Friedhofsruhe

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Friedhofsruhe (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Friedhofsruhe
Genitiv der Friedhofsruhe
Dativ der Friedhofsruhe
Akkusativ die Friedhofsruhe

Worttrennung:

Fried·hofs·ru·he , kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈfʁiːthoːfsˌʁuːə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Friedhofsruhe (Info)

Bedeutungen:

[1] totale Stille
[2] übertragen, negativ konnotiert: Mangel an Meinungsäußerungen oder an (politischer) Diskussion

Herkunft:

Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus dem Substantiv Friedhof, dem Fugenelement -s und dem Substantiv Ruhe

Synonyme:

[1] Grabesstille, Totenstille

Oberbegriffe:

[1] Ruhe

Beispiele:

[1] „Eine Störung der Friedhofsruhe fürchtet Michael C. Albrecht nicht, wenn Besucher mit Smartphone in der Hand über die Friedhöfe laufen: […]“[1]
[1] „Nach jahrelangen Beschwerde-Gesprächen und -briefen verlangt die Klägerin von der Domgemeinde nun vor Gericht, dass die Lautstärke der Musik in der Kirche massiv reduziert wird. […] »24 Stunden am Tag Friedhofsruhe - damit werden sie hier nicht erfolgreich sein«, warb der Vorsitzende Richter Stefan Koch für einen Vergleich.“[2]
[2] „In Ägypten herrscht eine beängstigende, trügerische Friedhofsruhe.[3]
[2] „Im twitter-ähnlichen chinsischen Mikroblogdienst Weibo herrscht inzwischen Friedhofsruhe.[4]
[2] [Platz des Himmlischen Friedens:] „Fassungslos sieht die Weltöffentlichkeit zu, wie die chinesischen Kommunisten Panzer gegen friedliche Demonstranten einsetzen. Die Demokratiebewegung wird im Blut ertränkt, anschließend herrscht Friedhofsruhe.[5]
[2] „Die chinesische Armee, deren Einmarsch auf das Dach der Welt 1950 den Anschluß Tibets an die Volksrepublik besiegelt hatte, kartätschte, acht Jahre nach der "friedlichen Befreiung", den Widerstand der Tibeter zusammen. Fortan herrschte Friedhofsruhe.[6]
[2] „»Das Militär und die Stärke seiner Truppen ist die Eintrittskarte für Idriss Déby in die westliche Welt und er wird - wie viele andere Diktatoren vor ihm - von den westlichen Regierungen hofiert, weil er für Ruhe und Ordnung sorgt, aber das ist natürlich Friedhofsruhe.«“[7]
[2] [Ostberlin/DDR:] „Vor dem [Anmerkung: Westberliner] Reichstag spielten David Bowie, die Eurythmics, Genesis. […] Die [Anmerkung: Ostberliner] Jugendlichen sangen die "Internationale" und riefen dann: "Die Mauer muss weg!" Und das vor Westreportern! Schlagstöcke flogen, Hundestaffeln vertrieben die Jugendlichen, es gab Verhaftungen. Drei Abende lang wiederholt sich das Schauspiel. Danach herrschte wieder Friedhofsruhe.[8]
[2] [CDU:] „[…] dieser ewige Appell zur Geschlossenheit ist ja nichts anderes als der Aufruf zur Friedhofsruhe.[9]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Verb: es herrscht Friedhofsruhe, die Friedhofsruhe stören
[2] mit Adjektiv: erzwungene Friedhofsruhe

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Friedhofsruhe
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalFriedhofsruhe
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Friedhofsruhe
[*] Wikipedia-Suchergebnisse für „Friedhofsruhe
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Friedhofsruhe
[1, 2] Duden online „Friedhofsruhe
[1, 2] Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wor t der Woche: Katharina Boßerhoff: Die Friedhofsruhe. In: Deutsche Welle. 30. Oktober 2020 (Text zum Download und Audio zum Download, Dauer: 01:26 mm:ss, URL, abgerufen am 14. November 2020).

Quellen:

  1. Torsten Landsberg: Bestattung – Moderne Trauerkultur: Surfen auf dem Friedhof. In: Deutsche Welle. 24. November 2018 (URL, abgerufen am 14. November 2020).
  2. "Traurig und dröhnt penetrant": Klage gegen Orgelmusik. evangelisch.de, Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH, Frankfurt am Main, Deutschland, 21. Oktober 2009, abgerufen am 14. November 2020.
  3. Loay Mudhoon: Arabische Welt – Kommentar: Was vom Frühling übrig blieb. In: Deutsche Welle. 10. November 2018 (URL, abgerufen am 14. November 2020).
  4. Ruth Kirchner: Chinas Internet – „Es gibt überhaupt keine Freiräume mehr“. In: Deutschlandradio. 22. November 2014 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Hintergrund, URL, abgerufen am 14. November 2020).
  5. Matthias Gretzschel: Serie: 20 Jahre Friedliche Revolution – Die "Pekinger Lösung" und die Ostdeutschen. abendblatt.de, Funke Medien Hamburg GmbH, Hamburger Abendblatt, Hamburg, Deutschland, 4. Juni 2009, abgerufen am 14. November 2020.
  6. China – Mörderischer Protest. Neue blutige Unruhen 30 Jahre nach dem tibetischen Volksaufstand: Peking verhängte das Kriegsrecht. In: Spiegel Online. Nummer 11/1989, 13. März 1989, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 15. November 2020).
  7. Antonio Cascais: Afrika – Angela Merkel bittet zum Tanz: Der nächste Diktator, bitte!. In: Deutsche Welle. 11. Oktober 2016 (Aussage von dem entwicklungspolitischen Fachjournalisten Martin Zint, URL, abgerufen am 14. November 2020).
  8. Henry Bernhard: 70. Geburtstag von Rio Reiser – Rio Reisers Konzerte in Ost-Berlin. In: Mitteldeutscher Rundfunk. 9. Januar 2020 (URL, abgerufen am 14. November 2020).
  9. Jasper Barenberg: Parteivorsitz – Historiker: CDU wieder optimistisch in die Offensive bringen. In: Deutschlandradio. 15. Februar 20 (Deutschlandfunk / Köln, Interview mit dem Historiker Andreas Rödder, Text und Audio, Dauer 13:48 mm:ss, hörbar nur bis 19.01.2038 wegen des deutschen Telemediengesetzes (TMG) in Verbindung mit dem Rundfunkstaatsvertrag in der Fassung der 22. Änderung, URL, abgerufen am 14. November 2020).