי הִנֹּם‎ (CHA: gēy Hinnom) → he (vergleiche Josua 18,16 BHS),[1] גֵּיא־הִנֹּם‎ (CHA: gēyʾ Hinnom) → he (vergleiche Nehemia 11,30 BHS),[1] גֵּי בֶן־הִנֹּם‎ (CHA: gēy ḇæn Hinnom) → he ‚Tal des Sohnes Hinnoms‘ (vergleiche Josua 15,8 BHS, Josua 18,16 BHS, 2. Buch der Chronik 33,6 BHS),[1] גֵּיא בֶן־הִנֹּם‎ (CHA: gēyʾ ḇæn Hinnom) → he (vergleiche Jeremia 7,31-32 BHS, Jeremia 19,2-6 BHS, Jeremia 32,35 BHS, 2. Buch der Chronik 28,3 BHS),[1] גֵי בְנֵי הִנֹּם‎ (CHA: ḡēy ḇenēy Hinnom) → he ‚Tal der Söhne Hinnoms‘ (vergleiche 2. Buch der Könige 23,10 BHS)[1] – zurück.[2]
Es handelt sich um ein Toponym und bezeichnet im Alten Testament ursprünglich ein Tal bei Jerusalem, in dem dem Moloch durch Verbrennung Kinderopfer dargebracht worden sein sollen (vergleiche Ezechiel 16,20 LUT, 2. Buch der Könige 23,10 LUT), das eine Schlachtstätte und ein Leichenfeld gewesen sein soll (vergleiche Jeremia 7,31-33 LUT, Jeremia 19,1-9 LUT) und besonders in nachexilischer Zeit wohl eine Begräbnisstätte, vor allem eine für diejenigen, die aus bestimmten Gründen nicht an den regulären Begräbnisstätten bestattet wurden, womöglich auch eine Hinrichtungsstätte und ein Ort, an dem Äser verbrannt wurden (vergleiche Jesaja 66,24 LUT, Jeremia 31,40 LUT).[3] Daraus ist dann der Volksglaube entstanden, dieser Ort sei zum Schindanger für die beim Jüngsten Gericht zu bestrafenden israelitischen Missetäter bestimmt.[3] Schließlich wurde der Eingang in die Hölle dorthin verortet und Gehenna wurde zur gebräuchlichen Bezeichnung für den Strafort der Bösen nach dem Tod (vergleiche Henoch 27 Internet Archive).[3] Bei Henoch findet sich dann auch bereits die Vorstellung von der Hölle als einer Stätte voll Feuer, in der die Gottlosen durch Feuer gerichtet werden (vergleiche Henoch 90,26 Internet Archive, 100,9 Internet Archive, 108,4-6 Internet Archive).[3] Dies ist dann im Neuen Testament (vergleiche Matthäus 13,42 LUT, Markus 9,43 LUT) und in der rabbinischen Literatur die herrschende Vorstellung.[3]

Synonyme:

[1] Hölle
[1] Islam: Dschahannam

Sinnverwandte Wörter:

[1] Abaddon, Scheol
[1] Hades, Tartaros
[1] Inferno

Oberbegriffe:

[1] Totenreich

Beispiele:

[1] „Und dann muß sie ihr Thema weiter ausschreiben: ‚Wehe! Dem, der Böses tat, / Scheint Aurora eine Gehenna! / Und die schuldige Stirn zu kühlen, / Gibt es keinen Tropfen Naß in allen Weltenmeeren!‘ Gehenna, den althebräischen Namen für den Ort der Hölle, wo Menschenopfer dargebracht wurden, wählte Zwetajewa nicht von ungefähr. Seit dem 30. September 1940 wurde ihr Mann, der Jude Sergej Efron, im Lubjanka-Gefängnis ‚nicht mehr geführt‘. Er, der in Stalins Diensten einen Mord beging, wurde jetzt selbst dem Moloch Stalin geopfert.“[4]
[1] „Warum muss überhaupt Kaddisch gesagt werden? Weil der Sohn den Vater erlöst. Durch das Gebet, das ein Lobpreis Gottes (‚Erhoben und geheiligt werde sein großer Name…‘) darstellt, wird die Seele im ersten Todesjahr gereinigt und vermag dann von Gehenna nach Eden zu gelangen.“[5]
[1] „Anderen zufolge werde in der Hölle, der Gehenna, schmachten, wer nach einer Frau einen Fluss überquere oder wer beim Geldzählen einer Frau die Münzen so in die Hand legt, dass er sie dabei anschauen muss.“[6]
[1] „Dank Manasse wurde aus dem Hinnomtal nicht nur ein Ort des Todes, sondern Gehenna, die ‚Hölle‘ der jüdischen und später auch christlichen und islamischen Mythologie. Gehenna scheint nicht auf das grausige Tal beschränkt.“[7]
[1] „Resch Lakisch sagt gar, die Spötter sollen alle in die Gehenna fahren, die Hölle, und vermutlich denkt er dabei an seine eigenen Erfahrungen als Gladiator.“[8]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gehenna“ (Korpora)
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Gehenna
[1] Duden online „Gehenna
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Gehenna“ auf wissen.de
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „Gehenna“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Gehenna
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGehenna
[1] Meyers Lexikonredaktion (Herausgeber): Duden, Das Neue Lexikon in zehn Bänden, mit rund 100 000 Stichwörtern und über 7 500 meist farbigen Abbildungen, Spezialkarten, Tabellen und Übersichten im Text. 3. Auflage. Band 4: Gebi – Indi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1996, ISBN 3-411-04343-1, Stichwort »Gehenna«, Seite 1197.
[1] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Gehenna«.
[1] Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Fremdwörterlexikon. 4. Auflage. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh/München 2001, ISBN 978-3-577-10603-0, Stichwort »Gehenna«, Seite 319.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9. Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04059-9, DNB 98178948X (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Gehenna«.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Gehenna«, Seite 498.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Gehenna«.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Klaus Bieberstein: Hinnomtal [Aprill 2011]. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Herausgeber): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet. (WiBiLex). Stuttgart 2006 ff. (URL).
  2. Duden online „Gehenna
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Johann Krengel: Gehinnom. In: Georg Herlitz, Dr. Bruno Kirschner et al. (Herausgeber): Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Band Ⅱ: D—H, Jüdischer Verlag, Berlin 1928, URN:nbn:de:hebis:30-180015078028, Spalte 937–938 (Digitalisat der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).
  4. Marie-Luise Bott: Flaschenpost, in die Zukunft geworfen. In: DIE ZEIT. Nummer 45, 30. Dezember 1992, ISSN 0044-2070, Seite 78 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2020).
  5. Jeder Fluss folgt seinem eigenen Lauf. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Oktober 2000, ISSN 0174-4917, Seite B21.
  6. Daniel Stender: Goldene Zeiten für die Gottesfürchtigen. In: taz.die tageszeitung. Nummer 7664, 14. Mai 2005, ISSN 1434-4459, Seite Ⅲ [1003] (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2020).
  7. Im Untergrund der Heiligen Stadt. In: Die Weltwoche. 23. Januar 2014, ISSN 0043-2660, Seite 46–49.
  8. Rabbinerin Antje Yael Deusel: In Roms schlechter Gesellschaft. In: Jüdische Allgemeine. Wochenzeitung für Politik, Kultur, Religion und jüdisches Leben. 21. Juni 2018, ISSN 1618-9698, Seite 20 (Onlineversion vom 18.06.2018: URL, abgerufen am 3. August 2020).
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 The Comprehensive Aramaic Lexicon Project „gyhnm
  10. 10,0 10,1 The Comprehensive Aramaic Lexicon Project „gyhnˀ
  11. J[essie]. Payne Smith (Herausgeber): A Compendious Syriac Dictionary founded upon the Thesaurus Syriacus of R. Payne Smith. At the Clarendon Press, Oxford 1903, Seite 68 (Zitiert nach Internet Archive).
  12. Louis Costaz, S. J.: Dictionnaire Syriaque–Français. Syriac–English Dictionary. 3. Auflage. Dar El-Machreq, Beyrouth 2002, ISBN 2-7214-2235-9, Seite 229.
  13. Michael Sokoloff: A Syriac Lexicon. Eisenbrauns/Gorgias Press, Winona Lake (IN)/Piscataway (NJ) 2009, ISBN 978-1-57506-180-1 (Eisenbrauns), ISBN 978-1-60724-620-6 (Gorgias Press), Seite 405.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 2: Henna
Anagramme: angehen